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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0537
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I J. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

533

das alle gelubd, so mit gott518 immer mögen gehalten werden, sollen von den chri-
sten vffs volckommst gehalten werden vnd dawider niman etwas nachgegeben wer-
den. Wir sagen aber: so mit gott mögen gehalten werden! Mit gott möge aber nichs
gelobd oder gehalten werden vnd hat auch kein mensch von dem andern aus einigen
zu sagen oder geloben mit recht zu fordern, das etwas vffliget, das zum argen forde-
ret vnd am guten verhmderet oder abstricket519, das von argem beware vnd zum gu-
ten fordert. Dann der mensch ist gottes gantz, seel vnd leyb, eygen, möge sich selb
niman etwa zu verloben520 oder verbinden521, das im nit immer dazu forderlich sei,
das er gottes namen heyhge vnd sein reich erweitere522, fil weniger dann sich ein 149 I
leyb eigen523 mensch kende etwas geloben, das seinen leybs herren nit angeneme
were.
Wey] dann, wie nun offt gesagt, mt widersprochen werden möge, es finden sich
deren leut auch bei uns Christen, denen, mer dann ein weyb zu haben, also wol ein
heylsame artzeney sein kan als524 bei den alten, So wirdt man solichs, mer dann em
weyb haben, gegen dise leute erkennen525 vnd halten müssen als ein heyhges mittel,
hurey zu verhieten vnd ware heyligkeyt zu erhalten, das gott selb zugeben hat. Nun
solich mittel konden die, so sein bedorffen526 vnd denen es em soliche artzeney sein
kan, weder gott noch den menschen verloben,527 Vnd wo sie das aus onwissen ge-
than, lsts gleich so onbindig528 als die gantze ehverlobung den529 klosterleuten vnd
andern kirchendienern, die zur eh geschaffen sind.530 Nun ist dis wol abschew-
hch531, dann wo man nit haltet, das man versprochen, da muss alweg532 sünde sein,
wo nicht im nithalten, doch im geloben, das man nit geloben solte. Noch533, wo man
je onweysslich534 gelobet hat vnd das verlobet535, das man solle frey behalten, oder
das gelobet, das man mit gott536 nit thun kan, so muss man gott bitten vmb verzey-

518. in Übereinstimmung mit Gott.
519. unterbindet.
520. ein und für alle Mal geloben, sich zum Verzicht auf etwas endgültig verpflichten.
521. verpfhchten.
522. Vgl. Mt 6,9-10; Lk 11,2.
523. leibeigener.
524. wie.
525. anerkennen.
526. benötigen.
527. ein und für alle Mal geloben, sich zum Verzicht auf etwas endgültig verpflichten.
528. nicht verpflichtend. Vgl. Lexer 2, Sp. 1773.
529. sc. das ganze Gelübde der Ehelosigkeit für die.
530. Die Verpflichtung zur Monogamie durch einen Menschen, der dazu nicht in der Lage ist, ist
ebensowenig bindend wie das Zölibatsgelübde derjenigen Mönche und Priester, die von Gott zur
Ehe geschaffen worden sind.
531. verabscheuungswürdig.
532. lmmer.
533. Dennoch.
534. unwissend.
535. abschwört, sich zum Verzicht auf etwas verpfhchtet.
536. m Einklang mit götthchem Willen.
 
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