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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0531
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I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

527

fallen vnd zu dienen427; Aber doch dis also, das dadurch den menschen kein strick
gelegt428 vnd sie lmmer zum besten, das ist zu warem gottesdienst, zu allem guten
gefordert und daran mit nichten gehindert werden. Der mensch ist nicht umb des
sabbaths willen oder einiger429 menschlichen ordnung, sondern der sabbath vnd alle
menschliche ordnung ist umbs menschen willen.430
Ferner wie das weyt fel431 ist, für kirchen bewdligung vnd gottes gesetz zu halten
alles, das doch bey den kirchen hoch gehalten ist, hat man auch aus dem zu erken-
nen, das auch die eltisten kirchen, so hoch und streng darob gehalten haben, das ni-
man zum kirchendienst angenomen oder darin gelassen werde, der nach absterben
seiner ersten gemahel432, die ander, oder ersthche nit ein jungfrawn gefreyet hat,433
welches doch kommen ist aus eitelem434 missverstandt der worten Sct. Pauli »Eines
weybs mann«,435 Item auch aus dem, das sobald alle ehe an den kirchen dienern ge-
schewet436 vnd verpotten437 vnd ob43S der gelobten, aber so übel gehaltenen keu-
scheyt439 also strenglich ist gehalten worden.
Dis ist nun die antwort dises teyls vff die erste hauptursachen des anderen teyls.
I 42
Die andere hauptvrsache440, das nieman nachzugeben441 sei, mer denn ein weyb zu
haben, ist dis:
Die Christen sollen in allen guten werken vff das volckomenste trachten vnd alles
mit höchsten vleys verhieten, das das vnvolckomene einfüren mag.442 Mer dann em
427. Vgl. Röm 12,17-18.
428. Vgl. I Kor 7,35.
429. irgendeiner.
43°. Vgl. Mk 2,27.
431. der weit verbreitete Mangel.
432. Gemahlin, Gattin.
433. Schon Tertullian (ca. 160 - nach 220) hielt es für Christen unziemlich, nach dem Tod des
Ehepartners wieder zu heiraten (De monogamia, CChr.SL 2, S. 1247L); auch Augustin (ca. 404: De
bono viduitatis XXI,26, CSEL 41, S.337L) und Johannes Chrysostomus (De non iterando coni-
ugio, PG 48, Sp. 609-620) waren ausgesprochene Gegner der konsekutiven Zweitehe. Das Verbot,
jemanden zu weihen, der mit einer Witwe oder m zweiter Ehe verheiratet war, hat Justiman 535 und
546 in die weltliche Gesetzgebung aufgenommen (Nov. 6,5, ClCiv III, S.42L; Nov. 123,12, ClCiv
III, S. 604). Zur Behandlung dieser Frage in anderen Schriften Bucers vgl. BDS 7, S. 242 f.
434. reinem.
435. I Tim 3,2.12; Tit 1,6.
436. gescheut.
437. Das Verbot der Klenkerehe wurde mit den Beschlüssen des Konzils von Nicäa (COD, S. 7)
325 angebahnt, m den folgenden Jahrhunderten vielfach wiederholt, aber mit rechtskräftiger Ver-
bindlichkeit erst mit dem 2. Laterankonzil von 1139 (COD, S. 198,1-15) durchgesetzt.
438. bei.
439. Die mit einem Gelübde versprochene Ehelosigkeit der Ordensleute; bci Pnestern dagegen
bestand die Zölibatsverpfhchtung auch ohne ausdrückliches Gelübde als »votum annexum« mit der
Priesterweihe; vgl. dazu Gaudemet, S. 25-29; Plöchl II, S. 164. Die reformatorische Bewegung warf
dem altgläubigen Klerus pauschal vor, das Keuschheitsgelübde massiv zu verletzen.
440. der zweite Hauptgrund.
441. zuzugestehen.
442. Vgl. II Tim 3,17; Mt 5,48.
 
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