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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0326
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Ottho hat den
Papsten vnd nie
die Papst Otthoni
gegeben.

322 5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
schen kommen vnd der selbige Conradus das Reich I cxljx / X iij a I durch die
wahl der Teutschen Fürsten auff Henrichen, Hertzogen zü Saxen1, den vat-
ter Otthonis j., bracht hat. Auch, das die Romer vnd andere Jtaliener disen
Otthonem selb wider den Berengarium2 vnnd Albertum3, des Berengarii
son, die sich in Jtalia für Konig vnnd Keyser auffgeworffen, vmb hilff ange- 5
rüffen vnd in Jtaliam zü ziehen vermogt, Denen diser fromme Keyser mit ge-
waltigem heer zü hilff kommen vnd Jtaliam zü friden gestellet Vnnd, da diser
fride durch den Berengarium vnd den grewlichen Papst Johannem xiij.4 wi-
der gebrochen vnd dise zwen Tyrannen die Romer vnd gantz Jtalien jamerlich
queleten vnd beide5 kirchen- vnnd Politisch regiment zerstoreten, auff bit 10
der Romer vnd anderer Jtaliener züm andern mall wider zü jrer vnd der kir-
chen rettung in Jtalien vnnd gohn Rom gezogen, Daruff jn die Romer für jren
Keyser erkennet vnd durch den Papst haben kronen lassen.
Diß alles aber haben die Romer warlich nit dem Otthoni, sonder jnen6
selb zü gütt vnnd auß hochster nott gethon, weil sie keinen anderen schutz 15
vor der tyrannei des Papsts vnd der anderen tyrannen in Jtalia finden moch-
ten. Dann sunst hetten sie lieber jnen7 selb das Keyserthumb zügeeignet,
Wie sie dann lang hieuor darumb gestrittenn, aber auß mangel eines rechten
haupt- I cl/X iij b I mans nichts mogenn außrichten, Dann sie damals noch jre
jarigen Consules, praefectum urbis vnd decuriones hatten, die auch den Papst 20
leicht setzen vnnd entsetzen mochten. Man besehe Platinam8 im Papst
Lando9.
Wer hatt nun abermall da dem anderen geben? Die Romer Otthoni oder
Ottho den Romeren? Ottho war ein geborner vnnd gewehlter erbe im reich
der Francken vnd der nachkommen Caroli Vnnd also auch ein erbe des Key- 25
serthumbs. Den haben die Romer vnd Jtaliener, auß eigner not gedrungen,
vmb hilff vnd rettung angerüffen, die hat er jnen mit seinem kosten vnd gefahr
geleystet. Des haben sie jn dafür erkennet vnd kronen lassen, dazü er zü vor
von Gott durch die Deutschen, auff die das Reich vom Carolo Magno kom-
men, erhohet ware. So ist auch war, das inn dem allen diser zeit gar wenig an 30
einem Papst allein gelegen ware. Weil aber der Papst als ein geistlicher vatter
der statt Rom sein solte, brauchten jn die Romer inn sollchen hendelen, so vil
sie es für güt ansahe. Dann vnderweilen dorfften sie jre papst nit allein en-
1. Heinrich I., geb. 876, gest. 936, ab 912 Herzog von Sachsen und 919—936 König des
Ostfrankenreichs. LThK3 4, Sp. 1374-1375.
2. Berengar II., geb. um 900, gest. 966, König von Italien 950-961. LThK3 2, Sp. 244.
3. Adalbert II., geb. um 932/936, gest. 972/975, ältester Sohn Berengars II., 950-961 Mit-
könig tn Italien. Lexikon des Mittelalters 1, Sp. 95—96.
4. Johannes XIII., Papst 965-972. LThK3 5, Sp.946.
5. beide ... vnnd: sowohl... als auch.
6. sich.
7. sich.
8. Bartholomäns Platina, Histona de vitis pontificum Romanorum (vgl. oben S.254,
Anm. 11), S. 117.
9. Lando I., Papst November 913 bis Ende März 914. LThK3 6, Sp.632-633.
 
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