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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0557
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19- PAPST PAULI III. BREVE

553

I Bja I Vnsern lieben Sonen, den drei-
zehen Orten des Bunds der Obern
Alemanie1, beschützern der kirchen
freiheit a
Ljeben Süne, wir wünschen euch heil
vnd die Apostolische bendiction4. ß
Wir sind, angesehen vnser vnd vnser
vorfarn so lang herbrachte gütwillig-
keit gegen ewer andacht vnnd ewer
gantzen starckmütigen Nation (wel-
che auch schaffet, das wir ewer stehts
eingedenck sind vnd ewer nutz vnd
ehr züm hochsten vor augen haben),
Y one zweifel, das euch noch wol
bewußt vnd jhr in frischer gedecht-
nus habt, was grosser verwandtnus9 10
zwischen euch vnnd disem Heiligen
stül alwegen gewesen ist, Was band
der liebe Vnd wie vil anzeigen10 6 ei-
nes güten vnnd zü allem wolthun
gneigten willen, den jeder theil züm
anderen gehabt, Als wir eüch alwe-

a Wer ist dise Kirch? Der Bapst selb vnd
seine pfaffheit. Welche jre freiheit? frei
nach allem jrem mütwillen sonder2 alle
straff vnd recht leben vnd handlen3 wider
Got vnd alle welt.
ß Der Herr sagt Maleachi5 zü den Prie-
stern, die sein ehre mt süchen, Er wolle
jren segen verfluchen.
Y Ja, wie er die zerstören mochte vnd dise
lobhche Nation zu seinem mutwillen so
verpflichtete, das sich jre beste manschafft
allemal vmb seines mutwils willen erste-
chen liesse, Wie Bapst Julius6 sagte, da die
gesandten der Eidtgnossen bei jm ansuch-
ten, friden zwischen jm vnd Franckreich
zü machen,7 Er hette die Eidgnossen nit be-
stellet, das sie solten zwischen jm vnd ande-
ren Potentaten8 vmb friden handlen, Son-
der das sie vmb seinet willen solten
erstochen werden.
ö Ja, hüpsche newe fanen geben11 vnnd vil
schoner creütz segen12 vmb so vil edler,
theürer mannschafft

1. Unter Alemanmen verstand man im Hochmittelalter das Herzogtum Schwaben. Im
16. Jh. wurde die Bezeichnung Alemanmen nur noch für den südlich des Rheins gelegenen,
oberen, eidgenössischen Teil des alten Herzogtums verwendet.
2. ohne.
3. leben vnd handlen: zu leben und zu handeln.
4. benedictio apostohca: Apostolischer Segen, mit welchem ein vollkommener Ablaß
verbunden ist. Vgl. LThK3 1, Sp. 876f.; Amberger, Pastoraltheologie 3, S. 1017.
5. Mal 2,2.
6. Julius II., Papst (1503-1513); vgl. LThK3 5, Sp. 1083 f.
7. Die Eidgenossen hatten Papst Julius II. 1m Kneg gegen Frankreich unterstützt und 1m
sog. >Pavierzug< 1m Sommer 1512 Mailand erobert; vgl. Ostinelli, Mailänderkriege. Die Eid-
genossen suchten einen Friedensschluß mit Frankreich, den sie ein halbes Jahr nach dem
Tod Julius II. 1m September 1513 erlangen konnten (»Frieden von Dijon«); vgl. Wiesflecker.,
Österreich 1m Zeitalter Maximihans I., S. 387.
8. Machthabern; Regenten. Grimm 13 (= VII), Sp.2038.
9. Freundschaft. Grimm 25 (= XII, 1), Sp.2128.
10. Beweise; Anzeichen. Vgl. Grimm 1, Sp. 525.
11. Infolge der Eroberung Mailands 1512 verlieh Papst Julius II. am 5. Juli 1512 den Eid-
genossen den Ehrentitel »Ecclesiasticae hbertatis defensores« und schenkte ihnen zwei Ban-
ner sowie jedem der beteihgten Orte eine Fahne mit Wappen; vgl. Surchat, Julius II.
12. Die päpstliche Benediktion, die, gestützt auf Mk 16,15, m üen Dienst päpstlicher
Herrschaftsansprüche gestellt wurde; vgl. Imorde, Ohnmachtsgesten, S. 196 f. Somit wur-
den päpsthche Militärschläge »im Zeichen des Kreuzes« geführt.
 
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