Martin Bucers Deutsche Schriften

3<d8 6. BUCER AN DIE DREIZEHN ZU STRASSBURG UND AN PHILIPP VON HESSEN

Auch, so hette er den Bischoue zu Aichstadt gelaßen, Da hette1 er genug zuthun,
wolt Gott, das er da nur wol regierete.1 Vff das drangen I 6Z’ I wir alle (dan in diesen
reden ein ieder das sein, wie es der herr gabe, mit ein bracht)2 eben ernstlich vff in:
Es muste doch ein ieder Christ in diesen sachen richter vnd executor sein;3 wan er
sterben wurde, muste er doch ia wißen, vff was glauben er sterben wolte; »der geist-
lich vrteilet auch alle ding«4, vnd das Euangeli, das der her hatte gepotten allen crea-
turen zu praedigen,5 das wolte er auch allen creaturen zu verstehn geben, wen mans
von im mit hertzen begertem. Alß wir dan vff alle seine außrede imer daruff trangen,
das er seinen glauben auch solte bekennen, sagt er, er wer sein6 onbeschwert, weyl
wirs dan7 wißen wolten, so were das sein glaube: Er wolte recht bey dem guten al-
ten, runtzlichen muterlin, der kirchen,8 bleyben, lieber dan sich vff vnser newe
lehre begeben, deren wir selbs nach nit eins weren;9 Irret er darin, so irret er dach10
nit auß boßheit,11 hoffet, Gott solte im das I jr I verzeihen. Da aber wyr sagten, wyr
wolten auch bey der kirchen bleyben, die were nur einig, man muste aber wol sehen,
wer die kirche were vnd was da were »bey der kirchen bleyben«, Man wuste vnd
were am tag, das die kirche Christi von anfang vber die tausent jar in allen iren be-
sten zeiten das Hfeilige] Sacrament nach dem klaren gepot vnd wort des heren hette
in beider gestalt vnd bey ieder Meßen gereichet, auch den gleubigen aldan alle ge-
heimnuß Christi trawlich erkleret, in einer gemeinden nur ein Meß zu mal gehalten
etc., Der dingen weren noch fil, da die haltung der alten kirchen sich mit dem Gottes
wort offentlich vnd gentzlich verglichen, Vnd so aber wir solche ware haltung der
kirchen mit dem Gottes wort wider annemen, So musten wir die ienigen sein, die
sich von der kirchen trenneten, vnd die in dem bliben, das gantz onverneinlich dem
l) danach gestr.: den Bischoue.
m) korr. aus: begeren; begerte (korr. aus: begeren): b,; begerte: b,.
n) also: b,.

1. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. I4ir,23 f-; Ried,
Moritz von Hutten, S. 85.
2. Vgl. Act 2,4. Tatsächhch beteihgte sich Graf Wolrad von Waldeck an diesem Punkt an dem
Gespräch; s. oben S. 307 Anm. 10.
3. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. 141 ',20-22; vgl.
dazu auch Bucers Polemik gegen Latomus m >De Conciho< (s. oben S. 140—142, 191 f.).
4. I Kor 2,15; vgl. auch das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203,
fol. 1411,13-15; I43v,2f.
5. Mk 16,15; vgf auch das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr.203,
fol. I4ir,i 5 f.
6. für sich; für seine Person.
7. also. Grimm 2, Sp. 744.
8. Das Bild von der Mutter Kirche basiert auf Gal 4,26f. Die Rezeption dieses Bildes reicht m das
2. Jh. zurück; vgl. LThK3 7, Sp. 5 61; zu der Außerung des Bischofs vgl. außerdem Brenz, Briefwech-
sel, S.253.
9. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. I43v,6-I2;
i44v,iof.; 15 f. Dieser Vorwurf findet sich auch bei Cochlaeus, Epistola, Bl. 14b (s. oben S. 239,3-10);
vgl. außerdem Vogel, Rehgionsgespräch, S.310, 343.
10. doch.
11. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. I44r,i6f.