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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0066
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546—1549


mermalen zu haus gehabt und sie, so vil an mir, gern alwegen in meinem haus gehalten
hette. Da sie aber lieber wolten für sich selb sein, umb des täglichen überfals und on-
ruge23 willen in meiner behausung, und mein vatter alda auch nit gelegenen platz hatte,
sein handtwerckb zu treiben, hab ich inen uff ir begeren etliche jar, zu ir eignen haushal-
tung in der stat, meine steur gereichet24, Und demnach, abermal uff ir selb bitt und 5
beger, in den Spital geholffen, in dem dann auch andere fromme, erbare leut ire pfrun-
den haben. In welchem Spital auch sie, nit under den armen, sonder in irem eigen ge-
mach, ire underhaltung25 gehabt, dazu ich auch järlich mein gelt gegeben. Wie ich auch
nach meines vatters seligem abgang für meine stiffmüter - das niemand von mir hette
erforderet - nun bis ins sechste jar gethon habe26. Also das die vorgesetzten des Spitals 10
daran, wie bei inen wol zu erfaren, ein gut vemügen haben27.
Daneben ist mein vatter seligen, weil er im Spital seine versehung gehabt, doch auch
bei mir gewesen, wann er gewolt. Hab im auch sunst gegeben, das ers von mir alwegen
gerhümet und sich ab mir28 gesparter hilff29 und dienstbarkeit nie beklaget hat. Wie das
auch mein stieffmüter allenthalben gezeuget und höchlich gelobet hat, das vil ehrlicher 15
leut wol wissen.
ZUm fünfften30 ist gleich so offenbar erdichtet, das ich von Weissenburg heimlich und
on urlaub abgewichen seie oder auch zu der zeit, da Weissenburg belegeret und der
onschuldige Johann Merckler ist enthaup- | G ia | tet worden31. Dann das wissen noch
fil im raht und der gemein zu Weissenburg, das ein gantz geseßner raht32 daselbet der 20

b) bandtwerck.
de Strasbourg, HA Prot 15, 91 b f.; Winckelmann, S. ijof.; das Tagebuch Jacob Gottesheims vom
15. 10. 1538 (Mitteilungen für Erhaltung der geschichtl. Denkmäler im Elsaß 19. 1898. S. 278).
23. Der täglichen Geschäfte (unerwartete Besuche) und der (dadurch bedingten) Unruhe wegen.
Eine andere Deutung von »Überfall« gibt Martin-Lienhart 1, S. 104!.: jemand wird unversehens
von Wasser, Schmutz u. dergl. betroffen.
24. Mit Geld unterstützt. Götze, S. 208; vgl. Anm. 22.
25. Lebensunterhalt.
26. B.s Vater war 1540 gestorben. Danach verließ seine Witwe, B.s Stiefmutter, für einige Jahre
das Spital, um später dorthin zurückzukehren, wo sie 1546 offenbar noch lebte.
27. Voll befriedigt sein. Lexer 3, Sp. 190.
28. Über mich.
29. Wegen unterlassener Hilfeleistung. Lexer 2, Sp. 1071 f.
30. Buceri abzug von Weissenburg. [Marg.J. - Zu den Vorgängen in Weißenburg nimmt B. selbst
Stellung in der >Summary< von 1523 (BDS 1, S. 71 ff.) sowie in der >Verantwortung< des gleichen
Jahres (BDS 1, S. i5iff.). B. hat Weißenburg etwa am 10. Mai 1523 verlassen (so BDS 1, S. 74,
Anm. 21).
31. Johann Merkler war unter Pfarrer Heinrich Motherer in Weißenburg Kaplan an St. Johann.
Während bei der Belagerung der Stadt im Juli 1525 (Bauernaufstand) Pfarrer Motherer die Flucht
gelang, blieb Merkler in der Stadt, wurde nach Einnahme der Stadt durch die kurfürstlichen Heere
gefangengesetzt und Ende Juli mit zwei anderen »Aufrührern« öffentlich hingerichtet (vgl. unten
Anm. 33). Diese Ereignisse haben sich also zwei Jahre nach dem Abgang B.s aus Weißenburg
zugetragen, und die >Abconterfeytung< irrt, wenn sie B.s »Flucht« und Merklers Tod miteinander in
Verbindung bringt. Vgl. CCath 31, 1974, S. 27E
32. Zur Sitzung vollzählig versammelter Rat der Stadt W. Lexer 1, Sp. 912. Übrigens hatte der
Rat von Weißenburg schon Ende April 1523 von sich aus Motherer und B. gebeten, um der Sicher-
heit der Stadt willen, diese zu verlassen.
 
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