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15. GUTACHTEN I UR PHILIPP VON HESSEN
bringen werde, das bei den christen die grosse zierde, das die ehen wider zu irer er-
sten einsatzung gerichtet smd, verfallen vnd hingehen würde.
Die andre hauptvrsache lst, das solich nachgeben vnd also einfüren der filfeltigen
ehe, die ware ehehche liebe vnd gemeinschafft gestöret werde, welches ia auch ein
grosse schwer ergernuss vnd schade der christenheit sein würde. I 12 I Dann es ein 5
mal wider die natur lst, das die rechte ehlich liebe gegen fil warlich bestende, als das
ein jeder bei im116 selb wol erkennen möge, auch die vorangezogenen exempcl der
schrifft zeigen, von der Sarah vnd Hagar,117 item den zwo schwestern Lea vnd Ra-
chel,118 den weibern Helkana, des vatters Samuelis,119 item das gesetz, der ersten ge-
purt halben120 gegeben, von wegen soliches eyfers vnd zu fil gunstes zu der einen 10
vnd vngunstes zu der andern. Nun sollen aber die christen, wie aus vorangezogenen
sprüchen klärhch vernommen wardt vnd zwar aus allen schrifften vnd auch der na-
tur des glaubens zu lernen lst, in allen dingen vnd so fil mer in der heiligen ehe, so fil
heihger diser bundt vnd standt ist, nach dem aller volckomenisten trachten vnd zum
besten verhieten, alles dasienige, das einigen121 abfal122 oder schwechung moge em- i5
füren. Weil denn von keinem gottesvorchtegen vnd verstendigen geleugknet werden
mage123, mer denn eine zur eh haben schweche vnd verletze eheliche liebe vnd lasse
nicht zwei recht ein fleisch sein, wie es der herr vnd die recht natur der ehe erforde-
ren, So muss man ia auch ergerlich124 vnd darumb nieman nachzugeben125 sein, er-
kennen, solichen abfal vnd schaden des heyligen ehstandes bey den chnsten durch 20
mer denn ein weyb nehmen einzufüren, vnd derhalben soliches nieman nachgeben.
Dis ist die ander hauptursach, die auch warlich seer wichtig vnd gross ist, weil die
schrifft vnd natur leren, das in der ehe die aller grösseste vnd höchste liebe sem, vnd
zwey also ein fleisch sein sollen, das sie wie vatter vnd muter also auch alles ander
lassen vnd sie zwey aneinander hangen, ietzond nit mer zwey, sondern ein fleisch 25
sein, Welche liebe aber sich gegen mer dann einer zumal126 nit haben lesset.
Die dritte haupt vrsach ist aus dem bandt vnd pflicht der eh: Es muss ia bei den Chri-
sten als kindern der warheit127 vnd die im herren ire zusagen vnd versprechen
thun128, vnd I 13 I besonders der eh, für ein schwer ergernuss gehalten werden, etwas
einfüren, dadurch die ehliche pflicht vnd bündtnus verletzet würde vnd nit völlig 30
ii 6. sich.
117. Gen 16,1-11; 21,1-21.
118. Gen 29,16-35.
119. I Sam 1,1—7.
120. Dtn 21,15-17.
121. lrgendeinen.
122. sc. Abfall vom Glauben, Apostasie.
123. kann.
124. als ärgermserregend.
125. zu erlauben, zuzugestehen.
126. gleichzeitig.
127. Vgl. Eph 4,25; 6,14; I Joh 3,18-19.
128. Vgl. Mt 5,37; Kol 3,17.
15. GUTACHTEN I UR PHILIPP VON HESSEN
bringen werde, das bei den christen die grosse zierde, das die ehen wider zu irer er-
sten einsatzung gerichtet smd, verfallen vnd hingehen würde.
Die andre hauptvrsache lst, das solich nachgeben vnd also einfüren der filfeltigen
ehe, die ware ehehche liebe vnd gemeinschafft gestöret werde, welches ia auch ein
grosse schwer ergernuss vnd schade der christenheit sein würde. I 12 I Dann es ein 5
mal wider die natur lst, das die rechte ehlich liebe gegen fil warlich bestende, als das
ein jeder bei im116 selb wol erkennen möge, auch die vorangezogenen exempcl der
schrifft zeigen, von der Sarah vnd Hagar,117 item den zwo schwestern Lea vnd Ra-
chel,118 den weibern Helkana, des vatters Samuelis,119 item das gesetz, der ersten ge-
purt halben120 gegeben, von wegen soliches eyfers vnd zu fil gunstes zu der einen 10
vnd vngunstes zu der andern. Nun sollen aber die christen, wie aus vorangezogenen
sprüchen klärhch vernommen wardt vnd zwar aus allen schrifften vnd auch der na-
tur des glaubens zu lernen lst, in allen dingen vnd so fil mer in der heiligen ehe, so fil
heihger diser bundt vnd standt ist, nach dem aller volckomenisten trachten vnd zum
besten verhieten, alles dasienige, das einigen121 abfal122 oder schwechung moge em- i5
füren. Weil denn von keinem gottesvorchtegen vnd verstendigen geleugknet werden
mage123, mer denn eine zur eh haben schweche vnd verletze eheliche liebe vnd lasse
nicht zwei recht ein fleisch sein, wie es der herr vnd die recht natur der ehe erforde-
ren, So muss man ia auch ergerlich124 vnd darumb nieman nachzugeben125 sein, er-
kennen, solichen abfal vnd schaden des heyligen ehstandes bey den chnsten durch 20
mer denn ein weyb nehmen einzufüren, vnd derhalben soliches nieman nachgeben.
Dis ist die ander hauptursach, die auch warlich seer wichtig vnd gross ist, weil die
schrifft vnd natur leren, das in der ehe die aller grösseste vnd höchste liebe sem, vnd
zwey also ein fleisch sein sollen, das sie wie vatter vnd muter also auch alles ander
lassen vnd sie zwey aneinander hangen, ietzond nit mer zwey, sondern ein fleisch 25
sein, Welche liebe aber sich gegen mer dann einer zumal126 nit haben lesset.
Die dritte haupt vrsach ist aus dem bandt vnd pflicht der eh: Es muss ia bei den Chri-
sten als kindern der warheit127 vnd die im herren ire zusagen vnd versprechen
thun128, vnd I 13 I besonders der eh, für ein schwer ergernuss gehalten werden, etwas
einfüren, dadurch die ehliche pflicht vnd bündtnus verletzet würde vnd nit völlig 30
ii 6. sich.
117. Gen 16,1-11; 21,1-21.
118. Gen 29,16-35.
119. I Sam 1,1—7.
120. Dtn 21,15-17.
121. lrgendeinen.
122. sc. Abfall vom Glauben, Apostasie.
123. kann.
124. als ärgermserregend.
125. zu erlauben, zuzugestehen.
126. gleichzeitig.
127. Vgl. Eph 4,25; 6,14; I Joh 3,18-19.
128. Vgl. Mt 5,37; Kol 3,17.