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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0165
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VERANTWORTUNG 161
mir selbs noch zeügknüß geben zu Heydelberg und wo ich bey inen
gewont hab. Darumb bin ich aber nit dest besser und gar nichts gerecht-
fertigt. Aber nachdem ich bey inen etwas herfürkommen und zu Heydel-
berg in irer Theology Bacculareus worden was und Meyster der Studen-
5 ten, als sye es heyssen, desßhalb mir gepüret, auch in der heiligen
Schrifft etwas zu lesen, dieweil ich dasselbig nit wolt obenhien schlecht,
wie ein Nunn den psalter, lesen und die zeyt all in irem Thoma und
Meyster von den hohen sinnen22 verzeren, sonder auch neben der
göttlichen schrifft, die ich mit bestem fleiß, als ich dazumal mocht, laß,
10 den jüngern brüdern, die bey in mit vil arbeyt nichts lernen, etwas
dyenstlich zu latinischer und Griechischer sprach lernen wolt, do was
kein größer übelthäter im orden dann ich, und so man gefolgt het dem
ellenden feynd Christi Jacob Hochstraten23, ketzerischen meyster zu
Cöln, mit seinem anhang, Cuntz köllin von Ulm24 und dergleichen,
15 der Nunnen möstling, so hette man mir nit allein das lesen gar ver-
botten, sonder auch aller eeren und grad bey inen entsetzet und villeicht
noch anders mit mir umbgangen. Fürnemlich nach dem sye innen
waren worden, das ich mit etlichen gelerten leüten kuntschafft25 hatt.
Dann ich acht, das kum ein ander münch seckten sey, die gelerten leüten
20 so häftig zu wider sey und all- | weg gewesen als die Predigermünch26.
Dann inen vileicht wee thut, das die leüt nit me so blind wöllen sein
und sye für geleert halten, die nichts wissen doch, dann ein wenig in
den verfürischen unchristlichen büchern ires Thomas von Wasserburg,
den sye von Aquino nennen.
25 Also, do ich nun sah, das anders nit do was, dann Christum und sein
heiliges Evangelium verlassen und der thomischen falschen leer an-
hangen und dieselbig andere auch lernen ja mit verfüren, wo ich bey
inen hette wöllen bleiben, dann es dozu kummen was, das mich der
gemelt ellend Hochstrat mit seinem anhang Bäpstlichen bottschafften,
30 die dozumal zu Worms bey Keiserlicher majestat woren, das yetzt umb

22. Für den magister sententiarium Petrus Lombardus prägte Luther den Namen
»Meister von den hohen Sinnen«. Diesen Ausdruck übernimmt B. von ihm; vgl.
Scheel: Dokumente zu Luthers Entwicklung. 1929. S. 207, 39.
23. Über den Ketzermeister in Köln, Jacobus Hoogstraten, den Ankläger im
Reuchlin-Prozeß, der Ende 1520 sein gegen B. gesammeltes Material dem Nuntius
Aleander übergab, vgl. Adam, S.48; RE 16,683-687; N. Paulus: Die deutschen
Dominikaner im Kampf gegen Luther, 1903. Aleander hielt sich um Weihnachten
1520 in Worms auf.
24. Über den Kölner Professor Konrad Köllin vgl. H. Wilms: Der Kölner Univ.-
Professor Konrad Köllin, 1941. Melanchthon nennt ihn einen pinguis hirquitallus
(CR I. 317).
25. Bekanntschaft. B. korrespondierte mit Beatus Rhenanus, Capito, Spalatin,
Luther, Hutten, Sapidus und Gerbel.
26. B. denkt an die Rolle der Dominikaner im Reuchlin- und im Lutherstreit.

hochstrat .

Prediger münch.
B 1 a
 
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