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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
So seint die gemeinen1 gottes so hoch gefreiet vnnd ist also alles ir1, das soliche
vormeinte2 freiheit darinnen gar nit hindern mag, das die obergkheit in den Steten
nit solten den kirchen zuu iren rechten vorhelffen3 vnnd ihnen ire dienst vnnd was
zuerhalten die selbigen, sampt dem zu der vorsehung der armen geordnet ist, nit sol-
ten von solichen verbanneten vnnd von allen rechten verdampten leuten, I J7JV I wie
vnsere genante geistlichen seint, retten vnnd dahin richten, dahin4 es der Herre
selbst gebotten hat zurichten vnnd alle Canones; rhumen sich die genanten geistli-
chen vieler freiheit, so haben die obern in Stetten das gebot gottes, das sie niemandt
bei den iren vorgewaltigen5 lassen vnnd iederman zu seinem rechten helffen vnnd
der gemeinen Christi vor allen andern.
Es kan aber auch niemandt freiheit haben, vnrecht zuthun; so geschicht niemandt
vnrecht oder gewaldt, wen man die dienst vnnd andere sachen der kirchen reformi-
ret, das ist: wieder anrichtet, wie das gotliche recht erfordert; ein gotselige gutthat
vnnd nutzlicher dienst ist es vnnd kein onrecht oder vorgewaltigunge, die leut an-
halten, recht zuthun oder das bose zu lassen.
Derhalben sagen wir beschließlich vff diese einrede, die hohen Bischofflichen
stifft seint freie key[serlich]e Stifft, den Steten nit vnterworffen, darumb haben die
obern in Steten die selbigen nit zu reformiren, das6 die Stiff, das ist die ordentlichen
dienst vnnd deren vorsehung7, der Christlichen gemein seint8 vnnd das derhalben
die ordentlichen obern ieder Christlichen gemein I J7Jr I schuldig sein, soliche Stifft
iren gemeinen zuerhalten vnnd zu rechtem christlichem gebrauch vnnd genieß zu-
richten.
Item, das die selbigen obern in Steten gegen den personen, die sich itzt der Stifften
berhumen, so viel rechts haben, was freiheit sie sich rhumen, das sie ire gemeine
Christi von deren raub vnnd gewalt retten vnnd schirmen vnnd vorsehen, das sie, die
leider die vorbanneten9 feindt der kirchen seint, die kirchen Christi nirgent in be-
schedigen.
Das man aber dargegen sagen wil, der keyser habe die gnanten geistlichen der
Stedt Obergkheit außtzogen, Sagen wir, das solichs noch nit pringen mag, das man
ihnen darumb zusehen solte, das sie die kirchen Christi vorterben10; der keyser hat
geschworn, den kirchen vnnd Steten ire recht zuerhalten vnnd schirmen, nit so
schwerlich zuuorletzen11.
t) mit b konj. für: gemeine: a.
u) mit b konj. für: m: a.
1. Vgl. I Kor 3,22.
2. vermeintliche.
3. verbelfen.
4. wohin.
5. vergewaltigen.
6. daß.
7. Versehung.
8. sc. daß die Domstifte der Pfarrgemeinde vor Ort gehören.
9. verbannten.
10. verderben.
11. zu verletzen.
6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
So seint die gemeinen1 gottes so hoch gefreiet vnnd ist also alles ir1, das soliche
vormeinte2 freiheit darinnen gar nit hindern mag, das die obergkheit in den Steten
nit solten den kirchen zuu iren rechten vorhelffen3 vnnd ihnen ire dienst vnnd was
zuerhalten die selbigen, sampt dem zu der vorsehung der armen geordnet ist, nit sol-
ten von solichen verbanneten vnnd von allen rechten verdampten leuten, I J7JV I wie
vnsere genante geistlichen seint, retten vnnd dahin richten, dahin4 es der Herre
selbst gebotten hat zurichten vnnd alle Canones; rhumen sich die genanten geistli-
chen vieler freiheit, so haben die obern in Stetten das gebot gottes, das sie niemandt
bei den iren vorgewaltigen5 lassen vnnd iederman zu seinem rechten helffen vnnd
der gemeinen Christi vor allen andern.
Es kan aber auch niemandt freiheit haben, vnrecht zuthun; so geschicht niemandt
vnrecht oder gewaldt, wen man die dienst vnnd andere sachen der kirchen reformi-
ret, das ist: wieder anrichtet, wie das gotliche recht erfordert; ein gotselige gutthat
vnnd nutzlicher dienst ist es vnnd kein onrecht oder vorgewaltigunge, die leut an-
halten, recht zuthun oder das bose zu lassen.
Derhalben sagen wir beschließlich vff diese einrede, die hohen Bischofflichen
stifft seint freie key[serlich]e Stifft, den Steten nit vnterworffen, darumb haben die
obern in Steten die selbigen nit zu reformiren, das6 die Stiff, das ist die ordentlichen
dienst vnnd deren vorsehung7, der Christlichen gemein seint8 vnnd das derhalben
die ordentlichen obern ieder Christlichen gemein I J7Jr I schuldig sein, soliche Stifft
iren gemeinen zuerhalten vnnd zu rechtem christlichem gebrauch vnnd genieß zu-
richten.
Item, das die selbigen obern in Steten gegen den personen, die sich itzt der Stifften
berhumen, so viel rechts haben, was freiheit sie sich rhumen, das sie ire gemeine
Christi von deren raub vnnd gewalt retten vnnd schirmen vnnd vorsehen, das sie, die
leider die vorbanneten9 feindt der kirchen seint, die kirchen Christi nirgent in be-
schedigen.
Das man aber dargegen sagen wil, der keyser habe die gnanten geistlichen der
Stedt Obergkheit außtzogen, Sagen wir, das solichs noch nit pringen mag, das man
ihnen darumb zusehen solte, das sie die kirchen Christi vorterben10; der keyser hat
geschworn, den kirchen vnnd Steten ire recht zuerhalten vnnd schirmen, nit so
schwerlich zuuorletzen11.
t) mit b konj. für: gemeine: a.
u) mit b konj. für: m: a.
1. Vgl. I Kor 3,22.
2. vermeintliche.
3. verbelfen.
4. wohin.
5. vergewaltigen.
6. daß.
7. Versehung.
8. sc. daß die Domstifte der Pfarrgemeinde vor Ort gehören.
9. verbannten.
10. verderben.
11. zu verletzen.