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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0204
200
6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
Dieß seint nhu die ordentlichen dienst vnnd ampt der kirchen vnnd weliche in diese
dienst ordentlich kommen, in denen vnstrafflich leben vnnd ire dienst mit der that
trewlich vorrichten1, die sollen vom kirchen guth ire gebur vnnd erhaltung haben,
so viel ihnen dartzu von nothen vnnd dienlich ist, das sie iren dienst wol vnnd nutz-
lich vorrichten2.
Die durfftigen aber, so von den kirchen vorsehen3 vnnd erhalten werden sollen,
seint nit alleine die betler vnnd die, so in die hochste noth kommen seint, Sunder alle
die, so mangel an dem leiden, das4 ihnen nach irem standt5 vnnd wesen Christlich
vnnd wol auch zu nutz ires nechsten zu leben vnnd zu dienen von nothen ist vnnd
sie es ihnen selb nit gewinnen mugen.
Weliche nhu in solicher noth nit sein, auch der kirchen nit in den ertzelten dien-
sten mit der that trewlich vnnd vnstrafflich dienen vnnd doch vom kirchen guth et-
was nhemen, die begohn6 vermuge der schrifft vnnd aller canonum, auch Keyser
rechten, ein Sacrilegium7, das von den kirchen verbannet vnnd durch die ordentli-
che vbergkheit I jdyv I so viel ernnstlicher dann andere diebstal vnnd raub gestrafft
werden sol, so viel dieser gottes raub grausamer vnnd der kirchen Christi schedli-
cher ist.
Also weil man auch nit mher kirchen haben, auch die nit weiter zieren noch
schmucken noch mit jnstrumenten vorsehen8 solle, dann9 so viel dartzu dienlich
sei, das das volck recht ordentlich zum Herren versamlet vnnd mit dem wort vnnd
Sacramenten vorsehen werde, ists auch ein schwerer mißprauch vnnd den10 die or-
dentlichen11 obergkheiten abtzustellen schuldig seindt, wo vom kirchen guth an die
tempel vnnd ire schmuck weiter gewendet wurd.
Dieß alles ist dermassen, wie ertzellet von den Aposteln her, in den kirchen also
verordnet vnnd gehalten worden, als das eigentliche ware vnnd allem gewaldt vff er-
den vnuorrucklich recht der kirchen, vnnd seint von den kirchen verbannet, auch
der ordentlichen12 vbergkheit zur straff ergeben, weliche dai-wieder gehandelt.
1. vernchten.
2. Vgl. oben Anm. i.
3. versehen, versorgt.
4. was.
5. Nach Bucers Verständms sollten Adlige bei mateneller Not ihrem Stand entsprechend ent-
schädigt werden; dies erläutert er ausführhcher im Gutachten für den Arnstädter Bundestag (vgl.
unten S. 261,10—262,6); zum ausgeprägten Standesdenken Bucers vgl. Moeller, Die Brautwerbung
Bucers für Capito, S. 318 und Wolgast, Hochstift und Reformation, S.49 mit Anm. 30.
6. begehen.
7. Dieser Vorwurf an die altgläubige Geisthchkeit ist ein fester Topos m den Schnften Bucers
über die Kirchengüter; vgl. etwa oben S.44,14-19 und S. 51,10-52,3 sowie unten S. 306,1, S. 378,1,
380,9h und 385,17.
8. versehen.
9. als.
10. sc. und ein Mißbrauch, den.
11. rechtmäßigen, legitimen.
12. Vgl.obenAnm.11.
6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
Dieß seint nhu die ordentlichen dienst vnnd ampt der kirchen vnnd weliche in diese
dienst ordentlich kommen, in denen vnstrafflich leben vnnd ire dienst mit der that
trewlich vorrichten1, die sollen vom kirchen guth ire gebur vnnd erhaltung haben,
so viel ihnen dartzu von nothen vnnd dienlich ist, das sie iren dienst wol vnnd nutz-
lich vorrichten2.
Die durfftigen aber, so von den kirchen vorsehen3 vnnd erhalten werden sollen,
seint nit alleine die betler vnnd die, so in die hochste noth kommen seint, Sunder alle
die, so mangel an dem leiden, das4 ihnen nach irem standt5 vnnd wesen Christlich
vnnd wol auch zu nutz ires nechsten zu leben vnnd zu dienen von nothen ist vnnd
sie es ihnen selb nit gewinnen mugen.
Weliche nhu in solicher noth nit sein, auch der kirchen nit in den ertzelten dien-
sten mit der that trewlich vnnd vnstrafflich dienen vnnd doch vom kirchen guth et-
was nhemen, die begohn6 vermuge der schrifft vnnd aller canonum, auch Keyser
rechten, ein Sacrilegium7, das von den kirchen verbannet vnnd durch die ordentli-
che vbergkheit I jdyv I so viel ernnstlicher dann andere diebstal vnnd raub gestrafft
werden sol, so viel dieser gottes raub grausamer vnnd der kirchen Christi schedli-
cher ist.
Also weil man auch nit mher kirchen haben, auch die nit weiter zieren noch
schmucken noch mit jnstrumenten vorsehen8 solle, dann9 so viel dartzu dienlich
sei, das das volck recht ordentlich zum Herren versamlet vnnd mit dem wort vnnd
Sacramenten vorsehen werde, ists auch ein schwerer mißprauch vnnd den10 die or-
dentlichen11 obergkheiten abtzustellen schuldig seindt, wo vom kirchen guth an die
tempel vnnd ire schmuck weiter gewendet wurd.
Dieß alles ist dermassen, wie ertzellet von den Aposteln her, in den kirchen also
verordnet vnnd gehalten worden, als das eigentliche ware vnnd allem gewaldt vff er-
den vnuorrucklich recht der kirchen, vnnd seint von den kirchen verbannet, auch
der ordentlichen12 vbergkheit zur straff ergeben, weliche dai-wieder gehandelt.
1. vernchten.
2. Vgl. oben Anm. i.
3. versehen, versorgt.
4. was.
5. Nach Bucers Verständms sollten Adlige bei mateneller Not ihrem Stand entsprechend ent-
schädigt werden; dies erläutert er ausführhcher im Gutachten für den Arnstädter Bundestag (vgl.
unten S. 261,10—262,6); zum ausgeprägten Standesdenken Bucers vgl. Moeller, Die Brautwerbung
Bucers für Capito, S. 318 und Wolgast, Hochstift und Reformation, S.49 mit Anm. 30.
6. begehen.
7. Dieser Vorwurf an die altgläubige Geisthchkeit ist ein fester Topos m den Schnften Bucers
über die Kirchengüter; vgl. etwa oben S.44,14-19 und S. 51,10-52,3 sowie unten S. 306,1, S. 378,1,
380,9h und 385,17.
8. versehen.
9. als.
10. sc. und ein Mißbrauch, den.
11. rechtmäßigen, legitimen.
12. Vgl.obenAnm.11.