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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0337
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

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vnd gewyhten schlussel, seil, kelch vnd bucher in die hend zu geben151 ,
das man die weyhe heist, noch auch die krancken salbe, das man die
ölung heist 152. So ist die eh im paradyss vffgesetzet nit zu einem zeichen
etwas zu glauben, sonder alss ein notiger, heiliger stadt153, erber vnd
5 der welt nutzlich zu leben. Seytenmal wir dan by der schrifft allein
bliben sollen, mögen wir gemelte dry sacrament, firmung, weihe vnd
ölung, lossen | cerimonien sein vnd kirchenpreuch154, aber dem tauff f°37r
vnd dem nachtmal des heren155 sy gar nit vergleichen oder zugeben.
Die eh soll hoch gehalten werden, dann die die schrifft hoch anzeigt,
10 doch alss ein heiliger stat vnd nit alss ein zeichen, sonderlich etwas zu
glauben oder sich zu erinnern, eingesetzet.
Das aber fur die ölung anzogen wurdt vss Marco am 6. [12-18], do
geschriben stot von den jungern Christi: Sy giengen vss vnd predigeten, man
solt sich bessern, vnd triben fil teuffel vss vnd salbeten fil siechen mit öl vnd machten
15 sy gesundt, vermag nit ein sacrament druss zu machen156. Dan Christus
hat solchs nit geheissen noch eingesetzet, etwas do by zu glauben oder
zu dencken, alss er der tauff vnd sein nachtmal hat die junger heissen
treiben vnd andere leren157, sonder die junger haben noch des lands
sitten die krancken mit öl gesalbet (wie solchs auch gegen gesunden
20 bruclich was, wie das wol ist vss den euangelien zu vermercken, vnd
nemblich Lucae am 7. [46], do der herr zum Symon sagt: Du hast mein
haupt nit mit öl gesalbet), vnd haben sy aber vss der crafft Christi gesundt
gemacht. Also marci am letsten [18] stot geschriben von den gleubigen:
vff die krancken werden sy die hend legen, so würts besser mit inen werden. Vss
25 disem | wer wol besser ein sacrament zu machen, dan do ist ein ver- f° 37 v
heissung vnd hats der her selber gesagt158, dar zu nit allein den apostolen,
sonder denen, die auch durch die apostolen zum glauben kumen werden.
Vnd wo ieman wolt sagen, die weil die gnad durch vfflegung der hende
gesundt zu machen nit gemein ist, so kan das vfflegen der hend kein
30 sacrament sein, antwort man im, machen doch die pfaffen, wen sy die
krancken schmiren, auch nit gesundt, wie die apostel thetten; ia si
schmyren sy nit, sy syen den gantz der hoffnung, das sy sterben werden159.
Nun aber stot geschriben, das die apostolen salbten fil krancke mit öl
151. Bei der Weihe werden dem Ostiarius Schlüssel und Seil, dem Lektor ein
Buch, dem Diakon der Kelch übergeben. Vgl. E. Eisenhofer: Grundriß der Liturgik
des römischen Ritus, S. 286ff.
152. Vgl. Luther, WA 6,549,30-550,20 (Captivitate). 153. Stand.
154. Vgl. Luther, WA 6,571,24-28; ebd. 550,9-20; ebd. 560,24-30 (Captivitate).
155. B. übergeht die Beichte mit Stillschweigen. Vgl. Luthers schwankende Stellung
in De captivitate, besonders seine Ausführungen WA 6,572,10-22.
156. Vgl. Luther, WA 6,569,37-570,10 (Captivitate).
157. Vgl. Luther, ebd. 568,8-19.
158. Vgl. die oben, Anm. 156, angeführte Stelle aus De Captivitate.
159. Vgl. Luther, WA 6,569,5-21 (Captivitate).
 
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