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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0074
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2. GUTACHTEN FUR DEN SCHMALKALDISCHEN BUND

lenn, die einfallenn, mit rath vnd gehelle der Stendenn jm Reich handlenn1. Vnd
I 2ir / 135 I wer keyserlicher M[ajestä]t absolutam potestatem, ein macht, die ann
keine gesetz vnnd räth gepundenn seie, zugibt (wie man dann von solcher macht wol
etliche anzeige inn denen keyserlichenn gesetzenn findet, welche die keyser gemacht
habenn, die ein solchenn gewalt hattenn), der selbige vnnderstaht die ordnung Got-
tes, die Gott dem reich in Teutscher nation nun etlich hundert jare verluhenn2, in
vorgemeldter maßigung keyserlicher macht zubrechenn vnnd ein tyrannei einzufü-
renn.
Doch gebe man keyserlicher M[ajestä]t ein macht zu, wie groß man wölle, so hatt
doch der gutig Gott vns die gnad auch gethonn, das jr M[ajestä]t, wiewol sie diser
zeyt aus falscher veiwehnung der vermainten geystlichenn geürtheilet hat, vnnsere
christliche fürsten vnnd obren verwalten die religion sachen nit recht, dennocht sol-
lichenn streit (wie sie auch schuldig war, weyl sie dem Bapst, der das haupt des wi-
derchristenthumbs ist, also wille verstricket vnnd anhengig sein) von jr vff ein recht
frey christlich concilium1 geschobenn. Der halbenn stohnd vnnsere obrenn in dem
gemeinen göttlichen vnnd des reichs rechten noch frey vnnd der keyserlichen edic-
ten, hie wider ausgangenn, vnuerstricket3, dann die selbigen erstlichen an innen
selb onbundigi, als die wider das gottlich vnnd desk reichs recht ergangen sind, Dem
nach I 2iv / 136 I auch durch den keyser selb vffgeschobenn4.
So dann vnnsere obrenn jnn dem gottlichen gesetz so offentlich wie auch in allen
kirchen regulenn habenn, das die vermeinten geistlichen, die sich noch päpstlich
vnnd dem heyligen Euangelio entgegen haltenn, 'imm kirchenn dienst mit nichten
zu duldeiß sind vnnd innen kein heller vom kirchenn gut on ein offenlichs sacrile-
gium gegebenn werdenn magem, so hats inn dem aller dingen kein disputation, das
vnnsere obren alle Bischoue, thumherren, pfarrer vnnd andere vermeinte geistli-
chenn des kirchen diensts, den sie also jamerlich verkeretn haben, aller dingenn ent-
setzen vnnd° christliche weg suchen sollenn, wie sie den kirchenn Christi zuuerse-
hung der warenn diener vnnd armen jr gut widerumb zustellenn.
i) davor am linken Rand von unbekannter Hand: Concilium: b.
j) vnbindig: a.
k) fehlt m a.
i)-/) von anderer Hand mit roter Tinte unterstrichen: b.
m) davor am linken Rand von anderer Hand m roter Tinte: Papistis dare de bonis Ecclesiae sacri-
legium: b.
n) verderbet: a.
o) gestr.; vom linken Rand eingewiesen: vnd an jre stat recht taugliche vnd bewerthe diener der
kirchen einsetzen vnnd dann: a.
1. Vgl. hierzu Backus, Bucer’s View, S. 97-99; de Kroon, Studien zu Martin Bucers Obrigkeits-
verständms, S. 149—151.
2. verhehen.
3. unverpflichtet, ungebunden.
4. Dies ist wohl ein Hinweis auf das kaiserhche Zugeständms im Nürnberger Anstand von 1532,
m Rehgionssachen nicht gegen die Protestanten vorzugehen und somit die Bestimmungen des
 
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