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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0232
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Ad Heliodorum

228
zweite verteidigungsschrift (1543)

im glauben an jn erbauwen. Die sollen auch vnder jnen jre eygen zucht vnd
regierung haben, alles aber zur besserung. Erkenne auch die ordnung vnder
jnen gut vnnd besserlich sein, | cxxxvija/Mmja | welche in den fier grossen
Concilien ¹ fürgut erkennet worden ist. Die selbige aber last das gentzlich
bleiben, das die Bischoffe in den wesentlichen wercken dieses ampts gleychen 5
gewalt haben, Welches nach dem Gottes wort Mathei ² vnd Marci vltimo ³ ,
Joh. xx[22–23], j. Corinth. iij[5–11] vnnd iiij[1–5] Ephes. ⁴ auch die Heyligen
Cyprianus – de simplicitate praelatorum ⁵ – vnnd Hieronymus – ad Euagrium
⁶ – bezeugen. Darumb solle mit Christlicher reformation der kirchen
dienst nach dem gewissen Gottes wort zu verbesseren keyner vff den anderen 10
harren, Vnd hat keyner den anderen darin etwas zuuerhinderen oder vff zu-
ziehen ⁷ . Hiemit zerstore ich keyne Heylige ordnung, sonder bestettige sie.
Was ich von der Concili vrtheyl geschriben, das ist war, beruff mich des vff
der selbigen Concilien edicta von mir angezogen ⁸ . So fil dißmals von dieneren
der kirchen, Vnder welche die Mönch zun zeyten der Vatter nit seyn gezelet 15
worden. Hieronymus, der sich vnder die Mönch zelet, schreibet also ⁹ : »Die
Clerici weiden die schaffe; ich werde geweydet«. Diß eignet ja den leyen, laicis
i. ¹⁰ popularibus ecclesiae. Gewalt vnnd ordinantzen der kirchen müssen
auch allein vff dem Gottes wort stohn vnd zu warer besserung des glaubens
an Christum gerichtet sein, vergwaltet vnd geübet werden. Was dar wider ist, 20
mag kein gewalt noch ordnung der kirchenn Christi heyssen oder eynigen
Christen binden ¹¹ .

Was ordnungen auch nit für sich selb ein gemein vnd allenthalben zum
glauben Christi besseren, dar- | cxxxvijb/Mmjb | uber hat ein jede recht geordnete
vnd mit jhren gepürenden dieneren versehene Gemeinde Christi gewalt, 25

1. Konzilien von Nizäa (325), Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalkedon
(451). An diesen Konzilien wurde die Bedeutung des untadeligen Lebenswandels der Kleriker
hervorgehoben.
2. Mt 28,18–20.
3. Mk 16,15–18.
4. Vgl. Eph 4,1–16.
5. Eine dem Cyprian zugeschriebene Schrift: (Pseudo-) Cyprian, De simplicitate praelatorum
plane aureum. Antwerpen: Johannes Grapheus für Johannes Stelsius, 1535, hier v. a.
Bl. a3b. Index Aureliensis 149.060; BN 34, Sp. 1089. Exemplare in Aberdeen UL, Amsterdam
VUB, Basel ÖB, Den Haag KglB, Freiburg/Br. UB, Köln UStB, Paris BNF.

6. Den angeblich von Hieronymus stammenden Text entnahm Luther dem Decretum
Gratiani I, Dist. 93, c. 24: Er ließ ihn 1538 in Wittenberg im Druck erscheinen: Ad Evagrium
de potestate papae cum praefatione Lutheri. Luther, WA 50, S. 338–341, hier v. a. S. 339,5f.
und 340,13.
7. hindernd einzugreifen. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.812f.
8. Bucers Erste Verteidigungsschrift, 1543 (s. oben S. 32, Anm. 5), Bl. g4a. BDS 11,1,

S. 62,11 bis 63,10.
9. Hieronymus, Epistolae, Ep. 14 (ad Heliodorum monachum),8. PL22, Sp.352.
10. id est.
11. von den Gnadenmitteln der Kirche ausschließen, exkommunizieren. Frühneuhochdt.

WB 4, Sp.440.
 
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