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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0538
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534

15. GUTACHTEN I UR PHILIPP VON HESSEN

hung der dorichten537 gelübden vnd nit erst dieselbige sünd mit halten das538, das
gott nit will, hauffen539.
Dis ist die antwort vff die dritte vrsachen des anderen teyls. I jo I
Diefirde vrsachen des anderen teyls lst:
Die Chnsten müssen auch offt das meyden, das inen gott sunst nit verpotten, vnd
vff sich nemen, das men gott mt vff geleget hat, wo sie da durch ergernus der schwa-
chen vnd verhindemng des evangeli verhieten mögen vnd gottes er540 forderen.541
So ists auch onleugbar: solte man ieman, vnd bevorab542 fürnemen leuten, zu ge-
ben543, mer denn em weyb zu haben, dis würde vns alle bey so fil frommen, aber
schwachen Christen m allen nationen also schwerlich verschlagen vnd das heylige
evangeh, das vns dammb so reichlich mitgeteylet ist, das wir alles vnseres vermögens
dasselbige m allen creaturen fördern sollen, so verdacht544 vnd abschewbch machen,
das dis freyhch einem ledem christen den grossen schrecken vnd grewel zu hertzen
führen muss, der lm nur etwas nachdenket. Dann kaum etwas ist, darin der satan mit
falschem schem der heyligkeit die leute mer plendet vnd die kirche christi herter pla-
get, als eben mit dem falschen scheyne der keuscheyt. Daher dann gleich nach zeit
der apostel auch die eintzelen ehen in soliche abschewe545 auch bei den allerheylig-
sten leuten komen sind,546 das man anderweit547 in die ehe kommen so verechthch
gehalten hat, das man solichen leuten ir ander ehen in der kirchen mt hat segnen las-
sen.548 Es haben auch etliche grosse leut als Tertulianuss549 vnd Hironymus550 eben
hart551 wider soliche ehen geschriben.552
s) konj. für fälschlich: Tertuhamus.
53 7. tönchten.
538. wohl: dessen.
539. vergrößern. Hennig, S. 162.
540. Ehre.
541. Vgl. Röm 14,1-3; 15,1; I Kor 8,9.
542. msbesondere.
543. zugestehen.
544. verdächtig, suspekt.
545. Verachtung.
546. U.a. lobten die Kirchenväter Tertullian (ca. 160 - nach 220), Origenes (ca. 185 - ca. 254),
Ambrosius (339-397) und Hieronymus (347/348 - 419/420) die Ehelosigkeit und befürworteten
die Zöhbatsverpfhchtung für Priester energisch; vgl. Tertullian, De exhortatione castitatis XIII,
CChr.SL 2, S. 1035,35-39; Origenes, In Leviticum homilia IV,6, SC 286, S. 180-182; Ambrosius, De
virginitate, PL 16, Sp. 265-302; Exhortatio virginitatis, PL 16, Sp. 335-364; Hieronymus, Adversus
Jovinianum, PL 23, Sp.205-338.
547. zum zweiten Mal; es geht hier um die sukzessive Doppelehe, d.h. um die Wiederverheira-
tung nach dem Tod des ersten Ehepartners.
548. Hierzu vgl. TRE 9, S. 327,20-26.
549. Tertullian (ca. 160 - nach 220), nordafrikanischer lateinischer Kirchenvater, der um 213 mit
der katholischen Kirche brach und der asketisch-rigoristischen Bewegung der Montamsten beitrat.
550. Hieronymus (347/348 - 419/420) äußerte unter allen Kirchenvätern wohl die extremsten
ehefeindlichen Ansichten.
551. eifrig.
552. Bucer denkt hierbei wahrscheinhch an Tertullian, De monogamia, PL 2, Sp. 930—9 54; CSEL
76, S. 44-78; CChr.SL 2, S. 1229-1253 und Hieronymus, Adversus Jovinianum, PL 23, Sp. 205-338.
 
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