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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0360
356
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
lieb vnd einigkeit suchen, so bey euch durch vngeschickte predigen, wie
vns anlangt, größlich verletzt werden. Die zeit, so ettlich vß vnß hie
zu Straßburg die geschrifft gepredigt, hat gott gnad vnd vffgang seiner
leer verluhen. Also das auch die nachgebauren22 von anderen flecken här
sind komen, das wort zuhören. Wie dan gott zu vnsern zeitten viler
menschen hertzen berierte vnd andacht verluhet zum gnadreichen
Euangelio. Nun wurdt geredt, das auch ettlich biderleutt euwer pfaruer-
wandten23 glichermassen hie predig gehört haben. Darob jr sollen myß-
fallen vnd verdruß genomen vnd euwern helffern vnd andern alß
Stationiereren24 vnd munchen, so offt bey euch die zeitt vff der Cantzel
vertreiben vnd jre eigne sachen vß richten, befelch geben oder ioch vffs
wenigst gestatt haben sollen, das sie die frumen vnd vnschuldigen leutt,
die zum wort begirig sindt, schwerlich verlumbden, schelten vnd be-
ruchtigen25, alß ob sy die schadhafftigsten, ergsten ketzer weren vnd
vnser, der lumpenprediger — alß die euwern vnß nennen —, anhenger,
vff welche man auch die schrifften, so wider die falschen propheten
durch gott, den heilgen geist, jngeben, zwingen wil, alß ob die geschrifft
falsch propheten nennet, so den woren propheten vnd der heilgen
schrifft allein anhangen mit vermeydung alles das, das der selbigen zu
wider vnd vngemeß erdacht vnd vffbracht ist, vnd von der Cantzel, das
ein statt der worheitt sein solt, wurt vnuerschampt gelugen vnd gesagt,
das die hörer des worts auch das wort selbs widerfechten vnd gar ver-
nichten, so sy doch das wort gotts allein ansehen, alle andere stempenien26
die neben vnd wider den geist gotts vffbrocht sind, abstellen, vff das jnn
dem weyther raum habe die vnbegriffliche warheitt, vnnd der gestalt
reden die euwern von der Cantzlen wider disse so gutthertzige menner,
alß ob sy vff kein geschrifft sich begeben wölten, sonder nuw vnd alt
testament jrs gefallens zugleich leugneten, also das sy vffs alt testament
sich berufften, wan jn das Neuw wurt furgeworfen vnd widerum, das
sy leugneten das Alt, wo es jnn zu wider vnd dann das Neuwe fur-
brechten, so sy doch offentlich verjehen27, das das Alt vnd Neuw
Testament vß einem glichformigen geist härkomen, dar durch sy verhaßt
werden dem vnuerstendigen hauffen, der jnen vnder augen schmelich
zu spricht vnd abscheulich ab jnen speuwet28, Was ist nun anders ver-
mutlichen29, dann das die fromen byderleütt eins erbarn Raths wider die
selbige vnsere brüder auch verbittert werden vnd sich also dem wort
mit euch widersetzen, dann die helffer jn allen predigen, das sy das
fridsam wort verkunden solten, stossen vß jren groll vnd vnwillen wider
22. Nachbar. 23. Pfarrkinder, Gemeindeglieder.
24. Bettelmönch, der mit Reliquien und Heiligenbildern handelt, wandernder
Krämer.
25. In Verruf bringen. 26. Tändelei, unnützes Tun.
27. Verkündigen. 28. Spotten. 29. Wahrscheinlich.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
lieb vnd einigkeit suchen, so bey euch durch vngeschickte predigen, wie
vns anlangt, größlich verletzt werden. Die zeit, so ettlich vß vnß hie
zu Straßburg die geschrifft gepredigt, hat gott gnad vnd vffgang seiner
leer verluhen. Also das auch die nachgebauren22 von anderen flecken här
sind komen, das wort zuhören. Wie dan gott zu vnsern zeitten viler
menschen hertzen berierte vnd andacht verluhet zum gnadreichen
Euangelio. Nun wurdt geredt, das auch ettlich biderleutt euwer pfaruer-
wandten23 glichermassen hie predig gehört haben. Darob jr sollen myß-
fallen vnd verdruß genomen vnd euwern helffern vnd andern alß
Stationiereren24 vnd munchen, so offt bey euch die zeitt vff der Cantzel
vertreiben vnd jre eigne sachen vß richten, befelch geben oder ioch vffs
wenigst gestatt haben sollen, das sie die frumen vnd vnschuldigen leutt,
die zum wort begirig sindt, schwerlich verlumbden, schelten vnd be-
ruchtigen25, alß ob sy die schadhafftigsten, ergsten ketzer weren vnd
vnser, der lumpenprediger — alß die euwern vnß nennen —, anhenger,
vff welche man auch die schrifften, so wider die falschen propheten
durch gott, den heilgen geist, jngeben, zwingen wil, alß ob die geschrifft
falsch propheten nennet, so den woren propheten vnd der heilgen
schrifft allein anhangen mit vermeydung alles das, das der selbigen zu
wider vnd vngemeß erdacht vnd vffbracht ist, vnd von der Cantzel, das
ein statt der worheitt sein solt, wurt vnuerschampt gelugen vnd gesagt,
das die hörer des worts auch das wort selbs widerfechten vnd gar ver-
nichten, so sy doch das wort gotts allein ansehen, alle andere stempenien26
die neben vnd wider den geist gotts vffbrocht sind, abstellen, vff das jnn
dem weyther raum habe die vnbegriffliche warheitt, vnnd der gestalt
reden die euwern von der Cantzlen wider disse so gutthertzige menner,
alß ob sy vff kein geschrifft sich begeben wölten, sonder nuw vnd alt
testament jrs gefallens zugleich leugneten, also das sy vffs alt testament
sich berufften, wan jn das Neuw wurt furgeworfen vnd widerum, das
sy leugneten das Alt, wo es jnn zu wider vnd dann das Neuwe fur-
brechten, so sy doch offentlich verjehen27, das das Alt vnd Neuw
Testament vß einem glichformigen geist härkomen, dar durch sy verhaßt
werden dem vnuerstendigen hauffen, der jnen vnder augen schmelich
zu spricht vnd abscheulich ab jnen speuwet28, Was ist nun anders ver-
mutlichen29, dann das die fromen byderleütt eins erbarn Raths wider die
selbige vnsere brüder auch verbittert werden vnd sich also dem wort
mit euch widersetzen, dann die helffer jn allen predigen, das sy das
fridsam wort verkunden solten, stossen vß jren groll vnd vnwillen wider
22. Nachbar. 23. Pfarrkinder, Gemeindeglieder.
24. Bettelmönch, der mit Reliquien und Heiligenbildern handelt, wandernder
Krämer.
25. In Verruf bringen. 26. Tändelei, unnützes Tun.
27. Verkündigen. 28. Spotten. 29. Wahrscheinlich.