Nr. 14
Protestation der evangelischen Delegierten
aufgrund ihrer Abreise aus Regensburg
[20. März] 1546
Einleitung
1. Entstehung
Die sächsische Delegation in Regensburg hatte am 17. März ein auf den 11. März da-
tiertes Schreiben des Kurfürsten Johann Friedrich erhalten und dieses den Kollegen
verlesen. Es handelte sich um die kurfürstliche Reaktion auf das Schreiben der Wit-
tenberger Delegierten vom 27. Februar, das am 8. März in Torgau eingetroffen war.
Der kurfürstliche Brief enthielt die Abberufung nicht nur der kursächsischen, son-
dern sämtlicher protestantischen Delegierten.1 Einen Tag später erhielt Veit Diet-
rich einen Brief vom 16. März aus Nürnberg, der ihn zur Rückkehr aufforderte, und
Georg Volckamer wurde vom Nürnberger Rat angewiesen, sich entsprechend dem
kurfürstlichen bzw. landgräflichen Befehl zu verhalten.2 Schließlich erging auch an
Martin Frecht in diesen Tagen vom Ulmer Rat die Weisung, gemeinsam mit Bucer
abzureisen, sollten entsprechende Instruktionen des Landgrafen und des Kurfür-
sten vorliegen.3 Trotz dieser deutlichen Voten waren sich die protestantischen Teil-
nehmer nicht einig, ob eine Abreise zu diesem Zeitpunkt angebracht sei.4 Da je-
doch die sächsische Delegation der Anweisung des Kurfürsten nachkommen
mußte, beschlossen die Delegierten nach intensiven Verhandlungen am 19. März,
nicht länger auf die kaiserliche Resolution zu warten, sondern allesamt Regensburg
zu verlassen, zuvor jedoch eine gemeinsame Protestation zu verfassen. Bucer war an
den Beratungen über die gemeinschaftliche Protestation beteiligt, doch läßt sich sein
Anteil an dem Text nicht genau bestimmen. Mit seinem Brief vom 5. April an den
Landgrafen, den er kurz zuvor in Heidelberg getroffen hatte, übersandte er jedoch
die Schrift als »vnser protestation vnsers abreysens halben«.5
Am 20. März wurde die Protestation abschließend gebilligt und durch Wolrad,
Bucer, Major, Pistorius und Zoch am Nachmittag desselben Tages den beiden anwe-
senden Präsidenten Julius Pflug und Friedrich von Fürstenberg übergeben.6
1. S. oben S.415; vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S.456—460, 477h
2. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S.452; PC 4,1, S.46 Anm. 12.
3. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.452.
4. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 460—462. Schnepf trug diese Entscheidung wohl mcht mit;
vgl. ebd. S.46o£. Die Frage der Abreise wurde erneut diskutiert, nachdem die Protestation über-
reicht war und die Protestanten mit den Präsidenten ein klärendes Gespräch geführt hatten; vgl.
ebd., S.467f.
5. S. unten S. 486,5; vgl. auch Lenz II, S.425.
6. Vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 105.
Protestation der evangelischen Delegierten
aufgrund ihrer Abreise aus Regensburg
[20. März] 1546
Einleitung
1. Entstehung
Die sächsische Delegation in Regensburg hatte am 17. März ein auf den 11. März da-
tiertes Schreiben des Kurfürsten Johann Friedrich erhalten und dieses den Kollegen
verlesen. Es handelte sich um die kurfürstliche Reaktion auf das Schreiben der Wit-
tenberger Delegierten vom 27. Februar, das am 8. März in Torgau eingetroffen war.
Der kurfürstliche Brief enthielt die Abberufung nicht nur der kursächsischen, son-
dern sämtlicher protestantischen Delegierten.1 Einen Tag später erhielt Veit Diet-
rich einen Brief vom 16. März aus Nürnberg, der ihn zur Rückkehr aufforderte, und
Georg Volckamer wurde vom Nürnberger Rat angewiesen, sich entsprechend dem
kurfürstlichen bzw. landgräflichen Befehl zu verhalten.2 Schließlich erging auch an
Martin Frecht in diesen Tagen vom Ulmer Rat die Weisung, gemeinsam mit Bucer
abzureisen, sollten entsprechende Instruktionen des Landgrafen und des Kurfür-
sten vorliegen.3 Trotz dieser deutlichen Voten waren sich die protestantischen Teil-
nehmer nicht einig, ob eine Abreise zu diesem Zeitpunkt angebracht sei.4 Da je-
doch die sächsische Delegation der Anweisung des Kurfürsten nachkommen
mußte, beschlossen die Delegierten nach intensiven Verhandlungen am 19. März,
nicht länger auf die kaiserliche Resolution zu warten, sondern allesamt Regensburg
zu verlassen, zuvor jedoch eine gemeinsame Protestation zu verfassen. Bucer war an
den Beratungen über die gemeinschaftliche Protestation beteiligt, doch läßt sich sein
Anteil an dem Text nicht genau bestimmen. Mit seinem Brief vom 5. April an den
Landgrafen, den er kurz zuvor in Heidelberg getroffen hatte, übersandte er jedoch
die Schrift als »vnser protestation vnsers abreysens halben«.5
Am 20. März wurde die Protestation abschließend gebilligt und durch Wolrad,
Bucer, Major, Pistorius und Zoch am Nachmittag desselben Tages den beiden anwe-
senden Präsidenten Julius Pflug und Friedrich von Fürstenberg übergeben.6
1. S. oben S.415; vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S.456—460, 477h
2. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S.452; PC 4,1, S.46 Anm. 12.
3. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.452.
4. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 460—462. Schnepf trug diese Entscheidung wohl mcht mit;
vgl. ebd. S.46o£. Die Frage der Abreise wurde erneut diskutiert, nachdem die Protestation über-
reicht war und die Protestanten mit den Präsidenten ein klärendes Gespräch geführt hatten; vgl.
ebd., S.467f.
5. S. unten S. 486,5; vgl. auch Lenz II, S.425.
6. Vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 105.