DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0162
158 zweite verteidigungsschrift (1543)
suchen vnnd darumb auch selb betten mögen, geschriben habe. Das solle nun
auch seer vnrecht geschriben sein. Du aber, fromer Christ, laß die leuth jrem
Gott faren ¹ .|lxxxvijb/Yiijb | Du weist ja wol, das alle die im ewigen todt stekken
bleyben, die sich zu Gott nicht keren vnd jn selb vmb seine gnad bitten,
nach dem sie ² ihres gemiets ³ eigen brauch ⁴ haben. Wer den namen des Herren 5
anrüfft, dem würdt geholffen; wer ihn nitt anruffet, der kennet ihn auch nitt,
glaubet im nitt; darumb ist im noch nit geholffen vnd bleybet der zorn Gottes
ob im.
Die C. Deputaten sagen, Alß ob sich ie ieman auß eigen krefften zu Gott
bekeret hette vnd vns nit meer ⁵ Gott bekerte, das wir bekeret würden, Das 10
sich der mensch auß eygen krefften zu Gott keren möge. Dauon ist wol bey
euwern Sophisten disputiert worden. Wyr aber bekennen gern, das zu Christo,
dem Herren, niemandt komme, der Vatter bekere ihn dann vnnd ziehe
ihn zu ihm ⁶ . Wen aber der Vatter zeucht vnd bekeret, des verstandt erleuchtet
er vnd des willen bewegt er, das er sich ia selb auch zum Herren Christo keret 15
vnd ergibt, da fur nemen ⁷ sich sust diese leuth an, wider vns zu streyten. Nun
sind sie, Gott lob, Luthersch worden.
Weyter sagen die C. Deputaten: Vnd als ⁸ möchten die Heyligen nitt erlangen,
das Gott in vns solichs, das ist vnsere bekerung, würckete, Welches gesagt
werde wider vnzelige sprüch der Schrifften vnd den angenomen glauben 20
der kirchen. Diß ist aber ein Calumnia. Wer hatt vnsers teyls gesagt, das die
lieben Heyligen nitt solten Gott erbetten mögen, das er etliche zu sich bekeret,
die er zum ewigen leben verordnet hatt? Wenn ⁹ werden aber die selbigen,
fur die die Heyligen bitten, | lxxxviija/Yiiija | salvi, wenn würdt ihn geholffen
sein, wenn werden sie das heyl erlangen? Wenn sie noch von Gott, ihrem 25
Himlischen Vatter, abgewendt seindt vnnd seiner gnaden nitt begeren? Nein
freilich.
Es haben ja, die den erlammeten ¹⁰ für den Herren bracht, ihm das heyl
durch ihren glauben erbetten ¹¹ . Es hatt der Obrist von der Schul seiner dochter
das leben ¹² , Das Cananeisch weyb ihrer dochter erlösung vom Satan er- 30
1. leben. Lexer 3, Sp.23.
2. da sie doch.
3. Gemüts.
4. Gebrauch.
5. nicht vielmehr.
6. Joh 6,44.
7. nemen sich ... an: nehmen sich vor, beabsichtigen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1345–
1347.
8. wie, als ob.
9. Wann.
10. Gelähmten.
11. Mk 2,1–12.
12. Mk 5,22–24.35–43.
suchen vnnd darumb auch selb betten mögen, geschriben habe. Das solle nun
auch seer vnrecht geschriben sein. Du aber, fromer Christ, laß die leuth jrem
Gott faren ¹ .|lxxxvijb/Yiijb | Du weist ja wol, das alle die im ewigen todt stekken
bleyben, die sich zu Gott nicht keren vnd jn selb vmb seine gnad bitten,
nach dem sie ² ihres gemiets ³ eigen brauch ⁴ haben. Wer den namen des Herren 5
anrüfft, dem würdt geholffen; wer ihn nitt anruffet, der kennet ihn auch nitt,
glaubet im nitt; darumb ist im noch nit geholffen vnd bleybet der zorn Gottes
ob im.
Die C. Deputaten sagen, Alß ob sich ie ieman auß eigen krefften zu Gott
bekeret hette vnd vns nit meer ⁵ Gott bekerte, das wir bekeret würden, Das 10
sich der mensch auß eygen krefften zu Gott keren möge. Dauon ist wol bey
euwern Sophisten disputiert worden. Wyr aber bekennen gern, das zu Christo,
dem Herren, niemandt komme, der Vatter bekere ihn dann vnnd ziehe
ihn zu ihm ⁶ . Wen aber der Vatter zeucht vnd bekeret, des verstandt erleuchtet
er vnd des willen bewegt er, das er sich ia selb auch zum Herren Christo keret 15
vnd ergibt, da fur nemen ⁷ sich sust diese leuth an, wider vns zu streyten. Nun
sind sie, Gott lob, Luthersch worden.
Weyter sagen die C. Deputaten: Vnd als ⁸ möchten die Heyligen nitt erlangen,
das Gott in vns solichs, das ist vnsere bekerung, würckete, Welches gesagt
werde wider vnzelige sprüch der Schrifften vnd den angenomen glauben 20
der kirchen. Diß ist aber ein Calumnia. Wer hatt vnsers teyls gesagt, das die
lieben Heyligen nitt solten Gott erbetten mögen, das er etliche zu sich bekeret,
die er zum ewigen leben verordnet hatt? Wenn ⁹ werden aber die selbigen,
fur die die Heyligen bitten, | lxxxviija/Yiiija | salvi, wenn würdt ihn geholffen
sein, wenn werden sie das heyl erlangen? Wenn sie noch von Gott, ihrem 25
Himlischen Vatter, abgewendt seindt vnnd seiner gnaden nitt begeren? Nein
freilich.
Es haben ja, die den erlammeten ¹⁰ für den Herren bracht, ihm das heyl
durch ihren glauben erbetten ¹¹ . Es hatt der Obrist von der Schul seiner dochter
das leben ¹² , Das Cananeisch weyb ihrer dochter erlösung vom Satan er- 30
1. leben. Lexer 3, Sp.23.
2. da sie doch.
3. Gemüts.
4. Gebrauch.
5. nicht vielmehr.
6. Joh 6,44.
7. nemen sich ... an: nehmen sich vor, beabsichtigen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1345–
1347.
8. wie, als ob.
9. Wann.
10. Gelähmten.
11. Mk 2,1–12.
12. Mk 5,22–24.35–43.