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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0311
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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

3°7

5

io


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das gleich zün zeiten dises Tyrannenn, der den Papst ge- I cxxij / S j b\ macht
hatt, kaum ein schatten des Ro. Reichs mehr vor handen ware, wie die Hysto-
rici zeugen.
Vnd ob woll Heraclius, der nachkommen dises Tyrannen, von Persiern vil
züm Reich wider erobert, haben doch vnder jm die Sarraceni durch jren Ma-
humet treflich überhand genommen vnd angefangen, beyde1 jre Tyrannei
vnnd gifft der falschen Religion nit allein in Arabien, sonder auch in Persiam
vnd vil andere lender gewaltiglich einzübringenn. Jn dem sie auch hernaher
immer fort gefaren sind, biß sie den gantzen Orient vnder sich pracht habenn;
Darzü sie nit Christliche Concilien berüffen vnd Reformieren der kirchen,
des sich die Keyser vnnd Griechen on den Papst vnderstanden hetten, sonder
das gotlose verderbet vnnd verkeret leben vnnd regieren der volgenden Key-
ser merckliche gefürderet hat.
Jn dem, ist war, hat sich das Papsthumb zü Rom immer gestercket vnd für
vnd für außgethon, beide2 im kirchen- vnd Politischen gewalt, auch dapffer
“gebrochen, zerstoret0 vnd zü nicht gemacht alles, das jm hat wollen oder
mogen3 entgegen sein an Bischouen vnnd kirchen, an Keysern vnnd volcke-
ren, Aber das warlich durch soliche mittel vnd mit solichen folgen, das ein je-
der Christ, der die selbigen mittel vnd folgen recht ansehen will, wol erken-
nen, ja greiffen kan, das sol- I cxxiij / S ij a\ liche erhohung vnd fürtrucken des
Papsthumbs nichts wenigers ist, dann ein anzeige Gottlichs gefallens an diser
Tyrannei - dahin es doch die Papstschmeuchler4 deutten dorffen -, sonder
ein offenbar vnnd erschrocklichest werck des eussersten zorns vnd der
schweristen rach Gottes vnd das eigentliche thün des widerchrists, welches
die wellt nun durch jre gottloßkeit vnnd grewlichste vndanckbarkeit für das
H. Euangeli vnnd die selige predig Christi woll verdienet hatte.
Dan das erste, fürnemmiste mittel, daher das Papsthumb also erhohet vnd
mechtig worden vnd alle ordenliche regierung vnd Oberkeit zerstoret hat, ist
gewesen, das der jetzgemeldte wüste tyrann Phocas den widerchristlichen ti-
tel des allgemeinen Bischoues der wellt den Papsten zü erkant vnd geben
hat5. Dann als bald der Papst disen Titel behauptet, hatt er mit der zeit allenn
Bischouelichen vnnd kirchen gewallt, auch der Concilien, vnder sich bracht
vnd sich ein allgemeinen Stathalter Christi auff erden auffgeworffen, der, wie
Christus der Herre selb, Alles rechte in dem schrein seines hertzens6 Vnd al-

Des Mahumets"
fürtrucken

Die erste vrsach
Papstlicher
erhohung

n) Drf. Mahnmets.
o—o) Drf. gebroche/nzerstoret.

1. beyde ... vnnd: sowohl... als auch.
2. beide ... vnd: sowohl... als auch.
3. können.
4. dicjcnigcn, die dem Papst schmeicheln. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 1597.
5. Vgl. dazu >Von Kirchengüterm (Bucer-Bibliographie Nr. 94), Bl. Fia - Fib (BDS 12,
S. 321,10-20. Vgl. auch oben S. 300, Anm. 3.
6. Grimm 15 (= IX), Sp. 1727-1728.
 
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