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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0454
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450 10. gespräch mit hessischen täufern

a) Schnabel wirft den Theologen der Amtskirche ein falsches Taufverständnis
vor, da sie Kinder taufen, die einer vorhergehenden Erkenntnis
und Bereuung der eigenen Sünde unfähig sind.
b) Bei der Taufe von Menschen, die erst im Erwachsenenalter zum Christentum
finden, läßt Bucer dieses Taufverständnis gelten; Gott sagt
sein Heil aber nicht nur diesen, sondern auch ihren Kindern zu (Gen
17,7); deshalb seien auch letztere zu taufen.
c) Das Fehlen eines ausdrücklichen Taufbefehls für Kinder bedeutet
nicht, so Bucer, daß die Kindertaufe nicht schriftgemäß sei.

4. Weltliche Obrigkeit [24 ʳ ]
a) Schnabel will der Obrigkeit den Gehorsam verweigern, wo diese »das
schwert nit recht brauche«.
b) Bucer bekräftigt die Pflicht des Christen, der Obrigkeit zu gehorchen,
insofern diese nicht offenkundiges Unrecht von ihm fordert.

5. Christologie [24 ᵛ –25 ʳ ]
a) Schnabel hält sich in dieser Frage bedeckt.
b) Eine melchioritische Christologie bei Schnabel vermutend, hebt Bucer
die volle Menschheit Jesu hervor.
6. Weitere Fragen [25 ʳ –26 ʳ ]
a) Schnabel verurteilt die von der Amtskirche praktizierte pauschale
Sündenvergebung als zu großzügig und zur ethischen Sorglosigkeit
verführend; Bucer hebt dagegen die Unfähigkeit des Menschen hervor,
»ins Herz zu sehen«.
b) Bucer verteidigt die Legitimität der bestehenden Kirche und betont,
daß diese ernsthaft bestrebt sei, weder den Bann zu vernachlässigen
noch den Wucher gutzuheißen.

B. Disputation mit Leonhart Fälber [27 ʳ –31 ᵛ ]
1. Amtslegitimation landeskirchlicher Pfarrer [27 ʳ/ᵛ ]
a) Fälber stellt diese Legitimation in Frage, da er am Lebenswandel der
Pfarrer keine Zeichen dafür sehe, daß sie »von neuem geboren« (Joh
3,3.7) seien.
b) Bucer bestreitet nicht, daß ein Pfarrer,dem eine fehlende Hingabe zu
Christus nachgewiesen werden kann, seines Amtes zu entheben ist.

2. Kindertaufe [27 ᵛ –28 ʳ ]
a) Fälber faßt die evangelische Befürwortung der Kindertaufe als Rückfall
in päpstliche Mißstände auf.
b) Zur Erneuerung des Bundes mit Gott benötige man nicht die Bekenntnistaufe
Erwachsener, so Bucer; diese Funktion erfülle bereits
das Abendmahl.

3. Ethische Mängel der Landeskirche [28 ᵛ –30 ᵛ ]
a) Fälber wirft der Amtskirche vor, kein lebendiges Wort zu predigen,
denn ihre Predigt bringe keine ethischen Früchte hervor; Bucer erinnert
daran, daß auch zu biblischen Zeiten das Wort Gottes manchmal
ungehört verhallte.
 
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