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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0515
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I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

511
Christen iedermanns knecht sein sollen vnd auch den vnverstendigen zu dienen ver-
pflichtet sind vnd denen zu gut ir recht nachgeben sollen, so folget ia, das niman
nachzugeben sei, mer dann ein weyb zu nemen.
In dissen fir vrsachen,
das der Christenheyt die zierde der widerbrachten211 ersten gottesordnung, das
einer nit mer dann ein weyb habe, getrewlich zu behalten ist vnd niman das nachzu-
geben, dadurch die Christenheyt vmb solicb kleinod212 komen möchte; nemlich
weil das aus gottes gabe vnd ordnung mit gemein vnd allenthalben angenommen ge-
schehen vnd gemeiner haltung also bestetiget worden lst,
Item das ware eheliche liebe sich allem zwischen zweyen haltet, das auch Ovidius
erkennet hat: »Elige cui dicas, tu mihi sola places.«1213
Item das die ehgelübde vff die eintzelen ehen ergangen smd,
Item das nachgeben, mer dan ein weyb zu nemen, das heyhge Evangelium one
zweyfel schwerlich verschlagen214 würde. I 21 I
Ja215 in disen vir vrsachen finden sich fast alle die vrsachen, die man wider das zu-
geben216 der filfeltigen217 ehe möge fürbringen, derohalben wir es bei diesen für dis-
mals bleiben lassen. Der herr gebe, das man sie wol vnd recht erwege. I 22 I

[II-]
Nun die antwort, so vff dise vrsachen die geben, die der andern meinung smd vnd
achten, das die filfeltige218 ehe gleich sowol den Chnsten als den alten219 möge
nachgegeben220 werden, Die halten sich also:
Erstlich bekennen dise, das ia gottes erste einsetzung vnd ordnung der ehen, das ei-
ner nur eine habe, die beste sei vnd das alle christen vff dise ordnung, so fern das on
gefar der hurerey geschehen möge, zu weissen221 sind, das auch der heil. Paulus die
filfeltige ehe an den kirchendienern als ein mangelhaftig vnd etwas schewliches222
1) von Löwenstein entnahm dem wohl schwer lesbaren Original lrrtümlich den Wortlaut:
»Elige ? duos, tu mihi sola places.«

211. wiederhergestellten.
212. Kostbarkeit.
213. Ovid, Ars amatona 1,42.
214. verschwinden lassen.
215. Jedenfalls.
216. zugestehen.
217. mehrfachen.
218. Vgl. oben Anm. 217.
219. gemeint sind die alttestamenthchen Patnarchen.
220. zugestanden.
221. hinzuführen.
222. Abscheuliches.
 
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