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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0534
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53°

I 8. EIN WARHAFFTER BERICHTE

Januarii durch die Presidenten zum anfang des Colloquii sind berüffen worden.1
Aus disem vnserem zeitigen ankommen zum Colloquio vnd langem harren auff des
selbigen anfang sihet man wol, ob wir lust oder vnlust darzü gehebt haben.2
Nun3 wir auff ietzgemeltem tag erst sahen, was gegen Colloquenten wir müßten
haben,4 vnd nemlich leüt, zü denen wir vns anders nicht zü versehen hatten, dann
das sie die streitigen articul der Religion mehr in weitere verwirrung dann zü Christ-
licher vergleichung würden ziehen, Auch alle vnsere reden auffs aller ontrewlichest
verkeren (wie sie dann sollichs zuuor vnd hernaher in so vilen jren schrifften vnd
predigen gethon)5, haben wir aus hochster notdurfft zü güt den Kirchen Christi
begeret vnnd gebetten, das alle handlung des Colloquii durch geschworne Notarien
(vnder denen man vns auch doch einen solte zülassen) wurden auffgeschriben, da-
mit hernaher alle handlung des Gesprachs von der Keiserlichen Maiestat vnd allen
Stenden des Reichs desto baß6 mochten ersehen vnnd erorteret werden.7 Dann
einmal, wo aus vnser Gesprechshandlung etwas zü Christlicher vergleichung sollte
geschaffet worden sein, das hette müssen durch die Fürsten vnd Stende des Reichs
beschehen.8 Von disen Colloquenten war des9 nichts, sonder gentzlich das wider-
spiel zü erwarten, Wie sie das in allem anderen vnd darinn ja klar genüg haben ei-wi-
sen, das sie den Articul von der Justification, im vorigem Regenspurgischen Collo-
quio Christlich verglichen, nicht ha- I Aiija I ben wollen als verglichen halten, noch
den lassen, wie wir jn mit der Keiserlichen Maiestat, der Churfürsten, der Frei- vnd
Reichstetten vnd vnser Fürsten vnnd Stenden zeugnüs einbracht hatten, in die Acta
schreiben.10
Nun diser weise Gesprech zuhalten, das alle reden vnd gegenreden (die nemlich
azum handeP dienen, deren auffschreiben wir auch allein begeret) auffgeschriben
a)—<j) zu handlen: CDE; zü handlen: BF.
heitsbedingt erst am 17. Februar m der Reichsstadt eintraf; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 299 mit
Anm. 182; s. auch oben S.295 Anm. 1.
1. S. dazu oben S. 324.
2. Diese Beschuldigung findet sich mcht m Bilhcks >Epistola<.
3. Da nun. Grimm 13 (= VII), Sp.989.
4. Den Protestanten waren die Namen der altgläubigen Kolloquiumsteilnehmer vor Gesprächs-
beginn mcht genannt worden; s. oben S. 320 Anm. 2; vgl. auch Vogel, Rehgionsgespräch, S. 307.
5. Bucer denkt hier wohl an Streitschnften und Predigten, die eimge der altgläubigen Kollo-
qucnten bereits 1545 gegen die Protestanten genchtet hatten; s. dazu oben S. 483 mit Anm. 5; vgl./o-
hannes Hofjmeister, Drey Chnsthche vnd nützhche Predigen, gethan zu Wormbs tm Thumstifft,
Mainz: Franz Behem, 1545 (VD 16 H 4276). Darüber hinaus war wohl gegen Ende des Kolloqui-
ums Cochlaeus’ Schnft >In XVIII. Articvlos Mar. Bvcen ... Responsio< erschienen; s. oben S. 110
mit Anm. 4. Nach dem Abbruch der Verhandlungen verfaßte Bilhck einen Kolloquiumsbencht m
Bnefform, auf den Bucer hier lm besonderen reagiert; s. dazu oben S. 524 mit Anm. 2.
6. besser.
7. S. oben S. 332.
8. So sah es die Wormser Prorogation von 1545 vor; vgl. DRTA. JR 16,2, Nr. 341,10, S. 1660.
9. davon.
10. Gemeint lst der Rechtfertigungsartikel des Regensburger Buchs von 1541, den Bucer am
6. Februar zusammen mit weiteren darauf bezogenen Dokumenten eingebracht hatte; s.obenS.356f.;
zum Streit über die Aufnahme dieses Artikels m die Akten s. oben S. 388 —390.
 
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