Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0178
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

der sye sich nit schämen, sonder für gut halten. Dann so ich in anzöigt
hab, das auch das wider gott ist, das sye für gut halten, werden sye
selbs wol wissen, wie es umb das ander stande. Das ich aber etlich mit
nammen sonderlich antast hab, ist allein die ursach, das sye dem gött-
lichen wort zu wider seind und ires lestern kein end wissen. Wiewol 5
ich auch von inen nyt geschriben hab, dann eben des sye berumpt sein
wöllen.
Nun uffs kürtzest. Ich hab ein jungkfraw zur Ee genummen,
die in eim closter gewesen ist, und hat mich auch noch nit geruwen.
Ich habs auch bekant vor meins gnedigen herren von Straßburg Vicary 10
und vor einem ersamen weisen Rath der statt Straßburg, meinen
Butzers erbyeten. gnedigen herren, und mich dobey erbotten, mich in todt zu geben,
wo do möchte bey bracht werden, das ich in solchem wider gott und
sein gesatz, das ye billich allen satzungen soll fürzogen werden, ge-
sündigt hab. Oben hab ich schrifft anzöigt, darum das closterleben zu 15
verlassen sey und das kein christenmensch sich mit gelübd verbinden
mag, zu lassen das besser und dem bösern anzuhangen. Nun haben
wir leyder erfaren, das uns christlichk zu leben das closterleben in vil
und unzälige weg ist hinderlich gewesen, so haben wir uns in Eelichen
stadt64 begeben, do haben wir befunden, das er uns, gott zu gefallen, 20
D 2 a fürderlich ist. Deßhalb soll uns weder closter | noch kutten oder eynich
gelübd hyeran hyndern. und wer uns darüber schyltet, schyltet uns ums
gut, zöigt an, sich ein feyndt sein gottes und aller erbarkeit. Weiter
verantwortung ist nit vonnöten, dann von der Ee, das die nyemant
mag verbotten werden, dann allein von teüfels leereren, ist so vil nun 25
geschriben, das on zweifel die guthertzigen hyerab ein scheüw tragen.
Den andern, dieweil unrein ist ir gemüt und gewissen, mag mein Ee
auch nit vor in unverlestert bleiben, was kan aber ich darzu ? Hurerey
und Eebruch ist ir gewonheit, wie wolten sye dann ab der Ee ein
gefallen tragen? Die frummen aber werden das werck gottes, den 30
heiligen Eelichen standt, in niemant verachten oder schelten, so in doch
sant Paulus an einem bischoff, dem höchsten prediger und den er doch
will gantz unsträflich haben, nichts scheüwet sonder mer erfordert,
damit er dester basß on nachred bleibe allen gleubigen zu eim christ-
lichen fürbild. 35
Antwort uff den fyerden artickel, das ich meiner hauß-
frauwen ursach geben soll meyneydig zu leben.
Uß disem ist auch clor, das ich meiner haußfrauwen kein ursach bin,
k) christlih.

64. Stand, Lebensführung.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften