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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0115
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4. DIE FURSTLICHE SCHRIFT

III

Vor das erst, weyll war vnnd kuntlich ist, daß ein Erbarer Rathe jnn jrer Stat merum
vnnd mixtum imperium1 hat vnnd die obrigkeit ist, die dieß orts das schwert tregt
vnnd denn obernn gewalt furet, So volgt aus dem, daß ein Erbarer Rathe schuldig ist,
by den jren zusein ein diener gottes zum schreckenn aller boßenn wercken vnnd zur
furderung aller gutenn werckenn, Ro. 13[1—4], vnnd alle Regirung dahin zurichten,
daß die Burger ein Ruwig, still leben furen jnn aller I 2j^v I gotselickait vnnd erbar-
keit, 1. Timoth. 2^2], Darzuw einem Erbaren Rathe alle, die jnn jrer Stat wonenn,
vnnderthonn vnd behulfflich sein sollen, Dann S[ankt] Paulus sagt: »Omnis
anima«2. Aus dem der heilig Chrisostomus vber dieß orth recht vnnd woll schleust,
Daß ein jeder, er sey Mönich oder priester, ja Appostell, Euangelist oder prophet,
der oberigkait, die das schwert tregt, des orts, da er sich heltet, vnnderthonn sein
solle3.
Jnn dem ist auch nit zudisputirenn, wa her oder wie ein gewalt vffkhomenn seye,
dann das wort des herrenn, durch den heiligen Paulum beschriebenn, Lautet: »Die
gewalt, die seint, bdie seint^ vonn Got verordnet«4. Daruff ist zusehenn, wer das
schwert fure an jedem orth, wer den oberenn schutz heltet vnnd gericht vbet, Dann
kein gewalt ist, dann vonn gott. Wer auch wolt zuruckforschenn, mit was fugen oder
onfugenn die herschafftenn vnnd gewalt vffkhomenn seint, vnnd seine gehorsame
demnach massigen5, der wurt offt ein schmale gehorsame leistenn. Were gewalt hat,
der hat jne6 vonn gott geordnet vnnd soll jne nach dem willen gottes furen, alles ar-
ges abzutreibenn vnnd zuuerkhomen7 vnnd alles guts züpflantzenn vnnd forde-
renn, vnnd dem sollenn alle selen des orts, da er Regiret, das arg zumeydenn vnnd
das gut zuthun vnnderthonn sein.
Vnnd wa soliche obrenn, die merum vnnd mixtum imperium8 haben, hoher ober-
kaitenn ob jnenn habenn, wie ein Stat Braunschweig jre furstenn vnnd dieselbigenn
Kayfserliche] M[ajestä]t, So sollenn sie durch soliche jre hohere oberkeitenn zuw
jrem Ampt dasselbig woll zuuerrichten geschutzet vnnd gefurdert vnnd mit nichten
beschwert noch gehindert werdenn. Vnnd wa die obren oberkeitenn den vnnde-
renn, die merum vnnd mixtum imperium habenn, jre ampt nach dem gefallenn got-
b)-b) vom linken Rand eingewiesen.

1. Ausführlich hierzu vgl. oben S. 65, Anm. 4.
2. Röm 13,1; vgl. auch BOL 15, S. 131 sowie Seebaß, Martin Bucers Beitrag, S. 168 f.
3. Johannes Chrysostomus, Homilia 23 in Epistolam ad Romanos; PG 60, Sp.615; hierzu vgl. die
Ausführungen m Bucers Römerbnefkommentar, Ausgabe Straßburg 1536 (Bucer-Bibliographie
76), Bl.479a = Ausgabe Basel 1562 (Bucer-Bibliographie 223), S. 559; BDS 9,1, S.49,22-50,3 und
204,1 f.; BOL 15, S. 131; vgl. auch de Kroon, Studien zu Martin Bucers Obrigkeitsverständnis, S. 83 f.
und 162L
4. Röm 13,1.
5. ordnen, einnchten. Grimm 12 (= VI), Sp. 1744.
6. ihn (»Gewalt« ist hier, wie in dieser Zeit üblich, Masculmum).
7. beseitigen; Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 679 f.
8. Ausführlich hierzu vgl. oben S. 65, Anm. 4.
 
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