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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0155
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Erstlich, ob solicher notturfft, erbar zu leben, eigentlich erfordere, das sie sich wider
vermehelen, ee das jar auß sye, Dann man etwan sich wol enthalten, auch sunst mit
erbarkeyt neeren konde, so man wolte. Dan wo soliche notdurfft nit vorhanden,
solle der Oberkeyt recht messig gepott mehr dan solicher ehbrecher leichtfertikeyt
vnnd müt willen gedienet werden. Doch die weil, als der menschen art istf, da we-
mger von nöten, mehr strenge zu beweisen - wie dan die gantze welt solichen ge-
scheidenen alle schand eer95 vergünnet dan die ehliche zucht - , solle die Oberkeyt
hiennn wol vff gottes beuelch sehen, der da ist, das - wie der hfeilige] Paulus ge-
schnben - »ieder sein weib, jede iren mann, bulerey zuvermeiden, habe«96, welchen
beuelch keins men- 14r I schen wol oder übel thün zu mcktreyben97 mag, damit sie98
gememes hauffen falsch geduncken hiermn nit verfüre.
Das annder, das die Oberkeyt fleissig damff sehe, wie vnnd mit welcherley leüten
sich soliche vmbs ehbmchs willen gescheidene zu verheyraten begeren. Dan wa sie
es also angreiffen99, wic dan gemeinkhch100 geschicht, vnnd sich mit so leichtferti-
gen101 personen vermehelen wolten, das mchs bessers von inen, dan eben wie sie
sich auch zu vor gehalten, zuverhoffen were, da solle ein christliche oberkeyt inen
die eh nit gestatten, dieweil sie sich doch zu men anders mt versehen mag, dan das
sie den hfeihgen] ehstand für vnnd für zu gememer ergernüß schenden werden, wie
sie dan den selbigen mn dem auch zu vil schmehen, das sie mt vff bessere weiß sich
wider inn die eh zubegeben vnderstohn. Wo mann soliche leüt hat, tst mchs bessers,
dan ein gemeine stat vnnd commun irenn vffs fürderhchest102 zu entladen103. Dan
welche so leichtferig104 sein vnnd den hohen bund vnnd glauben 105 der hfeihgen]
Eeh so gennge erwegen, soliche werden auch m anderen sachen der Stat vnnd ge-
meyn, wo sie sind, nichs dan vnrath vnd ergernüs annchten.
Zum dritten: sytmal106 es mit diesem also zeitigem107 zulassen, man mache es, wie
man wolle, so gestalt108 ist, das es doch lmer em schewhch109 ansehen haben will
f) von Bucer iibergeschr. und eingewiesen: a, b.
95. eher.
96. I Kor 7,2.
97. aufheben.
98. sc.die Oberkeit.
99. anfangen.
100. gemeinhin, lm allgemeinen.
101. unzüchtigen. Grimm 12 (= VI), Sp.644f.
102. aufs schnellste.
103. entlasten, entledigen.
104. leichtsinnig, unbedacht; auch: unzüchtig, sittlich unbeständig. Zur Wortform vgl. Grimm
12 (= VI), Sp. 642.
105. das Vertrauen, Versprechen.
106. da, weil.
107. schnellem; frühzeitigem, frühem.
108. gestaltet, beschaffen.
109. abscheuliches, verabscheuungswürdiges.
 
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