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I 2. GUTACHTEN I ÜR DEN ULMER RAT
vatter vnnd muter lassen, damit sie zwey by einander seyen1. Nach der scheidung
on eh bleyben oder inn die eh komen2, gibt vnnd nimpt dem nichs, das sie schon zu
geben haben, Nemhch das ems dem anderen nichs meer weder zu beth noch zu tisch
zuthun vnnd des halb warlich1 gescheiden seyen, Allein ist der weg weniger ver-
schlossen, wider zusamen zukommen, so sich keins weiter vermehelet, noch3, so ist
da em gantze scheidung, so ferrm die gescheidnen selbs wollen", vnnd °das selbig” on
die vrsach der hurey, die die Römisch kirch alweg zugeben hat. Damit ist ie4 klar-
lich anzeigt, das auch die Römischp kirch offt anzogne wort des herren nie also ver-
stan- I 6j v I den hat, das sie alle die angangen, die ein mal einander ehlich erkendt5
vnnd solicher scheidung aller vrsachen halb, die einig hurey außgenommen6, ab-
stricke7. Von Origene, Ambrosio vnnd anderen ist obgemeldet8.
Dei' hfeihge] Hieronimus9 schreibt wol von der Fabiola10, die sich der keyser-
lichen recht mn sohchem geprauchet vnnd nach der scheydung von irem ersten ein
anderen man genommen hat, das sie solichs gepüsset habe als vnrecht gethon, aber
man weiß wol, wie dieser lerer auß hoch achtung der keüscheyt, ausser der eh schier
auch zum anderen mal zur eh greiffenq nach absterben des ersten gemahels, ver-
worffen hatte11. In der ersten kirchen von wegen der verfolgungen vnnd einbrmsti-
ger12 andacht der fürnemmen m der kirchen hat gleich der Celibat, das ist das keusch
leben auß der eh, so vil anfangen zu gelten, das es auch zu iren zeiten mt klemen
l) von Bucer vor den lmken Rand geschrieben und eingewiesen m a.
m) von Bucer korr. aus: ver: a. — n) von Bucer korr. aus: wellen.
o) —o) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen m a.
p) von Bucer auf den unteren Seitenrand geschrieben und eingewiesen m a.
q) danach gestr.: auch: a.
1. Vgl. Gen 2,24; Mt 19,5.
2. Das das Eheband als unauflöslich galt, gab es nach dem kanomschen Recht nach der Trennung
von Tisch und Bett mcht die Möghchkeit einer neuen Heirat. Vgl. oben Anm. 13.
3. dennoch.
4. auf jeden Fall.
5. Vgl. oben S. 330, Anm. 11.
6. mit alleimger Ausnahme der Unzucht.
7. verbiete.
8. Vgl. oben S. 181,4-182,12. Origenes ist dort freilich in anderem Zusammenhang angeführt.
Der Name des Kirchenvaters Ambrosius findet sich mcht 1m obigen Text (vgl. jedoch unten
S. 375,17); Bucer denkt aber an die Anführungen des Juristen Andreas Alciatus, in denen Ambrosius
und andere zur Frage der Ehescheidung angeführt werden (vgl. oben S. 261, Anm. 4). Auch Erasmus
lst genannt (vgl. oben S.261, Anm. 7—9).
9. lateinischer Kirchenvater (347/348-420), durch seine lateinische Bibelübersetzung (»Vul-
gata«) bekannt. Vgl. TRE 15, S. 304-315.
10. Epistola LXXVII (Ad Oceanum), 3-5, PL 22, Sp. 691-693.
11. Vgl. dazu oben S. 181,4-10. Zu Hieronymus vgl. oben Anm. 8.
12. mbrünstigen. Grimm 10 (= IV,2), Sp.2106.
I 2. GUTACHTEN I ÜR DEN ULMER RAT
vatter vnnd muter lassen, damit sie zwey by einander seyen1. Nach der scheidung
on eh bleyben oder inn die eh komen2, gibt vnnd nimpt dem nichs, das sie schon zu
geben haben, Nemhch das ems dem anderen nichs meer weder zu beth noch zu tisch
zuthun vnnd des halb warlich1 gescheiden seyen, Allein ist der weg weniger ver-
schlossen, wider zusamen zukommen, so sich keins weiter vermehelet, noch3, so ist
da em gantze scheidung, so ferrm die gescheidnen selbs wollen", vnnd °das selbig” on
die vrsach der hurey, die die Römisch kirch alweg zugeben hat. Damit ist ie4 klar-
lich anzeigt, das auch die Römischp kirch offt anzogne wort des herren nie also ver-
stan- I 6j v I den hat, das sie alle die angangen, die ein mal einander ehlich erkendt5
vnnd solicher scheidung aller vrsachen halb, die einig hurey außgenommen6, ab-
stricke7. Von Origene, Ambrosio vnnd anderen ist obgemeldet8.
Dei' hfeihge] Hieronimus9 schreibt wol von der Fabiola10, die sich der keyser-
lichen recht mn sohchem geprauchet vnnd nach der scheydung von irem ersten ein
anderen man genommen hat, das sie solichs gepüsset habe als vnrecht gethon, aber
man weiß wol, wie dieser lerer auß hoch achtung der keüscheyt, ausser der eh schier
auch zum anderen mal zur eh greiffenq nach absterben des ersten gemahels, ver-
worffen hatte11. In der ersten kirchen von wegen der verfolgungen vnnd einbrmsti-
ger12 andacht der fürnemmen m der kirchen hat gleich der Celibat, das ist das keusch
leben auß der eh, so vil anfangen zu gelten, das es auch zu iren zeiten mt klemen
l) von Bucer vor den lmken Rand geschrieben und eingewiesen m a.
m) von Bucer korr. aus: ver: a. — n) von Bucer korr. aus: wellen.
o) —o) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen m a.
p) von Bucer auf den unteren Seitenrand geschrieben und eingewiesen m a.
q) danach gestr.: auch: a.
1. Vgl. Gen 2,24; Mt 19,5.
2. Das das Eheband als unauflöslich galt, gab es nach dem kanomschen Recht nach der Trennung
von Tisch und Bett mcht die Möghchkeit einer neuen Heirat. Vgl. oben Anm. 13.
3. dennoch.
4. auf jeden Fall.
5. Vgl. oben S. 330, Anm. 11.
6. mit alleimger Ausnahme der Unzucht.
7. verbiete.
8. Vgl. oben S. 181,4-182,12. Origenes ist dort freilich in anderem Zusammenhang angeführt.
Der Name des Kirchenvaters Ambrosius findet sich mcht 1m obigen Text (vgl. jedoch unten
S. 375,17); Bucer denkt aber an die Anführungen des Juristen Andreas Alciatus, in denen Ambrosius
und andere zur Frage der Ehescheidung angeführt werden (vgl. oben S. 261, Anm. 4). Auch Erasmus
lst genannt (vgl. oben S.261, Anm. 7—9).
9. lateinischer Kirchenvater (347/348-420), durch seine lateinische Bibelübersetzung (»Vul-
gata«) bekannt. Vgl. TRE 15, S. 304-315.
10. Epistola LXXVII (Ad Oceanum), 3-5, PL 22, Sp. 691-693.
11. Vgl. dazu oben S. 181,4-10. Zu Hieronymus vgl. oben Anm. 8.
12. mbrünstigen. Grimm 10 (= IV,2), Sp.2106.