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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0171
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lang keüscheit zu halten und der Ee sich entschlagen. unangesehen, ob
ynen die gob, auß der Ee keüscheit zu halten, von gott geben sey oder
nit, auch ob sye schon brennen, das sye doch nit sollen zur Ee greyffen.
das doch der geyst gottes durch Paulum und sunst gebeütet. Wiewol
5 die subtylen münch sagen, ein münch brech sein gelübd nit, so er
unkeüsch sey auß der Ee, sonder sünd allein wie ein ander mensch wider
das verbott gottes, zu meiden die unkeüscheit. allein wo er eine zu der
Ee nem, das sey wider die gelübd gehandelt, dann man verlob nur das,
do von im selb nit unrecht sonder frey sey, was von im selb unrecht
10 ist, das sey zuvor verbotten, man dörffs nit verloben. Sye haben aber
leyder ir eygen wort nit verstanden und ynen zur hurerey und zu un-
genanter unkeüscheit hyemit rum gemacht und allein in selb die heilig
Ee und göt| lichen stand verschlagen. Dann so sye liessen wor sein,
als dann wor ist, das man nichts geloben darff, das man vorhyn auß
15 götlichem gebott schuldig ist, und nichts verloben, das der herr zuvor
verbotten hat, hetten sye gar nichts dürffen geloben. Dann der herr hat
uns alles guts gebotten und alles böß verbotten und ist nichts übrig
weder bößes, des wir uns durch gelübd mögen entschlagen. noch guts,
zu dem wir uns mit gelübd künden verbinden. Auß den höchsten und
20 ersten gebotten der liebe gottes und des nechsten seind wir zuvor
schuldig, das wir mit allem unserem thun und lan dohyn trachten, das
wir gott auß gantzem hertzen lieben und unserm nechsten den besten
frummen schaffen. Deßhalb dyenet hyezu, auß der Ee zu bleiben, und
hat dir gott die gob der keüscheit uß der Ee verluhen, so bist du on das
25 schuldig, frey zu bleiben. Ist dir aber die Ee dyenstlicher, so bist du
schuldig, in die Ee zu kummen. Dergleichen ist es mit allen andern
eüsserlichen dingen als betten, fasten, wachen, arbeiten, singen, lesen,
kleidung, speyß und was des dings ist. Ein yeglicher christ ist nit allein
schuldig, sonder auch durch den geist gottes geneigt, in den dingen
30 allen sich also zu halten und sich ir mit der maß gebrauchen oder ent-
schlahen, das die eer gottes und des nechsten heyl am besten möge
gefürdert werden, was darffs vil gelobens? Ist ein sach, die du thun
magst, zun eeren gottes und des nechsten frummen fürderlich, so bist
du solchs on das schuldig, hasts auch vor zu thun im tauff gelobet. Ist
35 sye aber hyezu nit fürderlich, so bist du aber schuldig, ir musßig zu
ston.
Uß disem nun ist leichtlich klar, was die Evangelisch keüscheit sey.
Die anderst nüt ist, dann der sucht des fleischlichen lusts abston und aller
hurerey sampt andern verbottenen unkeüscheiten. Weiters findest du
40 in göttlich-| er schrifft nit gebotten nach41 geroten. und ist doch alles
heyliges, keüsches und gottseligs darin begriffen, dann sye endricht und

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41. Noch.

41. Noch.
 
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