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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0539
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I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

535

Wie553 dem allen aber, so ist das auch war, das man dem onverstandt der schwachen
Christen soweyt mt dienen kan noch solle, des554 sich ieman darumb müsse in gefar
setzen I ji I etwas555, das des reiches gottes enterbet.556 Dann dadurch würde man
noch grösser ergermss anrichten. Derhalben wirdt geachtet, weyl es ia also steht fast
in aller Christenheyt vnd auch bei denen, die die allerverstendigsten sein wöllen, das
sie eben grob durch die fmger sehen557 konden gegen aller onzucht vnd aber mit
nichten das billigen, das gott, der da ware keuscheyt freylich etwas lieber hat, dann
wir sie haben mögen, gebilliget hat, das denen, die sich der blödigkeit558 beklagen,
welcher gott das fil gemeldene559 mittel vergönnet hat, denen auch vff ir gewissen
solle geglaubet werden, wie auch bei den alten geschehen, zu rathen sein solle, das
sie das andere560 weyb recht wie ein concubin on solenmtet561 der ehe nemen vnd
hielten. Dann weyl hienn dem vnverstandt der leut solle gedienet werden vnd ver-
hietet, das nit fil Ieut durch soliche ehen vom evangelio abschewet gemacht werden,
so muss man recht das vber sich nemen, das der misverstandt der leute am besten
leyden mage vnd dadurch sie am wemgsten vom evangeho abschewe562 gemacht
werden. Wenn man nun alles gegen einander erwiegt vnd ermisset, wie sichs bei den
leuten haltet, die sohcher concubinen halten vnd wie sie sich stellen würden ob563
einem ehelichen zuweyb, so liesses sich mt wol anders vrteylen, dann das durch den
namen vnd standt der concubinen fil wemger ergernus vnd nachteyl dem evangeh
enstehen würde, dann durch den namen vnd standt eines zugenommenen564 ehwey-
bcs.565 Dann ob wol die gemeine566 beredung567 vnd das gemein falsche rhümen der

553. Hier beginnt die Antwort auf die vierte Ursache.
554. daß.
555. einer solchcn Gefahr aussetzen müßte.
556. nämlich m Gefahr der Hurerei, die nach I Kor 6,9 und Eph 5,5 vom Reiche Gottes aus-
schheßt.
557. m erheblichem Maße bcwußt übersehen.
558. Unvollkommenheit, Schwachheit.
559. oft erwähnte.
560. zweite.
561. die iibhche feierliche Form.
562. unwillig, trotzig.
563. bei.
564. zusätzlich geheirateten.
565. Ein ähnhches Argument für die Verheimhchung einer Ehe durch die Bezeichnung derselben
als Konkubinat gab schon Fran^ois Lambert von Avignon m seinem 1524 veröffenthchten Werk
»Commentariorum ... de sacro comugio et adversus pollutissimum regm perditioms caehbatum li-
ber« [Straßburg: Johann Herwagen 1524]: »Si quis mimstrorum ecclesiae untur et m tyrannorum
habitat regione, m qua non sacrum comugium, sed scortatio libera permittitur, ne m scortatione vi-
vens semper maneat alienus a Christo, eligat sibi aliquam timentem Dominum, quam bene m veri-
tate persuasam, secrete ducat m comugem, Antichristorum minas et mterdicta mhil expavascens
(...). Sexto, dico quod si quis ministrorum ecclesiae se secrete uxorem duxit, et mterrogetur an uxor
sit, et hi qui mterrogant hostes sunt Chnsti et ventatis eius, sic tum respondeat ut neque eam neget
uxorem, neque scortum fateatur. Ac si tale quiddam dicat: >Haec est mea concubinac. Omms emm
uxor est concubina, sed non omnes concubinas sunt uxores.« Bl. 58^—6ov.
566. allgemeine.
567. Uberzeugung.
 
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