Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0258
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
254

4- ZWEI DECRET DES TRIENTISCHEN CONCILI

hochsten Articul christlicher lehre sind verglichen vnd von disen Fürsten vnd
Stenden gern angenommen worden.1 Der gegenteil aber hat die, sampt dem
Büch, so die K[aiserliche] M[aiestät] zur Vergleichung hat vorgeben, aller din-
gen verworffen vnd die sach dahin getriben, das auch die K[aiserliche] M[aie-
stät] alle handlung des selbigen Gesprachs auff ein Concili oder ein andere
Reichsversamlung hatt verschoben.2
Also hat man wol vor, auff vnd nach dem selbigen Reichstag fil mal züge-
sagt, ein frei, christlich Concilium in Deutscher nation3 an sicherem platz,
deren auch etliche sind benennet worden, als Collen, Metz, Strasburg,
Mentz4, zü halten, Vnd wa5 nit ein General, doch ein National, Vnd wa das
auch nit, doch ein Reichsversamlung, auff deren von vergleichung der Reli-
gion vnd Reformation der kirchen solte mit ernst sein gehandelt worden6.
Das hat aber der Papst7 vnd sein hauff, als die das liecht der warheit mit nich-
ten leiden mogen, immer verhindert vnd verschoben.8
Bis zü letst, da er die sachen dahin gebracht vnd also bestellet9 hat, das er
das Concilium gentzlich in seiner macht vnd das schwert gegen allen beken-
nern des h[eiligen] Euangeli in der fauste zü haben vermeinet10; da hat er erst

1. Das Ergebnis dieses Religionsgesprächs, das Regensburger Buch, wurde am 31. Mai
1541 zusammen mit neun protestantischen Gegenartikeln dem Kaiser übergeben; s. oben
S.204 Anm. 1.
2. Zum Widerstand gegen das Regensburger Buch s. oben S. 166 Anm. 3.
3. Zur Forderung nach einem allgemeinen, freien und chnstlichen Konzil s. oben S. 32—
35, 223-225, 245f.
4. Mainz. Zu Vorschlägen, das Konzil an einem dieser Orte abzuhalten, vgl. Brockmann,
Flug- und Streitschriften, S. 230 Anm. 136 und S. 233 Anm. 147; de la Brosse, Lateran V und
Trient, S. 186; s. auch oben S. 223 Anm. 2.
5. wenn (schon).
6. Zu den genannten Plänen vgl. etwa die Reichstagsabschiede von Nürnberg 1523
(DRTA.JR 3, S. 746,9-20), Nürnberg 1523/24 (DRTA.JR 4, S. 604), Regensburg 1541
(Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede 2, S. 428-444, bes. S.433-435),
Speyer 1542 (DRTA.JR 12,2, S. 1168-1210, bes. S. 1201F) sowie Speyer 1544 (DRTA.JR
15,4, S.2245-2285, bes. S.2270f.); vgl. außerdem Brockmann, Flug- und Streitschriften,
S. jfiTf-Tfio^Jedin I, S.311-315, 396-401.
7. Die Päpste Clemens VII. (1523-1534) und Paul III. (1534-1549).
8. Papst Clemens VII. hatte seit 1524 mehrfach ein allgemeines Konzil versprochen, es
jedoch 1532 endgültig »verschoben«; vgl. RGG3 1, Sp. 1833. Die Konzilseinberufungen
Papst Pauls III. 1537 nach Mantua und 1542 nach Trient scheiterten: 1537 aufgrund man-
gelnder Beteiligung, 1542 aufgrund der neuerlichen Knegshandlungen Karls V. mit Frank-
reich. Vgl. Jedin I, S. 133—462; Brockmann, Flug- und Streitschriften, S.246—320; de la
Brosse, Lateran V und Trient, S. 181—243; Stupperich, Die Reformatoren und das Triden-
tinum, S. 23-38; TRE 34, S.63F
9. eingerichtet; geregelt. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 1967.
10. Ende Juni/Anfang Juli 1545 war sich Karl V. mit Papst Paul III. über einen Krieg ge-
gen die Protestanten einig geworden. Der Papst hatte dabei angeboten, dieses kaiserhche
Vorhaben mit Truppen zu unterstützen. S. oben S. 213 Anm. 4 sowie unten S. 275 mit Anm. 2
und S. 541 f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften