206 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
schedlichste schmach und lesterung Christi Jesu, unsers herren und
heyland, ist, meinen und sagen, das der priester in der meß in auff-
opffere40, darumb dieweyl das liecht mit der finsternuß kein gemein-
schafft hat, Christus mit Belial nit stimmet und der gläubig mit dem |
C1b ungläubigen kein teyl hat. 2. Corint. 6 [14-15], haben wir alles, so on 5
grundt der schrifft, zu befestigen und schmucken gemelte schmach und
lesterung Christi und götlicher gnaden, zum nachtmal des herren hin
zu thon gewesen ist, gentzlich in unser gemein hingelegt und abgestelt,
also das wir nit me den namen meß, sonder (nachtmal des herren)
brauchen. Welchs wir zu gedechtnuß des tods unsers herren41 und keins 10
weg für ein auffopfferung seins leibs und bluts halten, on auffhebung
des brots und kelchs und auch nit, es seyen denn etlich, die mit das
brot und den kelch des herren empfahen, dazu braucht der priester und
diener der gemein kein sonderlich kleid, denn das man ein chorrock
heist und nichs der opfferlichen kleider als alb, stol, casel etc. noch auch 15
ander geperden von menschen on das wort gottes erdichtet.
Dieweyl nu aber nit gnug ist, thun, das in im selb recht und billich
ist, sonder eim Christen gepürt, so ferr im müglich, zu versehen, das sein
thun auch den erwelten besserlich sey, den verworffnen muß ein geruch
des todts sein42, was man guts anfahet. Dann die rechte Christliche lieb 20
erheischet, das wir zu heyl unserer nechsten auch zu sterben bereit seien,
wie dann uns der herr thon hat, ich schweig, das wir in anderm inen
besserlich zu sein uns befleissen. Dazu ermanet Paulus die Römer 15g
[2-3]: Es stelle sich, spricht er, ein jegklicher under uns also, das er seinem
nechsten gefalle zum guten, zur besserung. Denn auch Christus nit an im selber 25
gefallen hette, sonder wie geschriben steet: Die schmach deren, die dich schmehen,
1- Cor. 10 [31-11,1] seind über mich gefallen. Und den Corintiern schreibt er also zu: Ir esset
nun oder drinckt oder was ir thut, seit unanstössig beide den kriechen und
juden und der gemein gotes, gleich wie ich auch jeder man in allerley mich gefellig
C 2 a mache und suche nit, was mir, sondern was vilen zutreglich ist, das sye | selig 30
werden. Seyt mein nachfolger gleich wie ich Christi.
Darumb wolten wir, so ferr nur möglich, gar gern alles, so wir in
disem und anderm auff und durchs gotswort geendert und bessert
haben, jederman gefellig und besserlich machen. Damit wie es in im
selb alles recht und götlich ist, auch von menigklich dafür gehalten 35
und angenommen wurde zu der ere gottes, des wort wir in disem
gefolget haben und auch frummen und auffbawen aller, die sich Christo
versprochen haben, das auch sye understanden, der stimm ires hirten
g) Römer 14 AB.
40. Zum Opfergedanken in der alten Kirche vgl. F. Renz: Die Gesch. des Meß-
opferbegriffes, Bd. II. 1902. S. 139ff.
41. Vgl. 1 Cor 11,24-26. 42. Vgl. 2 Cor 2,16.
schedlichste schmach und lesterung Christi Jesu, unsers herren und
heyland, ist, meinen und sagen, das der priester in der meß in auff-
opffere40, darumb dieweyl das liecht mit der finsternuß kein gemein-
schafft hat, Christus mit Belial nit stimmet und der gläubig mit dem |
C1b ungläubigen kein teyl hat. 2. Corint. 6 [14-15], haben wir alles, so on 5
grundt der schrifft, zu befestigen und schmucken gemelte schmach und
lesterung Christi und götlicher gnaden, zum nachtmal des herren hin
zu thon gewesen ist, gentzlich in unser gemein hingelegt und abgestelt,
also das wir nit me den namen meß, sonder (nachtmal des herren)
brauchen. Welchs wir zu gedechtnuß des tods unsers herren41 und keins 10
weg für ein auffopfferung seins leibs und bluts halten, on auffhebung
des brots und kelchs und auch nit, es seyen denn etlich, die mit das
brot und den kelch des herren empfahen, dazu braucht der priester und
diener der gemein kein sonderlich kleid, denn das man ein chorrock
heist und nichs der opfferlichen kleider als alb, stol, casel etc. noch auch 15
ander geperden von menschen on das wort gottes erdichtet.
Dieweyl nu aber nit gnug ist, thun, das in im selb recht und billich
ist, sonder eim Christen gepürt, so ferr im müglich, zu versehen, das sein
thun auch den erwelten besserlich sey, den verworffnen muß ein geruch
des todts sein42, was man guts anfahet. Dann die rechte Christliche lieb 20
erheischet, das wir zu heyl unserer nechsten auch zu sterben bereit seien,
wie dann uns der herr thon hat, ich schweig, das wir in anderm inen
besserlich zu sein uns befleissen. Dazu ermanet Paulus die Römer 15g
[2-3]: Es stelle sich, spricht er, ein jegklicher under uns also, das er seinem
nechsten gefalle zum guten, zur besserung. Denn auch Christus nit an im selber 25
gefallen hette, sonder wie geschriben steet: Die schmach deren, die dich schmehen,
1- Cor. 10 [31-11,1] seind über mich gefallen. Und den Corintiern schreibt er also zu: Ir esset
nun oder drinckt oder was ir thut, seit unanstössig beide den kriechen und
juden und der gemein gotes, gleich wie ich auch jeder man in allerley mich gefellig
C 2 a mache und suche nit, was mir, sondern was vilen zutreglich ist, das sye | selig 30
werden. Seyt mein nachfolger gleich wie ich Christi.
Darumb wolten wir, so ferr nur möglich, gar gern alles, so wir in
disem und anderm auff und durchs gotswort geendert und bessert
haben, jederman gefellig und besserlich machen. Damit wie es in im
selb alles recht und götlich ist, auch von menigklich dafür gehalten 35
und angenommen wurde zu der ere gottes, des wort wir in disem
gefolget haben und auch frummen und auffbawen aller, die sich Christo
versprochen haben, das auch sye understanden, der stimm ires hirten
g) Römer 14 AB.
40. Zum Opfergedanken in der alten Kirche vgl. F. Renz: Die Gesch. des Meß-
opferbegriffes, Bd. II. 1902. S. 139ff.
41. Vgl. 1 Cor 11,24-26. 42. Vgl. 2 Cor 2,16.