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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0274
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Unser kirchen götzen seind
abgötter.

O3a

Erfarnuß zu Straßb., das
götzen tatlich abthun von
nöten ist.

O 3 b

also allenthalb in der schrifft wider die götzen und bilder gepotten und
trawet würt. Nun mag niemant leücken, unsere kirchengötzen und
bilder werden als gottgefellig ding gemacht, sye werden anbettet, das
ist, man neigt sich vor in, entdeckt das haubt, falt für in auff die knewe,
das dann das hebreisch wörtlin, wölchs hie anbetten verdolmetschet ist, 5
heisset, man verheist fert zu in, man opffert in, man zierdt und schmucket
sye, bawet in heüser, gerems und kefig und, was darff es wort, was je
abgötischen bildern geschehen ist, das geschicht auch disen. Darumb
sye vilen nit mer nichtige götzen seind, sonder grewliche abgöter, an
den sich das arm volck verderbt und an glauben und lieb ein grewlichen 10
anstos nemet. |
Deßhalb alle Christen kein möglichen fleiß sparen sollen, das sye
abthon werden, fürnemlich durchs wort auß den hertzen und darnach
auch thetlich auß den augen umb der schwachen und einfeltigen willen,
wölche, man sag und predig wie hefftig man wöll, noch imer ein aber- 15
gläubische achtungc auff die götzen haben. Wir haben hie mit allem
fleyß nun lang prediget, das man gott im geist und nit an götzen dienen
sol, nit an die stummenden menschen bilder, sonder an die lebendige
gotes bilder unsern nechsten kost wenden und guthaten bewysen, noch
alß auß befelch eins Ersamen raths nur die ergerlichsten götzen, denen 20
die thorechten leüt am meisten kertzen gebrennet und dienet haben,
außgemustert wurden. Waren nit wenig deren, die auch meinen, sye
haben das wort gleich wol gefasset, die ab solchem bild abthun ein
hertzlich beschwerd hatten, die doch nun durch solche that sampt dem
wort den götzen und bildern gar abgefallen seind. Als tieff hat diser 25
aberglaub und achtung der bilder ingewurtzelt und wil bey vilen zu
dem wort auch thätlich exempel haben.
Wölche doch, wo nit do der gemein gut verwilligung ist, der ober-
keit als ein abthun eüsserlicher ergerniß zu stat und keinem besondern
menschen, wie wir auch von keinem propheten noch Apostlen lesen, 30
wie vil sye wider den götzendienst gepredigt und geschrawen haben,
das ir einer je thatlich ein götzen hette abthon. Zun zeiten Esaie, Hieremie
und aller propheten waren zu Hierusalem vil götzen, wider die sye wol
hefftig predigten, aber theten mit eigner handt noch nie keinen hinweg.
Dann wer nit über ander leüt gesetzet ist, der soll nur mitt worten 35
leren und die mit seinem eigen exempel bestetigen, weiters mag nit
gepüren denn allein denen, die den andern seind fürgesetzet. Darumb
wie Johannes Herodi wol frey | prediget, das er nit solte die Herodiadem
c) achtnng AB.
genannt, wie es Zwingli auch schon getan hatte (CR Zw. 2, S. 710,24). B.
schließt sich an den Bericht der zweiten Zürcher Disputation fast wörtlich an; vgl.
ebd., S. 709,10ff. und S. 712,25 ff.
 
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