46 8
13. SCRIPTUM MAIUS
lert Jurist Alciatus364 vber den L.365 Inter stuprum366, de verbi significat[ione]367.
Der gleichen meynung lst auch Erasmus368 m seynen annotatiomb[us] j. Cor. 7369.
Summarium11:
96. Doch mochte em Erbar Radt yrem Ehgencht disser vrsachen halben, so vonn
misshandlung herreychend, ein solche mass der Eh scheydung zu halten befelhen,
I i49v I das nymand die hilf der scheydung, welche die Chnstlichen keysserhchen
recht, sampt dem gottlichen zugeben, wann das die noturft vnnd besserung erforde-
ret, abgeschlagen, vnd aber auch mitt leychten zugeben der scheydung die leiit, so
das Eh recht vnnd in fellen die noturft370 der Eh scheydung, auch besserung eder
selbigenc noch nit recht erkennen, on not nit verletzet werden; were aber soliche
massigung vilicht auf ein solche weyss zu ordnen:
97.1 Erstlich: Wo ein Ehman oder ein Eh fraw alsso misshandlet371, das der man oder
das weib das leben verwürcket hetten372, vnnd kemen aber daruon, das als dann dem
onschuldigen ein ander heyradt vergünnet würde, wo es mcht mitt güte dahin
kündte gewisen werden, das es seynem Ehgemahel nach züge vnnd ym sein ellend
hilfe tragen373.
d) von Bucer (?) zwischen den Zeilen ergänzt.
e—e) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
f) vor dem Text des Abschmtts von unbekannter Hand: Not[andum].
364. Andreas Alciatus, italienischer Humanist und Jurist (geb. 1492, gest. 15 50), der als Professor
m Avignon, Bourges (dort unternchtete er Johannes Calvin), Bologna, Ferrara und Pavia kritische
Methoden in die Rechtswissenschaften einführte. Zur großen Bedeutung des Alciatus für Bucer vgl.
de Kroon, Studien zur Martin Bucers Obngkeitsverständms, S. 88 f.
365. Diese Stelle zitiert auch Bucer m seiner großen Ulmer Eheschnft. Vgl. oben S. 261,4h
366. Vgl. CICivI,S.9i3.
367. Gemeint lst die Schnft von Alciatus »De verborum sigmficatione libri quattuor«, auf die
Bucer m seiner großen Eheschnft schon hinweist; vgl. oben S. 261, Anm. 4.
368. Desidenus Erasmus von Rotterdam, geb. 1466/69, gest. 1536, wichtigster Humamst des
16. Jahrhunderts. Zur Bedeutung des Erasmus für das Denken Bucers, vgl. Greschat, Bucer, S. 37—
39 und passim; ders., Martin Bucers Bücherverzeichms.
369. Dies entmmmt Bucer dem umfangreichen Abschmtt über die Ehescheidung m Erasmus’
Annotationen zu seiner Ubersetzung des Neuen Testaments, die erstmals 1516m Basel erschienen
und m den Jahren 1519, 1522, 1527 und 1535 in revidierter Form veröffenthcht wurden. Vgl. die
Faksimilieausgabe bei Reeve 2, S. 467-481 (= LB 6, Sp. 692-703).
370. Notwendigkeit.
371. so Böses tut, Unrecht begeht.
372. Hier lst wohl m erster Linie an die Vergehen gedacht, die 1m oben zit. Gesetz aufgezählt
werden. Im AT und nach kaiserlichem Recht war der Ehebruch selbst aber auch mit dcm Tode zu
strafen; vgl. oben S.451, Anm. 210.
373. Der schuldig Geschiedene sollte also des Landes, bzw. der Stadt verwiesen werden. Auswei-
sung war eine zur damaligen Zeit durchaus übliche Form von Strafe, vgl. etwa S. 47, Anm. 10.
13. SCRIPTUM MAIUS
lert Jurist Alciatus364 vber den L.365 Inter stuprum366, de verbi significat[ione]367.
Der gleichen meynung lst auch Erasmus368 m seynen annotatiomb[us] j. Cor. 7369.
Summarium11:
96. Doch mochte em Erbar Radt yrem Ehgencht disser vrsachen halben, so vonn
misshandlung herreychend, ein solche mass der Eh scheydung zu halten befelhen,
I i49v I das nymand die hilf der scheydung, welche die Chnstlichen keysserhchen
recht, sampt dem gottlichen zugeben, wann das die noturft vnnd besserung erforde-
ret, abgeschlagen, vnd aber auch mitt leychten zugeben der scheydung die leiit, so
das Eh recht vnnd in fellen die noturft370 der Eh scheydung, auch besserung eder
selbigenc noch nit recht erkennen, on not nit verletzet werden; were aber soliche
massigung vilicht auf ein solche weyss zu ordnen:
97.1 Erstlich: Wo ein Ehman oder ein Eh fraw alsso misshandlet371, das der man oder
das weib das leben verwürcket hetten372, vnnd kemen aber daruon, das als dann dem
onschuldigen ein ander heyradt vergünnet würde, wo es mcht mitt güte dahin
kündte gewisen werden, das es seynem Ehgemahel nach züge vnnd ym sein ellend
hilfe tragen373.
d) von Bucer (?) zwischen den Zeilen ergänzt.
e—e) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
f) vor dem Text des Abschmtts von unbekannter Hand: Not[andum].
364. Andreas Alciatus, italienischer Humanist und Jurist (geb. 1492, gest. 15 50), der als Professor
m Avignon, Bourges (dort unternchtete er Johannes Calvin), Bologna, Ferrara und Pavia kritische
Methoden in die Rechtswissenschaften einführte. Zur großen Bedeutung des Alciatus für Bucer vgl.
de Kroon, Studien zur Martin Bucers Obngkeitsverständms, S. 88 f.
365. Diese Stelle zitiert auch Bucer m seiner großen Ulmer Eheschnft. Vgl. oben S. 261,4h
366. Vgl. CICivI,S.9i3.
367. Gemeint lst die Schnft von Alciatus »De verborum sigmficatione libri quattuor«, auf die
Bucer m seiner großen Eheschnft schon hinweist; vgl. oben S. 261, Anm. 4.
368. Desidenus Erasmus von Rotterdam, geb. 1466/69, gest. 1536, wichtigster Humamst des
16. Jahrhunderts. Zur Bedeutung des Erasmus für das Denken Bucers, vgl. Greschat, Bucer, S. 37—
39 und passim; ders., Martin Bucers Bücherverzeichms.
369. Dies entmmmt Bucer dem umfangreichen Abschmtt über die Ehescheidung m Erasmus’
Annotationen zu seiner Ubersetzung des Neuen Testaments, die erstmals 1516m Basel erschienen
und m den Jahren 1519, 1522, 1527 und 1535 in revidierter Form veröffenthcht wurden. Vgl. die
Faksimilieausgabe bei Reeve 2, S. 467-481 (= LB 6, Sp. 692-703).
370. Notwendigkeit.
371. so Böses tut, Unrecht begeht.
372. Hier lst wohl m erster Linie an die Vergehen gedacht, die 1m oben zit. Gesetz aufgezählt
werden. Im AT und nach kaiserlichem Recht war der Ehebruch selbst aber auch mit dcm Tode zu
strafen; vgl. oben S.451, Anm. 210.
373. Der schuldig Geschiedene sollte also des Landes, bzw. der Stadt verwiesen werden. Auswei-
sung war eine zur damaligen Zeit durchaus übliche Form von Strafe, vgl. etwa S. 47, Anm. 10.