BEILAGE ZU NR. 12
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Doch wo die Oberkeit solche widerumb vernewerte, wuste ich sie mit guten Gewis-
sen nicht alle zuuerwerfen. Zum dritten: so verstehen vnsere Kirchen den Spruch
Pauli allein von denen Eheleuten, die in zorn, neidt, hasse, widerwillen vnd vnfnede
mit einander leben, vnd wo sich diese scheiden, sollen sie one Ehe bleiben oder sich
widerumb versünen.
Ergänzung 12 (vgl. oben S. 252,6, textkritische Anmerkung a-a)
Ed. 2, Bl. 239^-2402; Ed. 3, Bl. 214b.
Frage: Wie ferne oder nahe stimmen vnsere Kirchen mit jtzt gesetzter erklerung
der lere des Apostels von den vngleubigen?
Antwort: Das auch vnsere Kirchen den vnglauben lassen eine vrsach sein der
Ehescheidung, wo das vngleubige bey dem gleubigen [Ed. 3: vngleubigen] nicht wo-
nen wil. Darnach so zihen vnsere Kirchen diese vrsache der Ehescheidung auff die
mutwilhge vnd freuelhafftige verlasser jrer Ehegemahel. Aber nicht auff die, so da
nicht wollen oder Kranckheit halben nicht konnen mit einander fnedlich leben vnd
einander die Ehehche pflichte leisten. Es were dann, das zu dem nicht wollen, auch
mutwilhge vnd freuelhafftige verlassunge mit einfiele. Item so wollen auch die wort-
lein »willig« vnd »tauglich« hie recht verstanden sein, wie droben etwa vermeldet.
Ergänzung 13 (vgl. oben S. 261,7, textkritische Anmerkung e)
Ed. 2, Bl. 24ib-242a; Ed. 3, Bl. 216b.
Frage: Was sagen vnsere Kirchen zu der lere der Keiserlichen alten Rechte von
der Ehescheidung?
Antwort: Das sie von den vrsachen, so dieselbige Rechte vermelden allein etliche
vnd mcht alle für gnugsam erkennen. Darnach dieweil diese vrsachen, die hie erzelet
werden, m abfal komen sein, richten sie dieselbige nicht wider auff. Wo sie aber noch
ganckhafftig weren, stiessen sie diese nicht leichtlich vmb. Denn auch vnserer Theo-
logen etliche schreiben, das man in gemein die Ehesachen nach Keiserlichem Rech-
ten vernchten sol. Etliche in sonderheit, das man sich in den fellen der Tyranney, des
giffts vnd der hstigkeit, dadurch Ehegemahel einander nach dem leben trachten, des
Gesetzes Theodosij wol gebrauchen moge. Doch one vernewerung vnd verglei-
chung der gemelten Keiserlichen vrsachen der Ehescheidung, wo jemandt ein Recht
wolte nun zur zeit schopffen, dem würde solchs nicht gestattet. Item nach dem die
Oberkeit Christen vnd vnchristen vnter sich wonen hat vnd derhalben vmb friedes
willen vnd zubeforderung der ehre des Ehestandes würde etwas ordenen, oder die
alten Keiserlichen vrsachen der Ehescheidung widerumb zum wemgsten zum teil
wider in das werck bringen, die Gottes wort mcht zuwider, achte ich dafür, das sie
solchs macht hette. Das aber hie 1m Bedencken gesagt wird, das eben die vrsachen,
so die Ehe machen, als verwilligung oder willen vnd vermügligkeit, diese widerumb
aufflosen, dies bedarff einer guten erklerung, vornemlich dieweil der Ehestandt
auch sein Creutz hat, so der Herr daran gehencket.
Drumb, wenn Ehegemahl [Ed. 3: die Ehegemahlen] gleich widerwillen vnd vnwil-
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Doch wo die Oberkeit solche widerumb vernewerte, wuste ich sie mit guten Gewis-
sen nicht alle zuuerwerfen. Zum dritten: so verstehen vnsere Kirchen den Spruch
Pauli allein von denen Eheleuten, die in zorn, neidt, hasse, widerwillen vnd vnfnede
mit einander leben, vnd wo sich diese scheiden, sollen sie one Ehe bleiben oder sich
widerumb versünen.
Ergänzung 12 (vgl. oben S. 252,6, textkritische Anmerkung a-a)
Ed. 2, Bl. 239^-2402; Ed. 3, Bl. 214b.
Frage: Wie ferne oder nahe stimmen vnsere Kirchen mit jtzt gesetzter erklerung
der lere des Apostels von den vngleubigen?
Antwort: Das auch vnsere Kirchen den vnglauben lassen eine vrsach sein der
Ehescheidung, wo das vngleubige bey dem gleubigen [Ed. 3: vngleubigen] nicht wo-
nen wil. Darnach so zihen vnsere Kirchen diese vrsache der Ehescheidung auff die
mutwilhge vnd freuelhafftige verlasser jrer Ehegemahel. Aber nicht auff die, so da
nicht wollen oder Kranckheit halben nicht konnen mit einander fnedlich leben vnd
einander die Ehehche pflichte leisten. Es were dann, das zu dem nicht wollen, auch
mutwilhge vnd freuelhafftige verlassunge mit einfiele. Item so wollen auch die wort-
lein »willig« vnd »tauglich« hie recht verstanden sein, wie droben etwa vermeldet.
Ergänzung 13 (vgl. oben S. 261,7, textkritische Anmerkung e)
Ed. 2, Bl. 24ib-242a; Ed. 3, Bl. 216b.
Frage: Was sagen vnsere Kirchen zu der lere der Keiserlichen alten Rechte von
der Ehescheidung?
Antwort: Das sie von den vrsachen, so dieselbige Rechte vermelden allein etliche
vnd mcht alle für gnugsam erkennen. Darnach dieweil diese vrsachen, die hie erzelet
werden, m abfal komen sein, richten sie dieselbige nicht wider auff. Wo sie aber noch
ganckhafftig weren, stiessen sie diese nicht leichtlich vmb. Denn auch vnserer Theo-
logen etliche schreiben, das man in gemein die Ehesachen nach Keiserlichem Rech-
ten vernchten sol. Etliche in sonderheit, das man sich in den fellen der Tyranney, des
giffts vnd der hstigkeit, dadurch Ehegemahel einander nach dem leben trachten, des
Gesetzes Theodosij wol gebrauchen moge. Doch one vernewerung vnd verglei-
chung der gemelten Keiserlichen vrsachen der Ehescheidung, wo jemandt ein Recht
wolte nun zur zeit schopffen, dem würde solchs nicht gestattet. Item nach dem die
Oberkeit Christen vnd vnchristen vnter sich wonen hat vnd derhalben vmb friedes
willen vnd zubeforderung der ehre des Ehestandes würde etwas ordenen, oder die
alten Keiserlichen vrsachen der Ehescheidung widerumb zum wemgsten zum teil
wider in das werck bringen, die Gottes wort mcht zuwider, achte ich dafür, das sie
solchs macht hette. Das aber hie 1m Bedencken gesagt wird, das eben die vrsachen,
so die Ehe machen, als verwilligung oder willen vnd vermügligkeit, diese widerumb
aufflosen, dies bedarff einer guten erklerung, vornemlich dieweil der Ehestandt
auch sein Creutz hat, so der Herr daran gehencket.
Drumb, wenn Ehegemahl [Ed. 3: die Ehegemahlen] gleich widerwillen vnd vnwil-