Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0156
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
vnnd das selbige aber gar mcht daher, das man die Eh, denen sie zu erbarem leben
dienstlich110, zulasset, sonder, das der vorgonde111 ehbruch nit genugsam gestraffet
ist, würdt einer lobhchen herschafft zu Bern eygentlich gepüren, wo sie ieman zu
fürderung der erbarkeyt, in jares frist, wider das sie inn irer ordnung gesetzet sich zu
vermehelen, vergünstigen wellen, das sie im, zu vergleichen112 diese vergünstigung
vnd die I I ergernüß, so er gegeben, zu ringeren, etwas ansychtigs113 zur buß vffle-
gen.
Dann dieweyl das natürhch gesatz gar vil hefftigere straf erforderet - wie dan auß
sobchem114 alle volcker dem ehbruch auch ernstlicher straff gesetzet haben, ge-
meinkhch am leben, zum wemgsten am leyb115 -, dan leider jerget116 by vnns Bge-
halten wurdt®, auch da mann sich dargibt117, als wölle man götlichem wort etwas ge-
messer dan anderswo leben, müß es ja abschewlich vnnd ergerlich sein, wann man
sicht, das by vnns mit solichen leüten so liederlich gehandelt würdt. Nach dem dann
sohchs erst recht herfürbnchth vnnd vermercket wirt, Wann mann sohchen so leicht
andere heyrat zu lasset, gaht auch das geschrey als dan erst recht an, dieweil es
scheindt, als liesse man soliche irer boßheit vnnd sunden geniessen'ls. So dan ein
Christhche Oberkeit höchstes fleis versehenn solle, das sie solichs abscheühen vnnd
ergeren, so vil lmmer möglich, ringere vnnd das selbig doch also, das dardurch got-
tes ordnung nichs abgebrochen vnnd nieman das, on welches er mt erbar leben kan,
abgestncket werde, würdt sichs ja von nöten erheyschen, das man nieman, sich also
zeytig on ein besondere büß, über das er vor gebüsset, wider zu vermehelen, gestat-
te'. Soliche büß mochte Jnun by einer löblifchen] herschfaft] Bern; die sein, das so-
liche leüt, wie sie solten mit der eh ein jar still gestanden sein, dafur em jar leiste-
ten119, vnnd wo man erkennet, das jeman das selbige zu schwer sem wolte, das mann

g—g) von Bucer am Zeilenanfang erg.: a, b.
h) korr. aus: herfürbracht: a.
1) korr. aus: gestattet, danach gestr.: werde: a, b.
j —j) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: a, b.

no. dienlich, nützlich.
111. vorausgegangene.
112. um auszugleichen, zum Ausgleich.
113. Ansehnhches.
114. deswegen.
115. Vgl. Tacitus, Germania XIX: »Paucissima in tam numerosa gente adulteria, quorum poena
praesens et mantis permissa: abscisis crimbus nudatam coram propinquis expelht domomaritus ac
per omnem vicum verbere agit.« Vgl. auch Wrigbt, Common Places, S.412 mit Anm. 27.
116. mrgends.
117. gibt, darstellt.
118. aus ... Nutzen, Vorteil, Gewinn ziehen.
119. (aus seinem Heimatort) verwiesen bliebe. Vgl. Grimm 12 (= VI), Sp.725.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften