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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0485
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9- VON KIRCHENGUTERN

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sorgfeltigkeit beladen sind, wer wille vns mit Gott versunen? Deshalben dor-
ffen wir vnseren mund nit vffthun, dieweil die Kirch nit besser, sonder erger
dann die zeitlichen geschefft verwaltet würt. Haben jr nit gehoret, das die
Apostel sich das gelt, so one arbeit züsammen getragen, aus zü theilen nicht
vnderstanden1 haben? Jetzund aber sind aus den Bischouen schaffner, aus-
spender vnd gasthalter worden, ja, sie sind mit weltlicher sorg vnd angstbar-
keit mehr überladen dann jene. Sie solten für vnsere seelen sorg tragen; das
vnderlassen sie vnd sind geflissen in denen dingen, die zolleren, rentmeisteren
vnd den meyern zü versehen zü stohn. Vff solchen dingen stohn jre gedan-
cken vnd denen hangen sie fleissig an. Das beweine ich nicht vergeblich, son-
der wolte gern, das etwas besserung fürgenommen wurde, vff das wir, die dise
schwere dienstbarkeit leiden, er- I kib I leuchteret2 wurden vnnd jr - der Kir-
chen - frucht vnnd schetze für bereiten. Wollet jrs aber nicht thün, wolan, so
sind vor eweren augen die armen, aus denen wollen wir als vil vns moglich er-
neren. Welche wir aber nit neren mogen, befelhen wir euch, vnd ich bitte, das
jr sie fleissig erneren, vff das jr die harten wort, so der Herre wider die on-
barmhertzigen redet, nit horent an jenem tag: »Jr haben mich gesehen hunger
leiden, aber jr habet mich nit gespeiset«3. Solich ewer onfreündlicheit machet
vns verachtet, dann das gebet, predig ampt vnd andere Kirchendienst bleiben
vnderwegen. Etlich haben mit wein vnd korn vorkeufferen vnnd mit den
gasthalteren jr leben lang zü schaffen, dannenher taglich zanck, zwytracht,
veiwiss vnd schmachwort entstohn, Vnd jedem Priester, so zü welthendlen
geschickt ist, sind besonder namme gegeben, zü welchen er sich gatten4 vnd
verenderen müß. Die Priester sollen werden von denen dingen genant, von
welchen die Apostel satzungen gemacht haben, nemlich von der armen erne-
rung, von schütz vnd schirm der beschwerten, von fleissiger sorg gegen den
bilgeren, von verteidung deren, so onrecht leiden, von sorge vber vatter- vnd
müterlose kinder, von der witfrawen verwarung vnd von beschützung der
jungkfrawen. Dise empter solten den Priesteren an stat des ackerbaws vnd
haussorge vffgelegt werden, dann das sind die zierde der Kirchen vnd die ge-
pürlichen schetz, dadurch jr ein rüwiger vnd wir ein fruchtbarers leben uber-
kommen5, Welches auch vns nit kleinen nutz bringen mochte. Jch habe da-
für, das aus Gottes gnaden hundert tauset menschen hiehar zü- I km I samen
kommen, wa ein jeder nicht mehr dann ein brot alletag zü erhalten die dürffti-
gen darreichet, so weren alle armen vberflissig6 versehen, Vnd wan jeder
nicht mehr dann einen heller gebe, so wurde niemand mangel haben, vnd wir
bedorften7 auch nicht an dorffhoue vnd bawfelder vnseren fleiß wenden vnd
1. unternommen, sich vorgenommen, versucht.
2. erleichtert, entlastet.
3. Zusammengestellt aus Mt 25,42 und 44.
4. fügen.
5. erreichen, erhalten.
6. überreichlich, im Überfluß.
7. bräuchten.
 
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