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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0311
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6. BUCER AN DIE DREIZEHN ZU STRASSBURG UND AN PHILIPP VON HESSEN 307

vnd ander menschen geprechlicheit, wolten auch gern helffen, das alte hauß der kir-
chen also zubeßeren, I I das mans drumb nit alles einwerffen muste;1 Wir fordre-
ten nit mer, dan das man sich der haupt- vnd wesentlichen stuckenf der religion
kunde vergleichen», so fil die lehr vnd Sacrament belanget, an welchen man mit
Gott vberal*1 nichs2 konde nachgeben; woll möchten3 wir in denen stucken vnsre
bekantnuß, wa man die etwan4 nit recht verstohn wolte, erkleren vnd, was andre
vermeinten darwider auffzubringen, verantworten, Aber von der substantz dieser
lehre konde man nit weichen, Auch die mit worten nit lassen verduncklen; So fil
aber die andere Ceremonien vnd kirchen gepreuch belanget, die Got nit gepotten
ader verpotten,5 da wolten wir wol gern ieder kirchen das zugeben, das sie die an-
richtet vnd geprauchet, wie die bey iedem volck der lehre der Justification am basten
moechten dienen, so ferre das6 man vnsern kirchen die freiheit auch liese; So fil aber
die zeitlichen herschafften vnd guter belangete, das weren dinge, darann man mit-
lin7 I 6r I vnd1 nach geben konte; da hoffen wir auch, das man in dem bey vnsern
fursten vnd obren solte alle billigkeit befinden.8 Wie wir aber mit solchen reden
vnd auch erklerung vnser hauptlehre der Justification deni Bischoue gern in die
hanndlung getriben hetten, wolt er nit. Sagte offt, er were nit da als ein richter der
sachen, sonder als ein praesident allein, der vnß solte zu beyden teylen hören, auch
versehen, das das gesprech freundlich vnd fruchtbarlich wurde gehalten, dan auch
alles trawlich auffgeschriebenk vnd der KJaiserlichen] M[ajes]tat vnd stenden gere-
ferieret.9 Vnd da er von vnß10 erinneret, er were aber auch ein Bischoue, dem solche
sachen zu richten zum vordristen zustande,11 sagt er, wolt Gott, er were ein rechter
Bischoue,12 die sachen weren im zu hoch, er wuste, wie kurtz sein verstandt were;
f) Schrf.: sturcken; stucken: bjb2.
g) korr. aus: vergleichung.
h) korr. aus: vber al.
i) Dittographie: vnd I 6r I vnd.
j) Schrf.: dem; den: brb2.
k) Schrf.: auffgescneben; auffgeschriben: bx; aufgeschrieben: b2.

1. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. i43r,6-io.
2. vberal mchs: nirgendwo etwas.
3. könnten.
4. zuweilen.
5. Adiaphora, d.h. vom sitthch-rehgiösen Urteil freigegebene, »neutrale« Dinge, im Gegensatz
zu den heilsnotwendigen Dingen.
6. so ferre das: sofern.
7. vermitteln; Kompromisse eingehen. Vgl. Grimm 12 (= VI), Sp.2405.
8. Zu dieser Passage vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203,
fol. 1421,10-23.
9. Vgl. etwa das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. I40r,3-i2;
I4ir,i8f.; 144^,6-8; i45r,i-9; vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S. 308.
10. Dieser Einwand wurde von Graf Wolrad vorgetragen; vgl. das Protokoll des Gesprächs,
ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. I4ir,24f.; Vogel, Religionsgespräch, S.309 mit
Anm. 242.
11. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. i4ir,2i-23.
12. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr.203, fol. I4ir,23.
 
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