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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0342
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338 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
heiligen soll man erhen, das ist got loben, der so grosse ding mit inen
gewurcket hat, do her man sy so gross halten soll, das man allen fleiss
furwende in nochzukumen vnd got dem herren, wie sy zu gefallen in
allen dingen. Höher er vnd gefallens mag man den heiligen nit bewysen,
dan wie sy vff erden grossere freud nit mochten haben, dan das sy fil 5
zu gotlichem leben brochten, also soll sy ietz nieman achten, das sy
anders gesynnet syen vnd inen gefallen liessen fil vnverstendig erkaufft
geseng vnd gemurmel, kertzen brennen, bilder machen vnd zieren, dies
oder jenes nit essen, müssig gon vnd der gleichen. Aber man folg irem
glauben nach, wie zun Hebreern 13 [7] stot: ieb den weidlich mitt 10
guten wercken, do mit bewyset man inen die hochste er. |
[IX. Art.]
f° 42 v Zum neunden folget auch, das man kein fegfeurI98 predigen soll, dan sein
auch in der gantzen bibel nienen199 gedocht wurdt. Dan das 1. Pet. 3
[19] gemeldet wurdt, das Christus hab geprediget den geistern, die im 15
gefengnuss woren, die vorzeiten vngleubig woren, erzwingt nichs, das
darumb ein gemein200 fegfeur sye fur alle, die so noch nit fur ire sund
genug gethon haben vnd denen die sund wol verzihen sy, aber die
schuld noch nicht bezalt. Dan Christus ist vnser versünung fur vnser
sund, 1. Jo. 2 [1-2]: er hat dar für genug gethon; so findet sich in keiner 20
schrifft, das er ieman die sund verzeyhe vnd er aber doch erst musst
dor fur genug thun. Zu dem allen wurdt in dem spruch gemeldet von
den vngleubigen, denen erst Christus habe müssen predigen; nun
setzet die pfaffheit nur die gleubigen in das fegfeur, die, wie gemeldet,
noch nit got fur ire sund genug gethon haben201. Mer findet man in 25
aller schrifft kein ort, das von andern melde, die also nach irem ab-
sterben in einem kerker gehalten syen, furnemlich noch der vffart
Christi. Nun, was nutz vnd not zu wissen, hat die schrifft alweg an fil
f° 43 r orten | hell vnd clar bezeuget202. Also von dem gericht gotes, durch
das die gleubigen zum himel vnd die vngleubigen zur hellen geschickt 30
werden, hat die schrifft allenthalben fil, von dem miteln203 fegfeur aber
nit ein wortlin, vnd gon doch die geistlichen mit keinem mer vmb vnd
habends inen zu einer richen fundgruben gemacht204. Vber das alles
spricht Petrus an gemeltem ort, das Christus getötet am fleisch, lebendig
198. Vgl. zum Folgenden »Summary«, Abschn. 36, und Luther, WA 7,451,8
bis 455,24 (Grund und Ursach).
199. Nirgends. 200. Allgemein.
201. Vgl. Denzinger, Nr. 693 (Laetentur coeli, 1439).
202. Vgl. WA 7,453,21-28 (Grund und Ursach). 203. Mittelweg.
204. Vgl. Luther, WA 7,149,27-28 (Assertio), und Erasmus, Holborn, 206,29
bis 207,7 (Ratio seu methodus).
 
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