Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0046
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

EHESCHEIDUNG UND WIEDERHEIRAT IM FALLE VON LEPRA

zu ym gon, die wyl es ein erbsucht, ist glich vrsach, das sie zu gemein nit gelassen
werden soll.
11. Sollich gebott der oberkeitt kan nit vnbillicher sin noch wider die lieb, die wyl
esc gott durch Moßen zuuor gebotten hatt, auch inwendigen kranckheitten ut perti-
net Levit. 13[46]30.
12. Es mag auch darfür angesehen werden, das der frowen, ob sy schon nit gepu-
ren welle, sich zü ym zübegeben (das verschleusset die lieb, da durch sie verbunden
ist), irs vermogens sich als ein gesundt glyd der gemein nit zü enziehen, nach ye-
rem31 dienst ieren frunden, hussgenossen ierem vermogen nach ab zü wenden; dan
sy nit weniger dan der man in die gemein gehortt vnd gebotts wegen husshalten soll
etc.
13. Zum beschluss: die wyl gott durch die ordenlich oberkeit32 ir den man enzo-
gen vnd sy dem gebott Pauli33 nach schuldig ist, ieren eeman zu haben, hatt sy nit
allein macht, sunder ist schuldig, sich mit einem andern vermehelen, doch »in dem
Herren»34.
14. Solhchen radtschlag wust ich niemandt mit zü teylen, dan allein den bekant-
ten chnsti, die trost des gewyssen suchten33; den Vberigen ist durch andere mittel zu
helfen, so fer ich ietzundt bedacht. wa vnser radt der gemein mer vnrath36 weder37
der party verstandt38 bringt, wolt ich mir villen zü güt minen ratht lieber verhal-
ten39, wie by den vnglobigen durch satzliche rätht40 yere gewyssen nit geringert
werden41, die noch kein rechts wyssends haben; mich bedünckt, das wir vnseren ge-
truwen flyss m anderen dingen anzeigen miessen.
1 5. Nun sin vns dyse partien mt bekant, von yerem42 glauben wyssen wir nit. Dan
das wir 1m augenschin gehort haben, dz sy solliche hylff vmmb dess zyttlichen43
wyllen allein süchen, da mit sy in yerem dorff wonen mogen44, wass get vns dyses

c) danach gestr.: Moßes.

30. Vgl. Selderhuis, Huwelijk, S. 31 5 (= Marnage, S. 281).
31. lhrem.
32. sc. mit seiner Einweisung m das städtische Leprosorium durch die welthche Obngkeit, die
gemäß Röm 13,1 von Gott eingesetzt lst.
33. Vgl. I Kor 7,2.
34. Vgl. II Kor 7,39.
35. Auch diese Einschränkung macht Bucer m seinem Gutachten. Vgl. oben S. 37,4—8.
3 6. Schaden, Unheil.
37. als.
38. Verständnis.
39. verheimhchen, vorenthalten.
40. Ratschläge aufgrund eines Gesetzes.
41. Satzsinn: Capito würde sich lieber seines Urteils enthalten, als das schwache Sündenbewußt-
sein der Ungläubigen abzustumpfen.
42. lhrem.
43. sc. wegen des zeithchen, diesseitigen, leibhchen Lebensunterhalts.
44. sc. damit die Frau mcht zu lhrem Mann m eines der Straßburger Leprosorien ziehen muß.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften