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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0279
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Nr. 5
Gutachten zum Vorschlag eines Religionsgesprächs

[io./ii. Juli] 1545

Einleitung
1. Entstehung
Am 16. Mai 1545 traf der Kaiser auf dem Reichstag in Worms ein, wo er sogleich
vertrauliche Verhandlungen mit dem am 17. Mai angereisten päpstlichen Legaten
Kardinal Alessandro Farnese1 aufnahm. Ein Bündnis mit Papst Paul IIL sollte die
Rahmenbedingungen für einen Uberraschungskrieg gegen die Protestanten schaf-
fen, in dessen Anschluß das Konzil eröffnet und die Protestanten zur Teilnahme
daran gezwungen werden könnten.2
Daneben ersuchte Karl V. am 20. Mai die Stände um Stellungnahmen zu den Arti-
keln über Frieden, Recht und Religion.3 Der Großteil der altgläubigen Stände
stimmte daraufhin dem Friedensartikel der kaiserlichen Proposition zu, wobei der
Speyerer Friedensbeschluß abgelehnt wurde und die Erstreckung der Friedstände
über das Trienter Konzil hinaus dem Kaiser anheimgestellt wurde.4 Die Protestan-
ten hingegen blieben bei ihren Forderungen nach einem dauerhaften Frieden und
Beratungen über die Religionsfrage auf dem Reichstag und banden daran ihre Be-
reitschaft zu Verhandlungen über die Türkenhilfe.5 Daraufhin bemühten sich die
kaiserlichen Vertreter in Verhandlungen mit einem kleinen Ausschuß der evangeli-
schen Gesandten, diese hinsichtlich der Religionsfrage zur Anerkennung des Trien-
ter Konzils zu bewegen.6 Von seiner am 24. März 1545 eröffneten Reichstagspro-

1. Alessandro Farnese (1520-1589), Enkel Papst Pauls III., seit 1534 Kardinal, 1545 päpstlicher
Legat beim Wormser Reichstag, 1546 Kommandant der päpstlichen Truppen lm Schmalkaldischen
Krieg; vgl. MBW 12, S.4/f.; Kannengiesser, Reichstag, S. 54-63; s. auch unten S. 556 Anm.4.
2. Zu den entsprechenden Verhandlungen des Kaisers vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 55—63;
DRTA.JR 16,1, S.73f.; Vogel, Religionsgespräch, S. 143-145, 154-157; Caemmerer, Religionsge-
spräch, S. 15 —28. Der kaiserhche Kanzler Granvelle ging m einem Gespräch mit dem päpsthchen
Nuntius Girolamo Verallo am 27. Jum sogar so weit, den Kolloquiumsplan nur als Zeitgewinn für
die Knegsvorbereitungen zu charaktensieren; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 15 5.
3. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 53; Vogel, Religionsgespräch, S. 145; die zugehöngen Doku-
mente sind ediert in DRTA.JR 16,2, S. 1268-1272.
4. Vgl. die Antwort der altgläubigen Vertreter vom 26. Mai 1545 (ed. ARC 3, Nr. 175, S. 500-
502); vgl. auch DRTA.JR 16,2, S. 1272h; Vogel, Religionsgespräch, S. 145; Lnttenberger, Glaubens-
einheit, S. 318 f.
5. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 145; Kannengiesser, Reichstag, S. 53; zu den diesbezüghchen
Verhandlungen, die der Ankunft des Kaisers vorangegangen waren, s. oben S. 19.
6. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 53 f., 63; Vogel, Rehgionsgespräch, S. 145—150; s. auch oben
S. 18; die zugehörigen Dokumente sind ediert in DRTA.JR 16,2, S. 1273-1299.
 
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