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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0583
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19. PAPST PAULI III. BREVE

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seinen liürcn sons kinderen gern wolte crblich machen, lst am tag.1 Wes sich dann die Hi-
spamer vnd Burgunder offt haben on alle scheuh vernemen lassen der erbhcheit halben des
Reichs Deutscher Nation, lst auch noch vnuergessen.2 So weiß man wol, das der Bapst will
des Romischen Reichs erbherr erkennet sein, der den Deutschen das Romisch Reich gege-
ben habe vnnd darumb auch füg vnd recht habe, das selbige, wann j n gelüste, j ncn wider zü
nemmen vnd anderen zü geben, die Churfürsten zü machen vnnd zü brechen, deren one das
letzunder vier (Gott seie lob) von dienstbarkeit seines Stüls abgefallen sind.3 Derhalben
mcht allein die Fürsten vnd Stende Deutscher Nation, sonder auch die anderen Nationen
billich nachdencken vnd fragen sollen, was die ausbeut Articul diser heihgen Bündtnus sein
mogen.

I Eja I Der Ablas, den vnser aller heiligster Vatter, Herr Paulus, aus Gottlicher
versehung4 Bapste, der dritte dises namens,5 vmb gemeinen friden vnd aus-
rottung der Ketzereien “ gegeben hat
PauIus, ein knecht der knechten Gottes,6 7 P zü künfftiger gedechtnus diser
sachen. Der Geist des allmechtigen Gottes, des Gottlich macht vnd versehung
seiner Kirchen allwegen zügegen ist, laßt nit nach, vns durch vnser Hirten-
ampt zü erinneren vnd zü ermanen, Y das wir fleiß ankeren, die gifftigen Ket-
zereien aus der Kirchen, so in deren gewachsen, auszurotten, 6 Darumb vns
auch dise sorge von anfang vnsers Bapstumbs dieff zü gemüt gangen vnd ste-
tig angelegen ist, wie wir den weingarten des Herren seuberten vnd das on-
kraut der Gottlosen lehren, welche die Ketzer durch Deutsche land geseiet
haben, ausrotteten.7 E
a Da sihe, du arme Deutsche Nation, wes sich der Romisch Widerchrist wider dich getroste,
das er wider dich darff seinen rostigen8 Ablas wider herfür bringen, dich, nit Ketzereien m
dir, auszurotten.
ß Diser welt
Y O Gott, wehre der grewhchsten lesterung deines heiligen namens.
ö Ja, alle Ketzereien zu befestigen vnnd das heilig Euangehon auszurotten.
1. S. oben S. 556 Anm. 2 und 4.
2. Die Habsburger hatten durch geschickte Heiratspolitik Spamen (seit Maximilian I.)
und Burgund (seit Philipp dem Schönen) gewonnen. Karl V. gelang es jedoch mcht, entspre-
chend einer >monarchia universalis< das Reich erblich zu machen. Dennoch regierten die
Habsburger bis zur Auflösung des Reichs 1806. Vgl. TRE 17, S.635 f.
3. Gemeint sind die weltlichen Kurfürsten Johann Friednch von Sachsen, Joachim II.
von Brandenburg und Friedrich II. von der Pfalz sowie der geistliche Kurfürst von Köln
Hermann von Wied.
4. Bestimmung; Fürsorge. Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 1265.
5. Papst Paul III. (reg. 1534-1549); Papst Paul I. hatte von 757 bis 767 das päpstliche Amt
inne, Papst Paul II. von 1464 bis 1471.
6. Als >servus servorum dei< verstanden sich die Päpste seit Gregor I., der m Auseinan-
dersetzung mit dem Patnarchen von Konstantmopel Johannes IV., Nesteutes und dessen
Selbstbezeichnung als >oi%oup£Vi>tög JiaTQiaQXT]g< diesen Titel wählte; vgl. TRE 25, S.647;
s. auch oben S. 150 Anm. 3.
7. Hier liegt eine Synthese mehrerer Bibelstellen vor. Verarbeitet wurden Cant 2,15; Mt
13,24-30; Mt 20,1-16.
8. schmutzigen; abgenutzten. Grimm 14 (= VIII), Sp. 1285.
 
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