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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0124
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Nr. 9
Gutachten Bucers zur Ehescheidung
im Falle von Geisteskrankheit
zwischen 19. und 26. Januar 1532

Einlei tung
1. Entstehung
Wenige Monate nachdem Bucer aus Ulm zurückgekehrt war, wo er zusammen mit
Ambrosius Blarer und Johannes Oekolampad auf Bitte des dortigen Rates die Basis
für die reformatorische Umgestaltung des Kirchenwesens und des Eherechts gelegt
hatte1, wandte sich der Rat erneut an lhn, diesmal mit der Bitte um eine Stellung-
nahme zu einem ganz besonderen Ehefall: Der Ulmer Bürger Peter Schmtzer2, des-
sen Ehefrau seit 16 Jahren geisteskrank war, wünschte vom Rat die Erlaubnis, sich
von ihr zu scheiden und eine Ehe mit einer anderen Frau emzugehen.3
In seinem Brief an Ambrosius Blarer vom 19. Januar 1532 erwähnt Bucer die em-
gegangene Bitte des Ulmer Rates sowie semen Wunsch, das Gutachten, an dem er
gerade arbeite, vor der Weiterleitung nach Ulm Blarer zu zeigen.4 Am 26. Januar
schickte Bucer dann das fertige Gutachten an Blarer mit der Bitte, seme Kntik daran
offen zu äußern.5
Daß es sich bei der folgenden Schrift, die schheßhch keine einzige Angabe zu
Ulm, Peter Schnitzer oder Martin Bucer enthält, zweifellos um das am 26. Januar
1532 nach Ulm geschickte Gutachten handelt, geht aus der am 26. November 1533
1. Vgl. oben S. 69-76.
2. Der Zimmermann Peter Schnitzer war Ulmer Bürger seit dem 23. März 1514. [n der Abstim-
mung vom 3. bis 8. November 1530 spracher sich für die Ablehnung des Augsburger Reichstagsab-
schieds, d.h. für die Einführung der Reformation aus. Sein Todesdatum wird zwischen 1536 und
1546 geschätzt. Vgl. AOG 4, S.411, Anm. 5.
3. Die Anfrage, die an den Straßburger Rat gerichtet wurde, konnte mcht gefunden werden. Aus
dem Ratschlag, den die Nürnberger Prädikanten zu genau demselben Fall im April 1 532 verfaßt ha-
ben (vgl. AOG 4, Nr. 171, S. 409-413), gehen genauere Angaben zum Fall hervor: »Peter Schnitzers
zu Ulme hausfrau lst m dreien jarn, nachdem er sie genomen, zwaimal zerutt und so gar unbesynnt
worden, das man sie an ein ketten legen mussen, daran sie nun bis tns 17. jar hegt. Dhweil sich nun
Schnitzer flaischlich und brinnend emphndt, bitt er, lme mit recht zuzelassen, ain ander eeweib zu
nemen.« AOG 4, S. 411,3-7.
4. Vgl. Schieß I, S. 318. Am 30. Oktober 1533 war der Ehefall Schnitzer immer noch unentschie-
den, wie ein Schreiben des Ulmer Pfarrers Martm Frecht an Bucer (Pollet II, S.220) zeigt. Dieser
Bnef Frechts wird gelegentlich m der Forschung irrtümhch als Ausgangspunkt dcs hier edierten
Gutachtens Bucers betrachtet (vgl. de Kroon, Bucer und Calvin, S. 188, Anm. 77). Martin Frecht er-
wähnt den noch offenen Fall Schmtzer erneut m einem Brief an Ambrosius Blarer vom 14. Dezem-
ber 1533 (Schieß I, S.446).
5. Vgl. Schieß I, S.321.
 
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