Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0310
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30 6

I 2. GUTACHTEN I ÜR DEN ULMER RAT

yVerglichung diser satzung mit gottes wortv:
Wo nun die gemeinen2 recht soliche mißhandlung1 am leben straffen, vnda kompt
aber ein weib, das etwas sohchs begangen, bdaruon, soh dan die Oberkeyt das ellend
nit für die verdiente straff anmmmet, sonder bleibt by der erkantnüß, das ein solich
weib mt leben solle, würdt sie den vnschuldigen manc ja nit zwingen, derend ehliche
dienst zubeweisen vnnd nach zu ziehen, die csie mitc recht nit will leben lassenn.
Wo aber die straff mt so streng furgenommen vnnd ein weib, das in I j/ “ solichen
fellen begriffen, durch die oberkeit mn leben gelassen wirtf, als dann solle der man
als das haupt2 semen leib3 auch m semem» vnfal4 erkennen vnnd, wo imer müg-
hch, zur besserung wider aufnemmen, lr nach zu ziehen*1 vnnd thün, was er kan1, das
er wie Christus seins leibsi heyland5 seye. Dann wir ie6 gegen vnserm nechsten
barmhertzig sein sollen, wie got vnser himlischer vatter gegen vnns ist7, der vnns
wider auffmmpt, wann wir vnsere ehe an lm gebrochens vnnd mitk allerley creatu-
ren gebület9 vnd alles args gethon haben. Jedoch wan der man ann1 mißhandlung10
des weibs aller dmg11 vnschuldig vnnd nit selb willig hiezu sein wil, ist er auch mt
zu zwingen. mWa dann auch die besserung mt verhofflich, ist dem frommen12 man
auch mt zu rahten, das er sein böses weib behalte, dann, als in spruchen Salomoms
im kriechischen textn gelesen wirt, so ist der ein thor vnd gotlos, der ein ehbrechenn
behaltet, “Proverb. i8°13, So verdammen die keis[erlich]en gesetz einen solichen le-

y) —y) Überschnft nachträglich von Konrad Hubert mit roter Tinte zwischen die Zeilen m die
Mitte geschneben m a.
z) gemaine: b. - a) übergeschr. und eingewiesen in a. - b)—b) deßhalben: b.
c) fehlt m Ed. i—3. - d) lhr: b; der: Ed. 1—3. - e)—e) das: b. — f) wurde: Ed. 1 —3.
g) jren: Ed. 1-3. - h) nachziehen: Ed. 1-3. - i) kan, auff: Ed. 1-3.
j) Weibs: b. — k) fehlt m b. — 1) an der: b.
m) —m) am oberen Seitenrand von Konrad Hubert notiert und an die Stelle der gestrichenen
Worte »Des Ehbruchs« eingewiesen: a; fehlt in b.
n) text am 10. cap.: Ed. 1—3. — o)—o) fehlt in Ed. 1—3.

1. Vergehen, Verbrechen.
2. Vgl. I Kor 11,3; Eph 5,23.
3. Vgl. Eph 5,28.
4. Unglück, Mißgeschick.
5. Vgl. Eph 5,23.
6. ja.
7. Vgl. Lk 6,36; Joh 13,34; I Joh 4,11.
8. Zum Vergleich des Verhältnisses Israels zu Gott mit demjemgen einer ehebrüchigen Frau zu
ihrem Ehemann vgl. Jer 2; Hos 2,16 und 3,1; Ez 16 und 23.
9. Vgl.Jer 3,8-9.
10. an den Vergehen, Verbrechen, Übeltaten.
11. völlig, gänzhch, m jeder Hinsicht.
12. unschuldigen, unbescholtenen.
13. Das Zitat entstammt tatsächlich einem nur in der Septuaginta und in wenigen Vulgata-Fassun-
gen erscheinenden Zusatz zu Prov 18,22: 6 öe xarexcjv iioiyaXCöa acpQiov %ai aaeßfjg = qui autem
tenet adulteram stultus est et lmpius.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften