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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0341
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

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so sy die geloben, dorffen sy, was in got zeitlicher norung geben hat,
keinem armen, das got gepotten hat, mitheilen, sonder alss vff des
closters hauffen scharren, es sy mit wucher, vnbilligen zinsen, wie es sich
halten mag, so darff ein ordens person nur immer zum closter vnd nichs
5 do von geben, wie fil es joch190 hab. Nun hat Christus gesagt: verkaufft,
was ir habt vnd gebt es den armen191, das muss aber nyt gelten von des
gelubds wegen, so die ordens person thon hat. Eben das ist es mit der
keuscheit192: die soll ein ieder Christ halten, es sy in der eh oder drussen,
noch dem im gnad verlyhen ist, dan nit einem ieden gegeben ist, vss
10 der eh keusch zu leben, Math. 19 [3-12], aber die ordens leut, vnan-
gesehen, was einem ieden geben ist, verloben193 die eh, das kein schrifft
gotes leret, doher dan folget ein so jemerliche keuscheyt, das die gantze
welt do von zu sagen vnd singen hat. Also ist nun clar, das die closter
gelubd, seyten mal sy on glauben, on wort gotes, ja wider das wort
15 gotes sind, das sy nienen binden, sonder ein iedes ist fry, wo es verhoffen
mag, vss der monchery oder nunnery christlicher | zu leben, das selbig f° 41 v
anzunemen. Ja es ists schuldig, dan ein yedes dem besten nach streben
soll194.
[VIII. Art.]
20 Ferner folget noch der acht articel, das vff die furbitt der heiligen, auch VIII
der muter gotes nieman zu wysen ist195. Dan wie wol sein mag, das sy
on vnderloss fur vnss bitten, so heist vnss doch die schrift an keinem
ort, ire furbitt suchen, sonder wyset vnss vff Christum, vnsern einigen
mitler196, wie Paulus sagt, 1. Timoth. 2 [5]: Ein got, ein mitler zwischen
25 got vnd den menschen, nemlich der mensch Jesus Christus. Jo. in seiner ersten
epistel 2 [1-2] nennet in vnsern fursprecher vnd versunung für vnser
sünd. Die weil er vnss dan allein den vater versünen kan, des halb das
er fur vnss sein blut dargeben hat, das weder seine wirdige muter noch
andere heiligen gethon haben, vnd auch, seytenmal er vnss am aller
30 liebsten hat vnd mer barmhertzig ist, dan seine muter vnd alle seine
heiligen, so gepurt es sich, das man by im allein blib vnd andere fur-
sprecher nit such, so doch nieman vnss zu helffen | mag geneigter sein f° 42 r
noch geschickter oder der es bass197 vermogte. Was wir den vater in
seinem namen bitten, wirdt vnss werden; was wolten wir me? Aber
35 die wirdig jungfraw vnd muter Christi sampt allen frumen abgestorben
190. Auch immer. 191. Vgl. Mt 19,21.
192. Vgl. Luther, WA 8,585,2-37 (Votis). 193. Abschwören.
194. Vgl. WA 6,540,27-33 (Captivitate).
195. Vgl. zum Folgenden »Summary«, Abschn. 35, und Luther, WA 7,567,34
bis 569,9 (Magnificat).
196. Vgl. Luther, WA 11,451,32-452,6 (Vom Anbeten des Sakraments).
197. Besser.
 
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