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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0325
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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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brochen hatten, das sie sich den Romern nun selb ergaben vnnd darzu - ists
anders war, das jr Petrus Lateranensis geschnben1 - den Romeren das jenig,
so sie den Longobardern abgewunnen vnnd die selbigen zuuor dem Keyser-
thumb abgerissen hatten, den Romern zum theyl geschenckt hatt2, haben die
Romer mit irem Papst denb Carolum erstlich ein Patritium3 zü Rom, das ist
der edlen vatter einen, erkennet vnnd demnach auch für jren Keyser angeno-
men, Den wol Papst Leo iij.4 züm Keyserthumb gekronet hatt; Platyna aber
schreibt selb5, das er das gethan habe auff erkhantnüß6 vnd bitt der Romer.
Wer hat nun da dem anderen gegeben? Pipinus vnd sein Son Carolus Ma-
gnus, das bekennen die Papstlichen schreiber selb, habenn den Romern vnd
Päpsten das gegeben, das sie mit jrem kosten vnd gefahr den Longobarderen
abgetrungen hatten, Das aber die Romer den Carolum zü jrem Keyser er-
kennet vnnd angenommen, haben sie jnen7 selb zü gütt vnd auß der eus-
I cxlviij / X ij b \ sersten not getrungen gethan, wie auch jre eigen Hystorien
schreiber zeugen, dann sie von den Constantinopolitanischen Keysern kein
schutz, sonder alle beschwerden hatten. So vermochten sie sich selb vor den
Longobarderen vnd anderen tyrannen nit zü schützen.
Das dann der Papst der Romer erkantnüß zügefallen vnd den Carolum ge-
kronet hat, darauß volget nit, das er dem Carolo darumb das Reich geben
habe, Wie dann auch nit volget, das andere Bischoue, die jre Konig, so von
jren volckern dafür von gepurt oder wahl wegen erkennet vnd angenommen
sind, kronen, darumb den selbigen^ die Konigreich geben. Solichs kronenn
mit erinnerung gottlichs befelchs auß Gottes wort vnd gepett ist ein Priester-
lich werck vnnd ein Solenmtet8, dadurch der Koniglich gewallt vnnd befelch
wol geheyliget, wa man anders diß werck nach dem Gottes wort in warem
glauben verrichtet vnnd annimmet, aber nit gegeben würdt.
Souil dann den Othonem j. vnnd die volgenden Keyser belanget, weiß man
wol, das das Keyserthumb von Carolo Magno durch Carolum Crassum9 biß
auff Conradum j.10, den letsten des stammens Caroli Magni, bei den Teut-

Carolus Magnus
hat den Romern
vnnd Papsten ge-
gebennc, sie jm
mchts.

Was das Keis. kro-
nen vom Papst
seie.

Wie das Keiser-
thumb auff
Otthonem

b) Drf. denn.
c) Drf. gegbenn.
d) Drf. felbigen.

1. Mit Petrus Lateranensis ist wohl der Papst gemeint.
2. Durch die Pippimsche Schenkung lm Jahr 756 entstand der Kirchenstaat. Hauschild,
Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1, S.418.
3. Patrizier, Edelbürger in Rom. Grimm 13 (= VII), Sp. 1504.
4. Leo III.; s. oben S. 316, Anm. 1.
5. Platina, De vita et moribus summorum Pontificum historia (vgl. oben S. 2 54, Anm. 11),
S. 98-100, hier S.99,27-29.
6. Beschluß.
7. sich.
8. lat. Solemmtas, Feierhchkeit.
9. Karl III. der Dicke, geb. 839, gest. 888, ostfränkischer König 876-887, römisch-deut-
scher Kaiser 881-888. LThK3 5, Sp. 1242-1243.
10. Konrad I., geb. um 881, gest. 918, ostfränkischer König 911-918. LThK3 6, Sp.278.
 
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