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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0535
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I 8. EIN WARHAFFTER BERICHTE

531

werden, haben die alten, lieben Heil[igen] Vetter in den gemeinen Concilien vnd be-
sondern handlungen mit den Ketzeren allemal gebrauchet, wie das die Acta der
Concilien vnd des L[ieben] Augustini bezeugen. So haltet man disen gebrauch auch
in allen weltlichen wichtigen sachen.1 Was hat man dan vns inn dem züuerweissen
oder als vnrecht auffzuheben2, das wir solich gewarsamkeit auch inn den hohisten
Gottes sachen zü gebrauchen begeret haben? Nemlich, dieweil wir zuthunb hatten
mit solichen gifftigisten, grimmigsten feinden nicht weniger des heiligen Euangeli-
ons dann vnser personen, das3 sie in jren vorigen4 vnd nach dem5 außgegangnen
schrifften von jnen selb überflüssig zeugen vnd des6 auch wollen bey den jren ge-
rhürnet sein. cSo sihet man auch auß jetziger Kriegsrüstung wol,7 was Colloquiums
man vorgehabt vnd was vergleichung der Religion man gesucht habe.c
Noch, nicht desto weniger, damit man sich ab8 vns nichts zubeklagen hette, ha-
ben wir bewilliget, vns mit jnen auch mit freiem gespreche9 sonder10 auffschreiben
zü versuchen, Welches wir auch zwen tag gethan11 vnd gleich die vnrichtigkeit bey
denen leü- I Aiijb I ten, die sie, als sie in die fader geredt, erzeiget, befunden, Derhal-
ben wir den dritten tag12 ja wider wolten in die fader geredt haben. Da aber dem ge-
gentheil vnd Presidenten gefiele, die sach noch einen tag zü versuchen, haben wir
vns in dem nirget so schwer gemacht als es der Billick lestert.13 Jch zwar14 wolts als
bald bewilligen, das weiß er, gezogen15 auff die Presidenten vnd jres theils Audito-
ren.
Das der Billick aber lesteret, wie wir in der disputation, bede16, die wir in die fader
geredt, vnd mit freiem gesprech gehalten, so übel bestanden vnd sie die sachen jres
theils so wol außgericht, Auch der Peter Maluenda (der den frommen martyr Dia-
zium zü seiner herrlicheit trewlich befordert)17 mich mit seinem scharffen disputie-
b) Drf.: zuthnn; zuthün: BF; zuthun: CDE.
c) —c) fehlt in D.
1. Zu diesen Beispielen s. oben S.372 mit Anm.2, S.452 mit Anm. 1.
2. vorzuhalten; vorzuwerfen. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.479f.
3. was.
4. vorhengen.
5. nach dem: seither; hernach. Vgl. Grimm 13 (= XII), Sp.34.
6. dafür.
7. Die kaiserhchen Knegsvorbereitungen m der ersten Jum-Hälfte waren den Protestanten nicht
verborgen gebheben; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 506; s. dazu auch oben S.441,1—4; vgl. auch
Bncer, Papst Pauli III. Breue (ed. unten S. 541-588).
8. von.
9. Zum >famihare colloquiurm vom 19.—22. Februar s. oben S. 394 f.; vgl. auch Bilhcks Darstel-
lung m seiner >Epistola< (Nendecker, Urkunden, S. 792—794).
10. ohne.
11. Am 19. und 20. Februar.
12. Am Montag, dem 22. Februar.
13. Vgl. Billick, Epistola (Nendecker, Urkunden, S. 793).
14. wahrhch.
15. gezogen auff die: um willen der.
16. bede ... vnd: sowohl... als auch.
17. Bucers Adjunkt Juan I )faz war am 27. März m Neuburg an der Donau ermordet worden.
Malvenda soll den Aufenthaltsort Juan Dfaz’ an dessen Widersacher weitergegeben haben. Vgl. \ o-
 
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