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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
wiclef
hus, wesalin
Gerson.
Mißglauben von den
münchen.
Fleisch essen uff fasttag.
F1a
Die menschen fürchten.
Gottes forcht.
wie die pfaffen den bann
yetzobrauchen.
förcht, geschehen werd) der unschuldig mit dem schuldigen gang. Es
haben auch etliche gesagt und geschriben als Wiclef in Engelland 139,
Huss130 und Hieronymus131 in Behem133, Wesalin zu Meintz133, Gerson
in Franckreych134, Hieronymus von Ferraria in Italien133 und vil anderß-
wo, sie sind aber durch der pfaffen gewalt verdämpfft worden, und der
meist teyl hinwegbracht als ketzer, damit ist die warheit dahinden
bliben. Auch so ist vor disen zeyten das gemeyn volck durch der münch
gleyßnerey uff ein mißglauben kommen, darvon es nit bald hat mögen
gewendt werden. Als du dann noch sichst, das etlichd gar hart darwider
halten, was in durch sollichs ist yngesprochen. Und zuvoran werden
die Bäpstlichen gesatz gantz vest und stät, aber das Ewangelium und
Christus ler in geringem ansehen gehalten. Das kanst du bey einem
stuck erkennen, du findest yetzund noch wenig, die nit der meynung
seind, es wär ein unchristlich böß ding, wo einer auff einen Freytag
fleisch ässe, das doch nit gottes, sunder | der Bäpst verbott ist136.
K. Das ist auch war. Aber in meiner thörichten verstentnüß hab ich
allwegen also gedacht, sie haben darumb den graußlichen bann erfunden,
das sie uns darmit, wo wir in ir sach widersprechen wölten, abschreckten.
F.e Das ist auch die ursach, und darumb sagt ich, das etliche von
forcht wegen nit haben die warheit offenbaren wöllen. Aber solliche
ir forcht ist nit ein gute forcht gewesen, sunder davon David im
Psalter [53,6] sagt: Sie forchten, da kein forchte was. Gotsforcht sollen wir
all haben, und dieselbig ist (wie Salomon sagt): Ein anfang der weyßheit
[Prv 1,7]. Aber von sollichern der geistlichen schrecken, wie ein un-
billich ding es sey, und das sie darin über all Christlich gebott und der
Aposteln ler handlen, wie uns auch Christus mit den ungehorsamen zu
handlen underwisen und was sein letste straff gewesen, wie es auch die
Aposteln gehalten, und das wir undereinander brüderlich leben sollen
und einer den andern freüntlich und in aller sänfftmütigkeit underweysen
und umb seinen irthum gütlich straffen, hab ich hievor gesagt, versich
mich, du habst es auch wol verstanden.
K. Wol, aber eins bedunckt mich das aller unbillichst sein, das sie
iren bann nit brauchen in dingen, dem Christlichen gelauben gut sein
d) etliche B. - e) K. AB; F.: conj. Böcking u. Lehmann.
129. John Wiclif (1328-1384). 130. Johannes Hus (1369-1415).
131. Hieronymus von Prag. Er begleitete Hus nach Konstanz und wurde dort
am 30. Mai 1416 hingerichtet.
132. Böhmen.
133. Johann von Wesel, Prediger in Mainz und Worms, 1479-1481 in Klosterhaft.
134. Johann Gerson, gestorben 1429.
135. Hieronymus Savonarola zu Ferrara 1452 geboren, zu Florenz 1498 verbrannt.
136. Vgl. Luther, WA 6, 447 (An den christlichen Adel).
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
wiclef
hus, wesalin
Gerson.
Mißglauben von den
münchen.
Fleisch essen uff fasttag.
F1a
Die menschen fürchten.
Gottes forcht.
wie die pfaffen den bann
yetzobrauchen.
förcht, geschehen werd) der unschuldig mit dem schuldigen gang. Es
haben auch etliche gesagt und geschriben als Wiclef in Engelland 139,
Huss130 und Hieronymus131 in Behem133, Wesalin zu Meintz133, Gerson
in Franckreych134, Hieronymus von Ferraria in Italien133 und vil anderß-
wo, sie sind aber durch der pfaffen gewalt verdämpfft worden, und der
meist teyl hinwegbracht als ketzer, damit ist die warheit dahinden
bliben. Auch so ist vor disen zeyten das gemeyn volck durch der münch
gleyßnerey uff ein mißglauben kommen, darvon es nit bald hat mögen
gewendt werden. Als du dann noch sichst, das etlichd gar hart darwider
halten, was in durch sollichs ist yngesprochen. Und zuvoran werden
die Bäpstlichen gesatz gantz vest und stät, aber das Ewangelium und
Christus ler in geringem ansehen gehalten. Das kanst du bey einem
stuck erkennen, du findest yetzund noch wenig, die nit der meynung
seind, es wär ein unchristlich böß ding, wo einer auff einen Freytag
fleisch ässe, das doch nit gottes, sunder | der Bäpst verbott ist136.
K. Das ist auch war. Aber in meiner thörichten verstentnüß hab ich
allwegen also gedacht, sie haben darumb den graußlichen bann erfunden,
das sie uns darmit, wo wir in ir sach widersprechen wölten, abschreckten.
F.e Das ist auch die ursach, und darumb sagt ich, das etliche von
forcht wegen nit haben die warheit offenbaren wöllen. Aber solliche
ir forcht ist nit ein gute forcht gewesen, sunder davon David im
Psalter [53,6] sagt: Sie forchten, da kein forchte was. Gotsforcht sollen wir
all haben, und dieselbig ist (wie Salomon sagt): Ein anfang der weyßheit
[Prv 1,7]. Aber von sollichern der geistlichen schrecken, wie ein un-
billich ding es sey, und das sie darin über all Christlich gebott und der
Aposteln ler handlen, wie uns auch Christus mit den ungehorsamen zu
handlen underwisen und was sein letste straff gewesen, wie es auch die
Aposteln gehalten, und das wir undereinander brüderlich leben sollen
und einer den andern freüntlich und in aller sänfftmütigkeit underweysen
und umb seinen irthum gütlich straffen, hab ich hievor gesagt, versich
mich, du habst es auch wol verstanden.
K. Wol, aber eins bedunckt mich das aller unbillichst sein, das sie
iren bann nit brauchen in dingen, dem Christlichen gelauben gut sein
d) etliche B. - e) K. AB; F.: conj. Böcking u. Lehmann.
129. John Wiclif (1328-1384). 130. Johannes Hus (1369-1415).
131. Hieronymus von Prag. Er begleitete Hus nach Konstanz und wurde dort
am 30. Mai 1416 hingerichtet.
132. Böhmen.
133. Johann von Wesel, Prediger in Mainz und Worms, 1479-1481 in Klosterhaft.
134. Johann Gerson, gestorben 1429.
135. Hieronymus Savonarola zu Ferrara 1452 geboren, zu Florenz 1498 verbrannt.
136. Vgl. Luther, WA 6, 447 (An den christlichen Adel).