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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0362
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35«

12. GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT

Commodi1 vnnd Pertinacis2, das ist vonk dem, als man nach der gepurt Christi *ge-
zalet had 160, biß daß man zalet i82m3. I 7jr I
nEs ist auch, das by vnß fur Malicy erkant wurdt”4, nit die kranckheyt, so° die krie-
chischen »lepram«5 nennen, wie das nicht allein m diffinitiombus Galeni6, wel-
ches buch die gelerten nit für Galem halten, sonder auch sunst rnn denp recht ey-
gentlichen bücheren Galeni gesehen würdt, sonder ist die kranckheyt, die er vnnd
andere nennen »Elephantum«q, »elephantiam« oder »elephantiasm«, Em soliche
verderbung des geblüts, das davon die gantze haut vneben, dick vnnd dinn, hert
vnnd weich, schiepechts vnndr rotlecht9 würdt, welchs sich dan mn schwertze ke-
rets, das angesicht, lwaden vnnd£ füß geschwellen, zu letst auch faulen vnnd hinfal-
k) nach: Ed. 2, Ed. 3.
1 )-i) von Bucer durch Überschreibung und Einweisung korr. aus: zalet: a; zelt: b; zelet: Ed. 1-3.
m) 192: Ed. 1-3.
n) -n) Das ist auch bey vnns fur Malocey erkhanndt: b; Es ist auch das, so bey vns fur Aussatz
erkand wird: Ed. 1—3; das by vnß fur Malicy erkant wurdt: von Bucer vor den linken Rand geschne-
ben und eingewiesen: a.
o) sonder das: b. - p) mit b, Ed. 1—3 konj. für fälschhch: dem: a. — q) fehlt m b.
r) fehlt in Ed. 2, Ed. 3. - s) verkert: b. - t)—t) wandelt vnd die: Ed. 1-3.
1. Commodus (161 — 192), Sohn von Mark Aurel, römischer Kaiser ab 180.
2. Helvius Pertinax, geb. 126, römischer Präfekt, wurde nach der Ermordung des Commodus
zum Kaiser ausgerufen, drei Monate später (März 193) aber durch die Prätonanergarde ebenfalls er-
mordet.
3. Die heutige Forschung (vgl. Nutton) setzt den Tod Galens um das Jah r 210 an. Somit umfaßte
die Zeit seiner Wirksamkeit auch den größten Teil der Regierungszeit des von Bucer mcht erwähn-
ten römischen Kaisers Septimius Severus (193—211).
4. wird. Martin/Lienhart II, S. 847.
5. Unter »Lepra« versteht Bucer m Anlehnung an Galen wohl diejemge, gutartigere Erschei-
nungsform der Lepra, die heute als »tuberculoide Lepra« bezeichnet wird und die die Nerven
befällt, wenig ansteckend ist, sich durch gefühllose Knoten auszeichnet und zu langsamen Ver-
stümmelungen führt, im Gegensatz zur »lepromatösen Lepra« (von Galen »Elephas«, von Bucer
»Elephantiasis« genannt); vgl. unten Anm. 7.
6. Bucer meint wohl die pseudogalemsche Schnft »Defimtiones medicae«. Dort finden sich De-
finitionen für Lepra (Nr. 295, Kühn XIX, S.427E) sowie für die Krankheit Elephas (Nr. 296, Kühn
XIX, S.428)
7. Unter »Elephantum«, „Elephantia« und »Elephantiasis« versteht Bucer m Anlchnung an Ga-
len wohl diejemge Erscheinungsform der Lepra, die heute als »lepromatöse Lcpra« bezeichnet
wird, sich durch dunkelroten Flecken und Schuppengeflechte auszeichnet, schnell fortschreitet,
Finger und Zehen befällt, zur facies leonina (Löwengesicht) führt und stark ansteckend lst, 1m Ge-
gensatz zur gutartigeren und kaum ansteckenden »tuberculoiden Lepra« (vgl. oben Anm. 5). Frei-
lich wurden m der frühen Neuzeit auch die eine oder andere Hauterkrankung (etwa schuppige Pso-
nasis oder vitiligo) fälschhch zur Lepra gezählt. Die von Bucer als »Elephantiasis« bezeichncte Er-
scheinungsform der Lepra (vgl. auch Hahrich, Arzneimitteltherapie des Aussatzes, S. 57) darf nicht
mit der heute unter genau demselben Namen bekannten, aber völlig anderen, von chromscher
Lymphstauung verursachten und durch die krankhafte Vergrößerung von Körperteilen gekenn-
zeichneten Krankheit verwechselt werden.
8. schuppig. Lexer 2, Sp. 824: schuopeht.
9. rötlich. Grimm 14 (= VIII), Sp. 1311 f.
 
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