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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0537
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I 8. EIN WARHAFFTER BERICHTE

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stus ist, der ist auß Gott geboren.«1 »Wer auß Gott geboren, sün- I Aiiijb I diget
nicht vnd mag nicht sünden, dann der samen Gottes ist bei jm.«2 Darauff konde
aber der Maluenda nie einiges wort antworten, vnderstunde es auch nicht. Warffe et-
lichmal die erfarnuß für, darauff ich jm antwortet, Maluende erfarnus schlüsse3
nichts in der gottlichen lehre; Er solte Schrifft fürbringen. Zü letzt bracht er das ex-
empel Pauli für vnd sagte, der hette Gott geglaubet vnd1 doch die Kirch verfolget
vnd also inn todt sunden gewesen bei dem glauben.4 Dagegen warff ich jm aber für
Paulum selb j. Timo. ij5, der von sich schreibt, das er solchs nicht jm glauben, son-
der im vnglauben gethan habe. Darumb sein verfolgungen bei dem warem glauben
an Gott nicht bestanden were, den doch, wie der Herr selb gesagt, niemand haben
kan, der nicht auch zügleich an jn glaube vnd jn als seinen einigen, ewigen Heiland
erkenne vnd liebe.6 Dauon Paulus, wie er Christum verfolgte, noch gar ferr ware.
Welche warheit, das ja keiner, der ein waren, lebendigen glauben hat zü Gott vnd
vnserem Herren Christo, in einiger wissenden sünden wider das wort Gottes mage
stohn vnd bleiben, hab ich da mals mit viel anzeigen erkleret vnd genugsam erwi-
sen, das diese vnser bekantnuß der heiligen Schrifft vnd allem rechtem verstand
gantz gemess vnd eben ist vnd mit nichten absurda, vngereimet vnd vntüglich7.
Sunst müste auch vngereimet vnd vntüglich sein, das der heilig Johannes geschriben
hat j. Joh. ij[3 —4]: »An dem mercken wir, das wir jn kennen, so wir seine gebot hal-
ten. Wer da sagt: >ich kenne in<, vnd helt seine gebot nicht, der ist ein lügner, vnd in
solchem ist kei- I Bja I ne warheit.« Jtem j. Timoth. v[8J: »So aber jemand die seinen,
sonderlich seine haußgenossen, nicht versorget, der hat den glauben verleügnet
vnnd ist erger dann ein Heide.« Jtem: »Sie haben den schein eines Gottseligen we-
sens, aber sein krafft verleügnen sie«, ij. Timoth. iijfj].6 Ja, ongereimet vnd ontaug-
lich müßte sein alle Schrifft Gottes, die da zeüget, das, der an vnsern Herren Chri-
stum glaubet, habe das ewig leben8 vnd bleibe in Christo,9 da bei je kein sünd
wider das gewissen bestohn kan.
Diß gesinde, damit es erhalte, das die verrüchtisten Gottlosen leüt mogen Bapst,
Cardinal vnnd Bischoffe der Kirchen Christi sein, ja die Kirche selb, so bringen sie
dis Gottlose gedicht für, das alle die10 Christen seien, die nur mit todtem glauben11
f) danach: der: BF.
g) In der Vorlage wird der Satz fortgeführt.

I- I J°h 5,1.
2. I Joh 3,9. Bucers Ubersetzung des Verses stimmt mcht vollständig mit der Luther-Uberset-
zung überein.
3. schlüsse ... m: folgere. Grimm 15 (= IX), Sp.704.
4. Vgl. Act 8,1-3; 9,1 f.
5. Gemeint lst I Tim 1,13.
6. Joh 14,6f.; Joh 16,27.
7. untauglich. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 1977.
8. Joh 3,15f.36.
9. Joh 15,5.7.
10. diejemgen.
11. Jak 2,17.20.26.
 
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