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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0276
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

so hin und her, nemlich do hin man fert thut, für gon, die nit zu zelen
seind, folget worlich das Christlich oberkeit solche ergernüß und hinder-
nüß am reich gottes solle abstellen, dann sye je den bösen wercken zu
förchten ist.
Und ob das schon nit jederman gefiele, sollen sye dencken, das anders, 5
was sye Christlich und erbars setzen, auch dem grössern hauffen, der
nichs sol, nit gefallet. Die oberkeit ist ein dienerin des gesatzes, von
welchem die ungerechten, ungehorsamen, unheiligen etc. nit gefreyet
seind, allein: dem gerechten ist kein gesatz geben, 1. Timoth. [1,9]. Wo auch
Christlich gemeinden seind, solten sye um abthun der götzen und was 10
sust heilsamer lere entgegen ist, dieweil je der schwachen vil seind,
denen worlich thätlich exempel zum wort wöllen von nöten sein, an
ire oberkeit flehlich sinnen und bitten. Dann ob schon jederman wüste,
das der götz nichs ist und sich niemant dran stiesse, das doch leider
nit ist und täglich bescheynet noch, so wir nur ein gott haben, der 15
unsichtbar ist und nie kein mensch gesehen hat auch nur ein Christum203,
der wol ein mensch, hat aber sein menschlich und leyplich gegenwertikeit,
als uns unnütz, auß den augen thon, so sollen wir gott im geist und der
worheit dienen204, allen kosten und guthat auff die armen wenden, wie
der herr sagt: verkauff alles, das du hast, und gibs den armen [Mt 19,21], 20
O4b wie solte uns doch nit ein grewel sein, so vil götzen und | bilder,
die wider das wort gottes auß vilen abgöttischen fablen herkomen
in unsern kirchen, do man das einig wort gottes leren und halten
sol, dulden.
Es ist wor205, auß dem hertzen müssen die götzen erstlich gerissen 25
werden und das durch das wort, alsdann schaden sye nichs, aber freylich,
wem sye auß dem hertzen seind, der würt sye auch ungern umb sich
sehen, dieweyl er weiß, das inen götlich eer bewisen ist und noch von
vilen bewisen würt. Und wann sye so wenig schieden, warumb hat sye
dann gott, der je der weysest und nichs vergebens gebotten oder ver- 30
botten hat, so grewlich allenthalb in der schrifft verbotten? Sagstu,
wir seind des gesatz frey. Antwurt: ja, das klein heüfflin der erwölten,
der ander, der groß hauff muß heütigs tags als wol als zun zeiten Mose
durchs gesatz und schwerdt regiert werden, darzu was gebot seind, die
glaub und lieb belangen, als die zehen gepot, in deren ersten die getzen 35
verpotten seind, sollen von menigklich allwegen geübt und gehalten
werden.
Und was wolten die bilder anders bringen, dann sye je und je bracht
haben, groß ergernüß und schaden, wie alle ding wider das wort gotes
fürgenomen? Darumb, wer Christen ist und weiß, das er alle ding zu 40
203. Jo 1,18. 204. Jo 4,23.
205. Die Zürcher Meinung wird von B. bestätigt. Vgl. CR Zw 2, S. 710,7ff.
 
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