Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0312
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
308

5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Was zeichenn
göttlichs zorns
gleich erschinen,
als Phocas den
Papst zum
widerchnst
gemachet hat.

Wie Gott dem
Keyser Phoca vmb
sein Papstmachen
gelonet habe.

ler wellt eigenthumb in seiner besitzung Vnd allen gewallt über alle menschen
in diser vnd jener wellt in seinen henden Vnnd darumb alles recht, alle habe,
allen gewallt der menschen, hie vnd in jhener wellt, I cxxiiij / S ij b \ sampt jrem
ewigen heil vnnd verderben, nach allen seinem mütwillen zü enderen, zü
mehren, zü minderen, ab vnd auff zü setzen vnd gar zü nicht zü machen habe.
Nun erkenne man auch, was die vrsachen dises ersten mittels sollcher wi-
derchristischen erhohung der Papsten gewesen seien: Des Lucifers vnd Anti-
christs hochfart vnd zanck, wie der h. Gregorius zeuget1, ist bei den Papsten
die vrsach gewesen, das sie nach diser erhohung getrachtet haben. So ist auch
der Papst Sabinianus2, der sollche erhohung erworben, ein gottloser, stolt-
zer, karger tyrann gewesen, der die armen in der schweren thewrung, die zü
seinen zeitten zü Rom vnd in gantz Jtalien ware, bei vollen kasten der kirchen
hungers not leiden liesse Vnd sich auch im geistlichen dem frommen, waren
Papst Gregorio, seinem vorfaren, also entgegen setzete, das er auch seine bü-
cher gern hette verbrennen vnd des heiligen mans gedechtnüs vertilgen lassen.
Darumb jn Gott auch hinname, ehe er den gottslesterlichen Titel erlangete,
Dann der erst seinem nachkommen3 Bonifacio4 worden ist, der jn auch als
bald mit dem leben verlassen hatt, Dann er nur neun Monat im Papstumb pli-
ben ist.
Bei dem tyrannen, dem Keiser Phoca, das er disen widerchristlichen Titel
den Papsten zü erken- I cxxv / S iij a I net vnnd gegeben hatt, ist die vrsach ge-
wesen gesüchte bestetigung seiner verraterischen, morderischen tyrannei, die
er mit so erschrocklichem mordt seines eignen Herren vnnd Keysers, des
Keysers frommen gemahels, kindern vnd verwandten angefallen hatt. Dann
damit er der Romer beifal erhielte, hatt er jren Bischoue mit sollcher wider-
christlichen erhohung verehren wollen.
Wie nun das Gott wolgefallen, hatt er als bald an dem erzeyget, das er gleich
ein schwere thewrung über Rom vnd gantz Jtaliam vnd vil andere erschrock-
liche zeichen seines zorns hat komen lassen, Auch den tyrannen Phocam also
hingeworffen, das er sich, als bald er inn die regierung kommen, zü allem
mütwillen, schanden vnd lasteren ergeben hatt, zü taglicher trunckenheyt, zü
weiber schenden, morden frommer ehren leuthen, das volck allenthalben mit
ontreglichen schatzungen5 außzümerglen. Dabei er doch dem kriegsuolck
seine besoldung nit gabe vnd dadurch ein land heut, das ander morgen ver-
lore, ettliche fielen jm selbs ab, wie vor gemeldet. Dadurch er inn so grossen
mercklichen hass kame aller fürtreffenlichen erbaren leüten vnd auch des

5

20



35

1. Gregor /., Epistola V,2i (PL 77, Sp. 749).
2. Sabinianus, Papst 604-606. LThK3 8, Sp. 1410.
3. Nachfolger.
4. Bomfatius III.; s. oben S. 306, Anm. 3.
5. Steuern, Abgaben. Baufeld, S.202.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften