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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0529
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I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

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zur eh habe, alle onzucht zu vermeyden,395 vnd so muss durch die finger sehen396,
das so fil, vnd die gewaltigsten am meysten, one zal weyber 139 I zur oneh haben397
vnd in allen schanden vnd lastern ligen, alle onzucht m die welt zu schwemmen. Diss
kann wol der bösen, verkerten, heuchlerischen welt zierd vnd kleynodt sein, die kir-
che Christi aber heltet dis für ein grosse schandt vnd grewel. Die welt, die will gantz
rein vnd sauber scheinen, aber mt sein; die kirche Christi strebet wol nach dem aller
reinsten vnd züchtigsten leben, wann sie aber diss mcht an allen iren kindern erlan-
gen mage, bekennet sie als398 noch lieber derselbigen blödigkeyt399 vnd geprauchet
dargegen von gott zugegebene artzeney, dann400 das sie sich höherer reinigkeit aus-
thete401, dann ir der herr, an allen iren kindern zu leysten, verliehen hat, Vnd der-
halben, das disse zierde vnd schmuck der Chnstenheyt der eintzelen ehen damit ge-
gresset402 vnd scheinbar403 dargeben wirdt, das alle Christenheyt so volckommen
hierin bewilhget vnd die gesetze, so darüber von der kirchen vnd christlichen key-
sern gemacht vnd gesetzet sind, als gottes gesetze von memglich gehalten werden,
also das niman heut zweywle, es möge mman mer dann eine zur ehen haben vnd nit
allem, das sohchs mman nachzugeben sei.
Ia m disem ist gar wol zu underscheiden, was der kirchen ware bewilligung oder
der welt beredung404 sei, der kirchen aus onwissen vffgeredt, was gottes oder der
menschen 1m schein gotthchs befelchs gepott sei. Dann dis kann der kirchen alss der
kn chen Christi bewilligung keineswegs sem, ob405 dem, das, wie gott hievor selb
gethan, leman mer dann ein weyb zu haben, nachgegeben werde, also hoch zu sche-
wen406 vnd daneben so gantz geferlich407 zusehen zu allerley also schwerer on-
zucht, die gott ewighch verpotten vnd bey beraubung seines reichs verpietet. Also
mögen dies auch m kemem wege alss gottes gesetz gehalten werden, die das so
strenghch ausschliessen, dadurch meman wol vernemen kann, das mt filen möchte
geholffen werden, das sie onzucht vermitten408 vnd heylighch lebten, die ltzundt m
schwerer onzucht hegen. I 40 I Dann das man sagen welle, soliche leut konden wol
durch die emtzelen ehen aller onzucht entfhehen, wille leyder bey gar filen durch409
die erfarung mt stadt410 haben. So hat man weder schnfft noch gründtlich vrsachen,
das die gabe der keuscheyt bey allen, die chnsthchen namen tragen, so gross sei, das
395. I Kor 7,2.
396. etwas ungerügt lassen. Gnmm. 3, Sp. 1654.
397. mit Frauen 1m Konkubinat leben.
398. lmmer.
399. Unvollkommenheit, Schwäche.
400. als.
401. erkläre, rühme. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 1495F
402. groß gemacht.
403. deuthch.
404. Abmachung, Rechtfertigung. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 1376F
405. bei.
406. Scheu zu empfinden, meiden. Lexer 2, Sp. 760f.
407. gefahrbringend.
408. vermieden.
409. wegen.
410. Platz.
 
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